VfL Bochum: Keine Lust auf Leipzig

Peter Neururer ist ein scharfer Kritiker der Vorgehensweisen, die Leipzig gestattet werden.
  • Peter Neururer ist ein scharfer Kritiker der Vorgehensweisen, die Leipzig gestattet werden.
  • hochgeladen von Marc Keiterling

Das Fußball-Kommerzprodukt RB Leipzig bringt viele auf die Palme. Der vom Red Bull-Konzern mit vielen Millionen Euro initiierte „Kunstverein Rasen Ballsport“ findet außerhalb der sächsischen Metropole wenig Freunde. Der Verein Faninitiative Bochum ruft sogar zum Boykott des Spiels der Leipziger gegen den VfL am kommenden Freitag, 24. Oktober, auf.

Mit dem SSV Markranstädt ging es 2009 los. Um einen Fuß in den deutschen Fußball zu bekommen, ohne ganz unten auf Kreisebene anfangen zu müssen, handelte man dem vor den Toren Leipzigs beheimateten Oberligisten das Spielrecht ab und erhielt für diesen Schritt die Zustimmung des zuständigen Landesverbands. Vorherige Versuche, den Traditionsverein FC Sachsen Leipzig zu übernehmen, scheiterten am Widerstand der Sachsen-Anhänger.
Viel Geld pumpt Red Bull-Boss und Multimilliardär Dietrich Mateschitz seither in den vom seinem Haus initiierten Retortenclub. Dank dieses Investments – auch Fußballmannschaften aus Salzburg und New York sowie zwei Formel 1-Rennställe gehören unter anderem dazu – marschierte RBL aus der vierten in die zweite Liga durch.

„Zum Kotzen“

„Zum Kotzen“ finde er es, wie Leipzig agieren könne, sagte VfL-Trainer Peter Neururer kürzlich gegenüber anderen Medien und sprach als erster Vertreter aus dem Profifußball mit drastischen Worten exakt das aus, was viele Fußballfans über das Unternehmen Leipzig denken.
„Ich finde es richtig und wichtig, eine Meinung zu haben und die auf entsprechende Nachfrage auch zu kommunizieren“, unterstreicht Neururer noch einmal gegenüber dem Stadtspiegel. Wobei er betont: „Das mit dem Kotzen richtet sich nicht gegen Personen, gegen den Verein oder ein Finanzkonzept. Ich finde es aber unmöglich, wenn etwa ein eigentlich nicht transferierbarer Spieler dann doch wechselt.“

Wechsel über einen Umweg

Dabei dreht es sich um den Fall des österreichischen Jung-Nationalspielers Marcel Sabitzer. Der stand bis 2016 bei Rapid Wien unter Vertrag, mit einer Ausstiegsklausel nur für das Ausland. Diese wurde vom Red Bull-Konzern gezogen, Sabitzer wechselte im Sommer nach Leipzig, um umgehend zu RB Salzburg ausgeliehen zu werden. So ermöglichten zwei Unternehmens-Sportgruppen einen Wechsel innerhalb Österreichs über den Umweg Deutschland, ohne dass Rapid auf den Vertrag hätte bestehen können.
Sicher stinkt Neururer außerdem das erfolgreiche Abwerben des A-Jugendspielers Lukas Klostermann, der als Nachwuchsspieler erste Zweitligaeinsätze für Bochum absolvierte und nun für die U19 der Leipziger kickt.

„Zusatzmotivation? Das sind Methoden von 1820!“

Die Frage, ob er aufgrund seiner Aussage zusätzlich motivierte Leipziger erwarte, verneint der Coach: „Eine Aussage an die Kabinenwand zu nageln und damit eine Zusatzmotivation auslösen zu wollen – das sind Methoden von 1820! Die brauchen so was nicht, die sind ein Spitzenteam dieser Liga, spielen einen sehr attraktiven Ball. Die werden auch aufsteigen – mit so viel Geld im Rücken ist der Erfolg gar nicht zu vermeiden.“
Die Faninitiative Bochum hat auf einem Mitgliedertreffen beschlossen, das Spiel bei RB Leipzig zu boykottieren und keinen Bus anzubieten. „Unsere Befürchtung geht dahin, dass RB Leipzig aufgrund des immensen finanziellen Vorteils, den sportlichen Wettbewerb in der Volkssportart schlechthin ad absurdum führt. Mit dem Sponsor im Verein selbst fällt das Aufstellen des Jahresetats zwar nicht weg, aber deutlich weniger schwer ins Gewicht. Die Chancengleichheit, welche in jeder Sportart unabdingbar ist, ist somit nicht mehr länger gegeben“, erklärt die Faninitiative auf ihrer Homepage.

„Ich kann den Boykott-Aufruf nachvollziehen“

Peter Neururer zu diesem Thema: „Ich kann diesen Aufruf absolut nachvollziehen! Sicherlich wird uns die Unterstützung von den Rängen fehlen und ob das für uns gut ist, weiß ich nicht. Aber verstehen kann ich das.“
Der Entschluss, das Spiel zu boykottieren, sei vor allem aufgrund der Erlebnisse anderer Fangruppen im Leipziger Stadion gefällt worden, teilt die Faninitiative weiter mit. So hätte man Anhängern aus Aue den Zutritt versagt, weil diese „Anti RBL-Statements“ auf ihren T-Shirts getragen hätten.
Kritik unerwünscht. So klingelten den Sachsen bei ihrem Gastspiel in Düsseldorf die Ohren. Beim Warmmachen war folgende Musik im dortigen Stadion zu hören: „Money, Money, Money“ von Abba. Der „Trauermarsch“ von Frederic Chopin. Madonnas „Material Girl“ wurde ebenso gespielt wie „Kauf mich“ von den Toten Hosen.

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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