Aufbau eines Museums - Gut Rödinghausen

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Den kompletten Aufbau eines Museums, von der Einrichtung bis zu den Exponaten mitzuerleben ist für eine Stadt etwas Einzigartiges. Gut Rödinghausen, Adelssitz aus dem Jahre 1807, soll derzeit zum lebendigen Kultur- und Erlebnisort entwickelt werden. Noch ist die Fassade teils mit Holzplatten dürftig gegen Regenwasser geschützt, doch die Aufteilung der Ausstellungsfläche auf rund 260 Quadratmetern ist nahezu abgeschlossen. Historische Objekte, die für den Wandel des Hönnetals mit seinen Menschen, Landwirtschaft, Industrie und Globalisierung stehen, werden in exklusiven Fachwerkvitrinen ausgestellt. Das Konzept ist einzigartig in Deutschland.

Die Exponate des Museums wirklich rundherum zu erkunden, dazu laden neuartige Fachwerk-Vitrinen aus Glas ein. Jede einzelne ist ein Unikat, auf Maß gefertigt und angepasst an die räumlichen Möglichkeiten. Sie sind Medienstation mit Zwischentischen für Informationsmaterial und Objektträger im wörtlichen Sinne. Denn die Ausstellungsstücke werden übereinander in den Vitrinen aufgehängt. Alles ist übersichtlich, oft auf Augenhöhe zu betrachten. Und auch barrierefrei, für Rollstuhl- und Rollatorfahrer sowie mit mobilen Sitzhilfen zu unterfahren. Die "Arme" des Glas-Fachwerks stellen einen Parcours dar, den man ergehen oder erfahren kann. Größtmögliche Nähe zu den Objekten ist somit gegeben.
Die neuartige Ausstellungsform entwickelte Museumsplaner Jürg Steiner aus Berlin. Er gilt als eine Koryphäe im deutschsprachigen Gebiet. „Ein Glücksfall ist seine Beteiligung. Er hat sich bei einer Begehung sofort verliebt in das Gut“, erklärt Jutta Törnig-Struck, Museumschefin in Menden. Auf die Bauart kam Denkmalexperte Jürg Steiner durch den Fachwerkstil des Gebäudes. „Es sei ein Statement der westfälischen Bauweise stellte er fest“, so Jutta Törnig-Struck. Der Museumsplaner hat die Aussenansicht in das Haus übertragen. Nicht nur die Objekte, sondern auch das über 200 Jahre alte Haus selbst werde so in das Innere übertragen.

Exklusive Glas-Fachwerkvitrinen

Die Idee der Fachwerkvitrinen wird auf Gut Rödinghausen erstmalig überhaupt umgesetzt. Die extravaganten Vitrinen liegen offenbar im Rahmen des Budgets. Jürg Steiner findet das Projekt faszinierend. „Ein heimisches Kulturerbe anzutreten ist eine große Nummer." Für die Begeisterung der Mendener steht auch der Weihnachtsbrief, den Bürgermeister Martin Wächter an die Einwohner richtete. In ihm heisst es, "es sei spannend erleben zu dürfen wie ein Museum neu entsteht". Die Jury eines Ideenwettbewerb, besetzt u.a. mit Dr. Ulrike Gillhaus (Leiterin LWL-Museumsamt Münster), Mitgliedern des Museumsvereins und der Werkstatt zur Mendener Industriegeschichte , Museumsleiter Stephan Sensen, Rudi Düppe (Vors. des Museumsvereins) und weiteren Experten, favorisiierten den Entwurf Jürg Steiners. Für Jutta Törnig-Struck ist zudem klar:"Es wird kein technisches Vorführmuseum." Die Kreativität aus dem einstigen Wohnsitz, in dem Industriegeschichte geschrieben wurde, umgeben von Mühlenanlagen, soll in den Räumen weiterleben.
Viele kleine Produkte zeigten eine Vielfalt, die für den Betrachter die Massenproduktion und -leistung sichtbar mache. Während sich die Erzeugnisse vieler Mendener Unternehmen im Laufe der Jahrzehnte kaum verändert hätten, seien die Produkte aber präziser und variationsreicher geworden. In den Fachwerk-Vitrinen soll ähnlich wie an einem Fließband der Verlauf der Herstellung gezeigt werden.
Die Zeitachse bis zur Eröffnung des Museum Gut Rödinghausen ist knapp bemessen. Bereits Mitte 2018 sollen die ersten Besucher durch die Ausstellung schweifen. Derzeit laufen die Vorbereitungen der Exponate. Neben der Auswahl, welche Objekte überhaupt ausgestellt werden, ist die Vergabe von Identifikationsnummern und die Bemaßung wichtig. Jutta Törnig-Struck: "Wir haben sehr viel Material." Bei der gesamten Planung müssen Vorgaben zur Beleuchtung und des Denkmalschutz eingehalten werden. Ein Farbkonzept bestimmt das Erscheinungsbild.
Vitrine für Vitrine entwickelt sich so das neue Museum in Lendringsen.

Sponsoren und Spinde gesucht

Doch in manchen Bereichen fehlt auch etwas. Um den Arbeitsalltag von Stahlarbeitern zu verdeutlichen sucht das Museum noch Metallspinde. Die Arbeitsschränke sollten gebraucht, aber im ausstellungsfähigen Zustand sein.
Hilfe bei der Aufarbeitung der Exponate erhält das Museum von den Mitgliedern des Vereins und Ehrenamtlichen. Weitere helfende Hände sind aber zusätzlich erwünscht.
Und für die Restaurierung eines über 150 Jahre alten Acht-flammigen Kronleuchters sucht das Museum einen Sponsor. Wer das Museum bei der Vorbereitung unterstützen möchte, meldet sich beim Museum Menden, Tel. 02373 9030.

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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