ADHS: Eine hausgemachte Störung unserer Kinder...?

Kaum eine Erkrankung unserer Kinder hat einen solchen dramatischen Zuwachs an Fällen, wie jenes ADHS.

ADHS übersetzt: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom

Eine zufällige Entwicklung ...?

Wohl kaum! Was früher in den Familien als normaler „Zappelphillip“ deklariert wurde, für den jedoch die Möglichkeit bestand, seine Umtriebigkeit abzureagieren, wird diese Möglichkeit zusehends eingeschränkt. Konnte sich ein Kind früher auslassen oder Bewegungstriebe ausleben, für den werden die Möglichkeiten, die umtriebigen Elemente in Herumtollen, kindliche Abenteuer erleben, Kreativität und soziale Anpassung zu kanalisieren, immer begrenzter. Während die Kinder in früheren Zeiten mit den Freunden durch die Gegend streiften und ihrem Spieltrieb freien Lauf lassen konnten, sind sie heute gefangen von Fernseher, Spielkonsolen und Smartphones.

Denke ich an meine Kindheit zurück, dann kommen mir die wunderbaren Gedanken, wie wir mit den Kumpels durch den Wald streunten, uns (manchmal nicht ganz legal) altes Bauholz organisierten und uns Baumhütten bauten.
Wir bastelten aus alten Waschmittel-Pappkartons Trommeln und marschierten als Trommler-Gruppe durch die Gemeinde. Schimpf-Kanonaden der belästigten Anwohner, die sich in ihrer Ruhe gestört fühlten, interessierten uns nicht. „Schellekes ziehen“ (das heißt bei Fremden klingeln und ganz schnell weglaufen) war ein fester Bestandteil unserer Streiche, und wir hatten einen Heidenspaß daran.
Gesellschafts- und Rollenspiele (wer kennt überhaupt noch: „Hans du stinkst...?“) ließen uns den sozialen Umgang erlernen und die Grenzen erkennen, ab wann man seinen Gegenüber verletzen und kränken kann.
Hatte man seinen Kontrahenten auf dem Schulhof im Schwitzkasten, dann hörte die Keilerei in der Regel auf; während heutzutage noch nachgehauen und nachgetreten wird, wenn der Gegner bewusstlos am Boden liegt.
Kletterpartien in den Bäumen, Fangen spielen, Cowboy- und Indianerspiele ..., alle diese Vorgänge waren Elemente, die dem natürlichen Bewegungsdrang Heranwachsender gerecht wurden. Die Entwicklung eines jungen Menschen fordert geradezu diese Verhaltensweisen, die des Weiteren in Punkto Kreativität und sozialem Verhalten und deren Schulung den Spezies Mensch zu dem Individuum formen, aus dem sich schließlich ein fertiges Produkt der Eigenständigkeit formt, und den Menschen für die Zeit des Erwachsenseins rüstet.

Durchlebt ein Kind diese Phasen nicht, so kommt es zum Aufstau nicht ausgelebter Bedürfnisse des natürlichen Bewegungstriebes, der schließlich in auffälligen Verhaltensweisen mündet.

Und wie äußern sich schließlich jene Auffälligkeiten?
- Motorische Überaktivität. Das betroffene Kind ist nicht mehr in der Lage, sich zu entspannen und sich auf eine Sache zu konzentrieren.
- Die Unkonzentriertheit ist ein Produkt stetiger Getriebenheit, was schließlich zur Einschränkung gewisser Elemente des Gedächtnisses führt. Laut Fachliteratur ist hier insbesondere der räumlich-visuelle Bereich betroffen.
- Die Hemmschwelle – insbesondere die der Gewaltbereitschaft – ist deutlich herabgesetzt. Die fortwährenden Reizangebote in Bezug auf die Gewalt durch Medien und anderen technischen Gerätschaften bei gleichzeitiger Passivität des Einzelnen führen zur regelrechten Abstumpfung des Kindes.
- Es zu einer Störung in der Verarbeitung von Reizen und dadurch zu Fehldeutungen und unrealistischen Einschätzungen von Handlungsweisen und deren Folgen.
- Die Bereitschaft eines Kindes, Aufgaben zu erledigen und sich anzustrengen, um ein Ziel zu erreichen, wird deutlich herabgesetzt.
- Das Verlangen von Be- und Entlohnung steht im krassen Missverhältnis zu dem Geleisteten. Belohnung wird als eine selbstverständliche Maßnahme empfunden und weniger als eine, die man sich erarbeiten muss.
- Es kommt zu einer Störung des Zeitgefühls eines Kindes, was die Einschätzung realistischer Intervalle betrifft. Die altbekannte „Aufschieberitis“ ist ein klassisches Beispiel hierfür, die sich schließlich in ihren Bestandteilen immer weiter anhäuft.

Natürlich bleibt die Zeit und ihre Entwicklung nicht stehen, und viele technischen Neuerungen haben und Wohlstand und Erleichterungen gebracht. Doch der Preis dafür kann sehr hoch sein, wenn der Mensch nicht lernt, damit umzugehen.

Früher saßen die Familien gemeinschaftlich am Tisch, nahmen ihre Mahlzeiten zu sich, unternahmen Gesellschaftsspiele oder redeten einfach nur miteinander.
Heute sitzt jeder für sich vor Fernseher oder Konsole und lässt sich berieseln. Kaum noch Kommunikation oder Austausch miteinander. Der größte Teil der Mahlzeiten wird vielfach hierbei eingenommen oder es wird hirnlos zu Chips und Schokolade gegriffen.
Früher bildeten sich in den Schulen in den Pausen schnatternde Gruppen oder Cliquen, die Fangen oder sonst was spielten.
Heute stehen oder sitzen sie alle lautlos da und sind mit ihrem Smartphone beschäftigt. Kaum noch Kommunikation, Diskussionen, noch nicht einmal Streit und Zank.

Das gleiche Phänomen beobachtet man sogar bei jungen Paaren, von denen man eigentlich annehmen müsste, dass sich jungverliebte viel zu sagen hätten!! Im Café oder Restaurant sitzen sie sich gegenüber und beschäftigen sich einzig mit ihrem kleinen Teil in der Hand. Sind dann noch zwei ältere Kinder dabei, dann sitzen sie sich stillschweigend zu viert gegenüber!!!

ADHS: Eine hausgemachte Störung , die wir uns selbst einbrockten ...

Foto: Christoph Droste, Pixelio

Autor:

Kurt Nickel aus Goch

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