Herausforderung Energiemarkt - Das Stadtwerke-Führungsduo im Interview

Stadtwerke-Geschäftsführerin Monika Otten | Foto: Stadtwerke Hemer
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Die Stadtwerke Hemer feiern in diesem Jahr das Jubiläum „125 Jahre Trinkwasserversorgung in Hemer“. Nach den schwierigen Zeiten im vergangenen Jahr mit der Wasserverunreinigung in verschiedenen Stadtteilen können Geschäftsführerin Monika Otten und ihr Technischer Leiter Dieter Gredig wieder optimistisch in die Zukunft blicken, wo jedoch mit der Übernahme des Hemeraner Stromnetzes und dem sich verändernden Energiemarkt bereits neue Herausforderungen auf das Unternehmen warten. Der STADTSPIEGEL sprach einmal ausführlich mit den der Stadtwerke-Spitze über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Anfang 2013 geriet Ihr Unternehmen durch die bakteriellen Verunreinigungen des Trinkwassers in Teilen Hemers in die negativen Schlagzeilen. Inwieweit ist dieses Kapitel inzwischen abgeschlossen?

Dieter Gredig: „In der Tat war die Ursachenforschung langwierig und schwierig, ist aber inzwischen abgeschlossen. Intensive Beprobungen haben seitdem stattgefunden und keinerlei auffälligen Werte mehr ergeben. Außerdem ist inzwischen das komplette Leitungssystem am Ebberg - dort befand sich die auslösende Leckage - ausgetauscht worden und intern haben wir nach Optimierungen gesucht und unser komplettes Kontrollsystem, Krisenmanagement und die Alarmwege auf den Prüfstand gestellt und angepasst.“

Und was ist dabei herausgekommen?

Dieter Gredig: „Wir haben uns durch diese Erfahrungen dazu entschlossen, den Umfang der Trinkwasseruntersuchungen im Wassernetz deutlich zu erhöhen. Zusätzlich zu den Proben in den Wasserwerken nehmen wir jetzt 17 Proben und liegen damit weit über der geforderten Norm. Außerdem werden alle Ergebnisse auch zukünftig auf unserer Homepage veröffentlicht, um weiterhin die von der Bevölkerung gewünschte Transparenz zu bieten.“

Beobachten Sie denn immer noch Nachfragen von besorgten Bürgern und Bürgerinnen?

Monika Otten: „Ja, das kommt ab und zu noch vor, insbesondere auf öffentlichen Anlässen, wie zuletzt den Hemeraner Herbsttagen. Wir merken aber, dass das Vertrauen inzwischen zurückkehrt. Bis es aber vollständig wiederhergestellt ist, müssen wir wohl noch etwas Geduld haben, schauen aber wieder durchweg positiv nach vorne.“

Jetzt zu etwas Erfreulichem. Sie konnten in diesem Jahr Jubiläum feiern - 125 Jahre Trinkwasserversorgung in Hemer. Wie sind Sie mit der Resonanz in der Bevölkerung auf Ihre Aktivitäten zufrieden?“

Monika Otten: „Sehr. Mit unseren Aktionen wie der Poolparty im Freibad, dem Fotowettbewerb mit dem daraus resultierenden Kalender und der Chronik wollten wir ja etwas für die Hemeraner Bevölkerung tun. Das scheint uns gelungen zu sein. So konnten wir von der Chronik immerhin schon rund 300 Stück verkaufen und auch der Kalender findet bereits reißenden Absatz.“

Sind denn derartige Aktivitäten auch in 2015 geplant - auch wenn das dann kein Jubiläumsjahr ist?

Monika Otten: „Auf alle Fälle. Wir müssen und wollen uns noch publiker machen bei den Hemeranern und Hemeranerinnen. Als ich hier meine Arbeit in Hemer begann, war ich erschreckt, wie wenige die Stadtwerke kannten. Das hat sich inzwischen zwar schon deutlich gebessert, aber wir müssen weiter dran arbeiten. So möchten wir langfristig mit dem Sauerlandpark zusammenarbeiten, weil der einfach ein Publikumsmagnet für Hemer ist. So werden wir in einigen Wochen wieder die Eisfläche im dortigen Wintergarten sponsern und im Frühjahr hoffe ich als nachhaltiges Projekt auf die Realisierung eines Wasser-Lehrpfades, durch den wir anschaulich und verständlich für Jung und Alt die natürliche Wasseraufbereitung erklären wollen. Und auf die nächste Poolparty dürfen sich alle Freibadfans definitiv auch freuen.“

Wäre in diesem Zusammenhang nicht auch ein Stadtwerke-Kundenzentrum in der Innenstadt wünschenswert?

