Invasion der Unkräuter: Radikaler Schnitt kann Wucherung nicht stoppen – Boden mit Wurzelwerk ist Entsorgungsfall

Selbst mit schwerem Schneidwerkzeug, wie es Marco Grundmann vom Grünflächeamt des Kreis Unna hier fährt, wird der wuchernden Pflanze nicht der Garaus gemacht. Eein ungemähter Streifen im Hintergrund blieb ohnehin zurück.
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„Fütter mich“
Radweg Chaussee von Japanischem Staudenknöterich zugewuchert
Mehrere Standorte im Kreis Unna betroffen

Er mag Pflanzen, schon von Berufs wegen. Und leidenschaftlicher Radfahrer ist Werner Hessel auch. Als der Garten- und Landschaftsbauer aber vor lauter Grün den Radweg entlang der Chausseestraße kaum mehr sah, erkannte er in dem wuchernden Grün den „Japanischen Staudenknöterich“, ein äusserst hartnäckiges Unkraut.

Der Radweg an der Chaussee schließt seit einem Jahr die Verbindung Unna-Dortmund für Radler. Kaum nutzbar war der Radweg jedoch im Frühjahr durch die Wachstumsinavasion des Import-Knöterich aus Asien geworden. „Nicht nur der Zustand des weiteren Radweges Richtung Oelpfad ist unbefriedigend, diese Pflanze schränkt den Fahrweg ein und ist ein aufwendiger Entsorgungsfall“, deutet Hessel an. Der inzwischen durchgeführte Beschnitt auf Bodenhöhe auf rund 100 Metern sei zwar nett, dauerhaft aber in keinem Falle. „Jetzt kommt erst die Blütephase“, so Hessel. Japanischer Staudenknöterich wächst durch sein Wurzelwerk, benötigt keinen Samen. Das Gehäcksel sei zudem nahrhaft für die Pflanze. „Den Schnitt machen wir jedes Jahr“, erklärt Marco Grundmann, zuständig für den Grünschnitt im Bezirk Unna-Süd bis Fröndenberg. Es habe einen Versuch gegeben, das Grün grundlegend zu entfernen, auf 1,50 Meter wurde ausgebaggert, aber selbst eine Folie verhinderte die Verbreitung nicht. Zahlreiche Standorte sind betroffen. Dabei genießt diese Knöterichart einen guten Ruf als Heilkraut. Bei Arthritis, Fieber, Haut- und Magenkrankheiten soll er helfen, unterstützt die Abwehr von Tumoren und Viren und kann in Gemüsegerichten verwandt werden. Doch die Wucherpflanze hat zahlreiche Artverwandte, die sich ähnlich erfolgreich gegen Eingrenzung wehren. Springkraut, Bärenklau oder die Emscherorchidee nehmen an Wegesrändern und Gräben immer mehr Raum ein. Die Gefahr: Das Unkraut hat keine natürlichen Feinde mehr. Jegliche andere Pflanze hat keine Chance. Selbst Käfer und Insekten nehmen Abstand. Ein wenig erinnert sie an die wildwuchernde Audrey II aus dem Kleinen Horrorladen. Die bevorzugte allerdings Blut und forderte beständig „Fütter mich“.

Japanischer Staudenknöterich

Europa führte Mitte des 19. Jhdt. den Neophyten, auch Zugespitzter Knöterich, als Futterpflanze ein, was sich als wirkungslos herausstellte. Die Pflanze mit ihren langen Peitschenzweigen und Ovalblättern ist weiblich, vermehrt sich rasch unterirdisch. Ein Gramm Wurzelwerk genügt für eine neue Pflanze, die dann bis zu 30cm täglich wächst. Sie wird bis zu drei Metern hoch und schottet jegliches Wachstum anderer Pflanzen ab, die Wurzeln greifen Kanäle und Leitungen an. Für nachhaltige Entfernung sorgt nur das Auskoffern bis auf drei Metern Tiefe. Junge Pflanzen sollten frühzeitig sehr tief ausgraben, auf komplettes Wurzelwerk geachtet werden und gehören nicht auf den Kompost geworfen, sondern getrennt entsorgt.

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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