Über die Druckersprache

Hier führe ich das angekündigte Begriffebüchlein aus dem Bereich der Buchdrucker mit seiner Vielfalt an Bezeichnungen fort. Die Abbildung zeigt eine Setzerahle, diese diente zum Anheben von Buchstaben aus bestehenden Kolumnen (Bleisatz), mit der flachen Rückseite der Ahle wurden dann eingefügte Buchstaben bis auf den Grund (Fuß) runtergedrückt, damit das Schriftbild der anderen Schrift angeglichen wurde. In dem Büchlein von Wolfgang Polte aus dem Jahr 1986 stehen diese Begriffe unter dem Buchstaben A: Abbreviatur - Abkürzung, Worte zusammenziehen; Abgang - ein beschmutzter oder zerrissener Druckbogen (auch als Makulatur bezeichnet); Abklatsch - Handabzug zum Korrekturlesen; abkreischen oder abkröscheln - in alten Druckereien beim Firnißsieden üblicher Brauch (In den Kupferkesseln siedendes Leinöl wurden altbackene Brotstücke oder Semmeln auf Tannenholzspieße gesteckt und einige Minuten darüber gehalten bis sie angebräunt waren um auf diese Art dem Leinöl das überschüssige Wasser und Fett zu entziehen, damit die Sud eindickte. Das so erhaltene "Ölbrot" wurde anschließend mit Salz bestreut und als Leckerbissen verzehrt. Dabei war der starke Leinölgeruch nicht von Bedeutung.
Ablegen: nach dem Drucken den Satz (ausgedruckte Form) wieder auseinandernehmen und die Buchstaben, Wortzwischenräume, Satzzeichen, Ziffern wieder in die dafür vorgesehene Fächer verbringen. "Hat er aber accurat oder sehr richtig abgelegt, so werden sich auch in seinen Correcturabdrücken wenige Fehler finden, und er hat dann auch nicht nöthig, beym Setzen jeden Buchstaben genau anzusehen oder zu untersuchen; oder ob es auch der rechte ist, den er aus demselben Fache gegriffen?" >> " Wohl abgelegt und gut gelesen, ist stets der beste Satz gewesen!"
Ablegespan: glatter, hölzerner Steg, eine Art Leiste, gegen die der Setzer beim Ablegen mehrere (6 bis 10 oder auch mehr) Zeilen - einen Griff ! - schiebt, damit sie ihm nicht durcheinander fallen.
Abliegen; auch ablegen oder abschmieren das Abfärben frisch aufgedruckter Farben auf dem darauf liegenden Bogen oder Blatt.
Abpressen: am gerundeten Buchblock einen Falz anpressen, so dass er die für den Einband erforderliche Form erhält.
Abpudern: frisch bedruckte Bogen mit Talkum, Magnesia o. ä. bestäuben, um ein Verwischen oder Abliegen (Abschmieren) zu verhindern.
Abquetschen: das Deformieren von Teilen der Druckform beim Drucken.
Abrichten: genaues Einstellen der Walzen in Druckmaschinen.
Absatz: ein Satzstück, das meist mit einem Einzug beginnt und mit einer Ausgangszeile schließt.
Abziehen: von einer neugesetzten Seite (Kolumne) einen ersten Abdruck für den Korrektor abziehen auch Farbe zieht sich ab, hinterlässt Spuren wenn frisch gedruckte Bogen aufeinander gelegt werden.
Abzug: Abdruck einer Druckform auf einen Bogen oder einem Blatt als Probedruck zwecks Korrektur bzw. Prüfung.
Achselhöhe: (Schulterhöhe): Höhe eines Typenkörpers (Schrifttype) vom Fuß bis zum Konus (Achselfläche).
Achtelpetit: ältere Bezeichnung für den typografischen Punkt (=0,376mm), die kleinste Einheit des typografischen Maßsystems (1 Petit = 8 typografische Punkte).
Ätzung: mit Hilfe ätzender Lösungen hergestellte Druckform.
Affiche: frz., Anschlagzettel, Aushang, Plakat, Anzeigenblatt.
Affenstall: drastischer Ausdruck für einen vom Saal abgetrennten Raum mit großen Glasfenstern für den Faktor, zumeist in größeren Setzersälen.
Ahle: Gerät zum Ausputzen der Buchstaben bzw. zum Herausnehmen der falschen Buchstaben oder beim Verringern der Wortzwischenräume.
Accurate Setzer haben immer scharfe Ahlen . . .
Dieses Grafische Wörterbuch werde ich in unregelmäßigen Abständen gerne weiterführen, wenn es denn hier gut Anklang findet!

Autor:

Fritz van Rechtern aus Neukirchen-Vluyn

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