Monika Otten: „In der Tat. Gerade vor dem Hintergrund der Übernahme des Stromnetzes werden wir weiter wachsen. Dann wird es an unserem jetzigen Standort hier am Perick sowieso zu eng. Die logische Folge wird eine Auslagerung unseres Kundenzentrums in die City sein. Da wir aber in derzeit noch laufenden Verhandlungen mit dem bisherigen Betreiber RWE anstreben, die mit der Übernahme verbundenen Aufgaben erst nach und nach in den kommenden sechs Jahren zu übernehmen, bleibt uns bei der Standortsuche noch ein wenig Zeit. Wir planen den Umzug voraussichtlich in 2016.“

Wie sieht der aktuelle Stand bei den Stromnetzverhandlungen aus?

Monika Otten: „Die Kaufpreisverhandlungen mit RWE befinden sich in der Schlussrunde. Wie gesagt streben wir dabei an, für weitere sechs Jahre mit der RWE zu kooperieren. Während dieser Zeit wird das Netz gegen ein Pachtgeld von der RWE-Tochter ,Westnetz‘ weiterbetrieben und unsere Mitarbeiter können vom Know-how der RWE/Westnetz profitieren. Mittelfristig bleibt es aber unser Ziel, den kompletten Aufgabenapparat im Bereich der Unterhaltung des Stromnetzes selbst zu übernehmen und unseren Kunden dann einen Rundum-Service mit den Produkten Strom, Gas und Wasser bieten zu können.“

Wie sehen Sie im Allgemeinen den Energiemarkt der Zukunft?

Dieter Gredig: „Im Bereich der nächsten 50 Jahre dürfte für die Stadtwerke sicherlich Erdgas der Energieträger der Zukunft sein. In der jüngsten Vergangenheit kam es gerade bei Nachtspeicherkunden zu einer Kostenexplosion, so dass wir eine Umrüstung meistens empfehlen. Das Problem jedoch ist, dass die Umrüstung von Strom- auf eine Gasheizung durch neue Leitungen und Heizkessel eine beträchtliche Investition darstellt, die für ein Einfamilienhaus schon zwischen 15.000 und 20.000 Euro liegen kann. Mittel- bis langfristig amortisiert sich das aber in den meisten Fällen. Viel unproblematischer ist da übrigens die Umstellung von Öl auf Gas.“

Zuletzt sind die Energiekosten für die Verbraucher immer weiter gestiegen. Wie sind Ihre Prognosen für 2015?

Monika Otten: „Da gibt es für unsere Gas-Kunden eine erfreuliche Nachricht. Wir werden ab dem 1. Januar 2015 unsere Gaspreise um 0,5 ct/kWh netto senken. Das bedeutet bei einem Jahresverbrauch von 15.000 kWh (120-150 m² Wohnfläche in einer modernen Wohneinheit) eine jährliche Ersparnis von 89,25 Euro brutto, bei einem Jahresverbrauch von 38.000 kWh immerhin 226,10 Euro brutto.

Das ist ja in der Tat eine positive Nachricht. Gilt dies eventuell auch für den Strompreis?

Monika Otten: „Leider nein. Ganz im Gegenteil. Zwar kann ich momentan noch keine genauen Zahlen liefern, aber insbesondere unsere Ihmerter EVI-Kunden werden wohl um eine weitere Strompreiserhöhung nicht herumkommen.

Was ist der Grund hierfür?

Monika Otten: „Der Hagener Stromnetzbetreiber Enervie, der über Altena auch in das Ihmerter Netz einspeist, hat für den 1. Januar deutlich höhere Nutzungsentgelte angekündigt. Grund für diese Kostensteigerung wiederum sei der zwangsweise Einsatz von Enervie-Kraftwerken, um Engpässe im Übertragungsnetz der Amprion GmbH auszugleichen und so die Versorgungssicherheit aller Netzkunden zu gewährleisten. Diese erheblichen Mehrkosten können wir als EVI einfach nicht auffangen und sind so gezwungen, alle Netzkunden mit dieser Erhöhung zu belasten. Momentan prüfen wir aber zusammen mit den Kollegen aus Schwerte und Iserlohn rechtliche Schritte gegen diese Entscheidung“.

Autor:

Christoph Schulte aus Hemer

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