Schachbundesliga

Gelungener Saisonabschluss für SK Turm

Zentrale Finalrunden in Schwetzingen machen Lust auf Mehr

Die letzten drei Runden der 1. Schachbundesliga wurden am vergangenen Wochenende als Zentralveranstaltung aller 16 Bundesligaclubs im Barockschloss Schwetzingen nördlich von Heidelberg gespielt. Sowohl für den Bundesligakader des SK Turm als auch für die vielen Schachfans war es ein rundum gelungenes Event. Mit 2 Siegen gegen die Absteiger Forchheim und Berlin sowie einer letztlich folgenlosen Niederlage gegen Werder Bremen beendeten die Turmspieler auf Platz 6 der Tabelle die überaus erfolgreiche Saison.

Auftaktniederlage gegen Bremen
Im ersten Spiel am Freitag musste der SK Turm gegen den Reisepartner aus Bremen an die Bretter. Die Weserstädter hatten zum Saisonabschluss noch einmal ein starkes Team aufgestellt, so dass – nicht völlig unerwartet – der Kampf mit 5:3 verloren ging.
Schneller Rückstand
Konnte Nils Grandelius am 2. Brett gegen den enorm starken französischen GM Laurent Fressinet noch ein achtbares Remis erzielen, gingen anschließend die entscheidenden Punkte doch an Bremen. Thomas Fiebig geriet an Brett 7 immer mehr ins Hintertreffen, bis die Lage im Endspiel schließlich hoffnungslos wurde und er aufgeben musste. Zwar konnte Martin Zumsande noch einen weiteren halben Punkt holen, doch 2 folgende Niederlagen für die Emsdettener waren fast schon gleichbedeutend mit dem Verlust des Mannschaftskampfes. Ruud Janssen am 4. Brett hatte insgesamt kein gutes Wochenende erwischt und konnte in der Freitagspartie der Mattdrohung des Bremer Gegners nichts Ernsthaftes mehr entgegensetzen. Kurz darauf musste auch Twan Burg die Segel streichen, schaffte es der Bremer Spieler doch einen seiner Mehrbauern in eine Dame zu verwandeln. 4:1 für Bremen – die Vorentscheidung war gefallen.

Jonny Hectors Sieg
Zumindest der Routinier im Team, der schon lange für den SK spielende schwedische GM Jonny Hector, konnte noch einen vollen Punkt für Emsdetten einfahren. Mit seiner ganzen Erfahrung verschaffte er sich im Endspiel einen Mehrbauern, was schließlich zum Sieg reichte. Die letzten beiden Partien des Tages endeten dann mit Punkteteilungen. Am Spitzenbrett geriet Emsdettens Spitzenspieler Anish Giri zwar gehörig unter Druck, doch vermochte er mit seinem Können das Spiel noch Remis zu halten. Auch Christian Richter, der am Wochenende gute 2 Punkte aus 3 Spielen holte, einigte sich in völlig ausgeglichener Stellung am Ende des langen Spieltages auf eine gerechte Aufteilung des Punktes. Damit stand das Endergebnis fest – 5:3 für Bremen. Aber richtig traurig brauchte niemand sein, standen doch an den folgenden Tagen noch Kämpfe mit 2 schlagbaren Absteigern auf dem Plan.

Forchheim glatt überspielt

In der 2. Wochenendbegegnung traf der SK Turm auf den bereits fest stehenden Absteiger aus Forchheim. Letztlich gab es mit dem 6,5:1,5 Sieg einen standesgemäßen Erfolg, waren die Emsdettener doch durchgehend nominell stärker oder – zumindest in einem Fall – etwas glücklicher in ihren Aktionen.

Giri dreht Spiel noch
Nach dem Spielverlauf zu urteilen, war der volle Punktgewinn vom Emsdettener Aushängeschild Anish Giri an Brett 1 etwas glücklich zu nennen. Nach eigenen Angaben stand er schon objektiv auf Verlust, als sein Gegner – wohl etwas zu gierig – auch noch die Dame eroberte, damit jedoch sein „Todesurteil“ einläutete, da Giri zu einer unwiderstehlichen Attacke blasen konnte, die den Forchheimer GM Prusikin zur Aufgabe zwang. Der Vorsprung wurde kurze Zeit später durch Thomas Fiebig an Brett 7 ausgebaut, dem nach ungenauen Zügen des Gegners ein leichter Sieg gelang. Nachdem Twan Burg am 5. Brett durch ein Remis den Vorsprung konservieren konnte, war es Jonny Hector vergönnt, durch seinen zweiten überzeugenden Sieg an diesem Wochenende die Führung auszubauen. Zwar musste Ruud Janssen an Brett 4 auch am Samstag eine Niederlage einstecken, was ihm persönlich gar nicht schmeckte, doch hatte dieser Punktverlust keinerlei Auswirkungen auf den Endstand. Denn mit drei Siegen in Folge machte der SK Turm die Sache klar. Nils Grandelius an Brett 2, Martin Zumsande am 6. Brett und Christian Richter an Brett 8 spielten souverän auf und gewannen ihre Partien letztlich doch klar und verdient.
Mit diesem 6,5:1,5 Sieg lag der SK Turm voll im Soll, war es jetzt ja noch möglich, durch einen weiteren Sieg den 6. Tabellenplatz zu erreichen und damit das bisher beste Ergebnis in der Bundesliga aus einer früheren Saison einzustellen.

