Kommentar zu "Team Wallraff"

Ein Kommentar von einer Pflegekraft zur so eben Ausgestrahlten Sendung "Team Wallraff":

Gesamtfazit: Eher positiv.
Vorallem, wenn man nicht nur die Sendung "Team Wallraff" nimmt, sondern auch die anschließende "Extra"-Sendung hinterher.

Ganz klar negativ an dem heutigen RTL-Abend:
1. Die undifferenzierte Berichterstattung über die Gewalt in der Pflege. Es gibt sie, das wissen wir alle und es ist auch immer gut wenn sie aufgedeckt und gezeigt wird, das sensibilisiert, aber den ein oder anderen zwischenkommentar ala "Das sind ausnahmefälle, es gibt viele andere" hätte ich mir doch gewünscht und hätte das Gesamtbild noch positiver ausfallen lassen.
2. Die undifferenzierte Berichterstattung über die "kriminellen ambulanten". Auch hier, es gibt sie, wir wissen es, gut das es gezeigt wird, aber auch hier fehlte leider wieder komplett der Hinweis das es viele andere gibt, die eben anders sind.
3. Am übelsten Aufgestoßen ist mit dieser Suppenkasper der sich stellv. Bezirksbürgermeister nennen darf. Der hat das reingebracht, was viele von uns sicherlich von RTL insgesamt erwartet hätten: Effekthascherei, Polemik und stimmungsmache aller unterster Schublade. Besonders mit seinen beiden, für jedes Bullshit-Bingo als Joker geeigneten, Aussagen: "Mit der ambulanten kann man mehr verdienen als mit dem Drogenhandel" und "Mit der ambulanten kann man sich reich bescheissen" (beides sinngemäß).

Aber, das positive Überwiegt dennoch. Es wurden einige Pflegekräfte gezeigt, die diesen Titel verdienen und bei denen es eben nicht nur Beruf sondern Berufung ist und diese wurden nicht nur einmal gezeigt. Ganz klasse, sowohl am Anfang der Wallraff-Sendung als auch am Ende der Extra-Sendung (beim Teil Pflege) wurde mehrfach auf die Probleme eingegangen, es wurde gesagt, der Beruf muss aufgewertet werden, die Löhne müssen steigen. Ich hätts nicht erwartet, aber es wurden Probleme korrekt erkannt und benannt. Es wurde gesagt, wir müssen alle, von Pflege betroffene und die noch nicht betroffenen, zusammen halten und zusammen etwas bewirken. Manch gezeigter Missstand wurde ganz klar nicht auf uns Pflegekräfte abgewälzt, sondern der Schwarze Peter denjenigen zugeschoben die ihn verdienen und ich bin echt dankbar dafür, das endlich mal öffentlich eine dieser "Altenverwahr- und Geldscheffelanstalten" bloß gestellt wurde und das ganz ohne Pflegekräfte-Bashing. Und an folgender Stelle dürft ihr für den heutigen Abend, echt mal aufhören auf dem sonst so oft, und zurecht, gescholtenen RTL rumzukloppen. Mal ehrlich, wer von uns hätte erwartet heute irgendwelche Positiv-Beispiele zu sehen. Das ein Wallraff dem Personal die Bemühungen bescheinigt, eine Reporterin mehrfach engagierte Pflegekräfte ins Rampenlicht stellt und abschließend zwei vorbildliche Einrichtungen gezeigt werden, klasse, danke dafür RTL.

Abgesehen von den beiden Hauptakteuren auf Reporterseite, sind mir zwei Menschen aufgefallen, positiv Klaus Fussek (Begründung unnötig, oder?) und negativ...achja, das Laumännchen. Hat er sich letzte Woche noch ein Kieselsteinchen im Brett verdient als er sich zu unseren Mitstreitern auf den Boden begab und sagte wir müssen Druck machen damit er was verändern kann, hat er heute einen Felsbrocken vom Brett verschwinden lassen mit seiner CDU-Treuen scheuklappenaussage "Is doch alles Supi in der Pflege" und seinem am Ende der Wallraff-Sendung mehr als undifferenzierten Rundumschlag-Ankündigungsgesabel.

So, abschließend, steilvorlage für uns, das Thema wurde in die öffentlichkeit katapultiert, jetzt nochmal alle Reserven mobilisieren, Kräfte sammeln und am Samstag und in den folgenden Monaten zeigen, was wir wollen und das wir auch anders als Kuschelkurs können. Pflegekräfte fangen an sich zu organisieren, ein Altenheim im Osten hat schon feststellen müssen das Pflegekräfte doch streiken können, die Unikliniken im Süden sind gerade fein säuberlich eingeknickt vor der neuen Macht der Pflegekräfte, wir sind auf einem guten Weg, dürfen nur nicht nachlassen, aber bei der Energie die in dieser und anderer Gruppen steckt, krieg ich so langsam das Gefühl, das könnte was werden

Autor:

Kim Heidrich aus Velbert-Langenberg

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