Jetzt mal Hochdeutsch 6

Antiautoritär war gestern…

Damals wusste man noch, wo es lang ging: unsere Kleinen sollen es besser haben als wir. All diese engstirnigen, kleinbürgerlichen Ansichten über Kindeswohl und Elternpflichten waren endgültig (?) Schnee von gestern, Grenzen wurden aufgehoben, kindliche Kreativität und Experimentierfreude waren angesagt, die Gesellschaft war gefordert, Kindergärten und Schulen wurde Unmögliches abverlangt, Chaos ward billigend in Kauf genommen.
Die Kinder von damals wurden in vielen Fällen und fast allen Belangen in die Wirklichkeit zurückversetzt, Nichtachtung von Autorität und Verweigerungshaltung führten zu schmerzhaften Erfahrungen und oft auch zu nachhaltigen Problemen.
Dann wurden sie Eltern und ihnen fehlte die Erfahrung, die Geduld und die Leidensfähigkeit ihrer Vorgänger, so konnte man manch seltsame Begebenheit beobachten;
Im Einkaufscenter sitzt ein ca 14jähriger im Rollstuhl und löffelt mit Hingabe ein Eis. Schließlich steuert er auf einen Abfallbehälter am Eingang zum Supermarkt zu. Fast dort angekommen wird er von seiner Begleiterin eingeholt, die ihm den Abfall entreißt und demonstrativ neben den Müllbehälter auf die Erde wirft.

Nachbars Heinz-Rocco geht mit Patchwork-Papa und Collie Lassy nochmal um die Häuser, wo der Hund an einer Lieblingseinfahrt sein Geschäft nach Ladenschluss tätigt. Wie von Omi gelernt, setzt der Junge das mitgeführte GASSI-Set in Betrieb, birgt das Geschäftsergebnis im dafür bestimmten Beutel und gedenkt, diesen im nahen Abfalleimer zu entsorgen. Papi indessen findet das peinlich und regelt das zwischen zwei geparkten Autos am Straßenrand.

Eine Mutter –radfahrend und telefonierend – kommt mit ihrem etwa 6jährigen Töchterchen per Rädchen auf der falschen Straßenseite zum gut besuchten Zebrastreifen vor dem Monheimer Tor. Fußgänger von beiden Seiten, am Rollwagen zum Teil, mit Ballast und in Eile führen dazu, dass die Kleine fast stürzt und unsicher wackelig absteigen muss. „Du sollst klingeln!“ keift die Mutter und drängt auf ihrem Rad etliche Passanten vom rechten Weg. Frech und ungefragt empfehle ich: „Du sollst absteigen – und Sie auch!“
Man soll nicht glauben, wie reich unsere Muttersprache an Bildern ist, und am Ende …“das ist m e i n Kind, und was es da zu erziehen gibt….“

Autor:

Paul Scharrenbroich aus Monheim am Rhein

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