SF Berlin niedergerungen

In der abschließenden Sonntagsrunde ging es zum Saisonausklang gegen die Hauptstadtvertretung des SF Berlin, der an den beiden Vortagen das Schachwunder in Form des Klassenerhalts nicht hatte verwirklichen können und somit als 4. Absteiger schon vor Spielbeginn feststand. Dennoch wehrte sich das Team mit aller Macht gegen eine weitere Niederlage – man wollte sich zumindest mit Anstand aus dem Schachoberhaus verabschieden.

Giri punktet erneut als erster
Nach 3,5 Stunden brachte Anish Giri den SK Turm in Führung. In einem Turmendspiel mit Bauern gelang es ihm in souveräner Manier, einen Freibauern zur Damenumwandlung zu bringen – das war der Moment für den Gegner die Hand zum Glückwunsch auszustrecken. Doch noch ahnte niemand, dass der Weg zum Erfolg noch lang werden würde.

Twan Burg leistet sich Fehlzug
Postwendend konnten die Berliner die Partie wieder ausgeglichen gestalten. Twan Burg entschied sich in komplizierter Stellung falsch, so dass sein Gegner das Match für sich entscheiden konnte. Es war einfach nicht das Wochenende des jungen niederländischen Internationalen Meisters in Diensten des SK Turm. Schlag auf Schlag ging es weiter. Nachdem Martin Zumsande an Brett 6 eine unentrinnbare Mattdrohung aufbaute und damit einen vollen Punkt für den SK Turm einfuhr, kam sofort die Berliner Retourkutsche. Mit 3 Bauern weniger im Endspiel hatte Thomas Fiebig am 7. Brett keine Chance mehr, was er durch seine Partieaufgabe auch dokumentierte. Auch der Ausgang der nächsten beiden Partien brachte noch keine Vorentscheidung. Sowohl Jonny Hector an Brett 3 als auch Nils Grandelius an Brett 2 einigten sich mit ihren Gegnern auf eine Punkteteilung.

Ruud Janssen macht's
Den Weg zum Mannschaftserfolg ebnete dann ausgerechnet Ruud Janssen, der mit seinem Auftreten bis dato gar nicht zufrieden war. Durch eine schöne Kombination gelang ihm ein Materialgewinn, den er dann in einen sicheren Sieg ummünzen konnte. Alles hing nun davon ab, ob Christian Richter am 8. Brett den greifbar nahen Sieg sichern konnte. Und das gelang ihm. Mit einem verdienten Remis holte er den alles entscheidenden halben Punkt zum Gesamterfolg – 4,5:3,5. Ein schwer erkämpfter Erfolg zum Saisonabschluss.

Fazit
Mit dem Erreichen des 6. Tabellenplatzes hat die junge Emsdettener Schachtruppe ihr Saisonziel eigentlich übertroffen. Man darf sich schon jetzt auf die nächste Spielzeit freuen, da das Team wohl in dieser Form zusammenbleiben wird. Nach der Sommerpause, die bis Oktober dauern wird, geht es wieder in die neue Saison, die erneut mit einer zentralen Schlussrunde aller Vereine enden wird. Dann werden sich die 16 Bundesligaclubs in Eppingen im Kraichgau zum ersten Schlagabtausch treffen. Die Veranstaltung in Schwetzingen war auf alle Fälle ein herausragendes Schachevent, denn neben den schachlichen „Leckerbissen“ und dem wunderschönen Ambiente gab es auch ein interessantes Rahmenprogramm. Das wurde schon allein durch die hohe Zuschauerzahl verdeutlicht. Zuschauermagnet war dabei die Simultanveranstaltung mit Exweltmeister Anatoli Karpov, der u.a. gegen den ehemaligen Mönchengladbacher Fußballtrainer Hans Maier antrat. Eine zentrale Runde aller Klubs sollte auf jeden Fall zum festen Bestandteil einer jeden Saison werden – da war sich die große Mehrheit einig.

Autor:

Rainer Ise aus Weeze

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