BÜCHERKOMPASS: GENRE - Zombieromane Teil 1

ZOMBIES! Halbverweste lebende Leichen, die tumb umherschlurfen und nichts anderes im Sinn haben, als den Lebenden die Innereien herauszureißen und das noch blutwarme Fleisch von den Knochen zu nagen...
Was fasziniert uns geneigte Leser eigentlich so an den Viechern? Ist es die Lust am Grauen, Spaß an zerplatzenden Köpfen, an Strömen von Blut? Oder ist es dieses Kribbeln der Angst, wenn das Unvorstellbare plötzlich Wirklichkeit würde, diese Prise Hoffnungslosigkeit, wenn die Zombies kommen?
Sind wir alle vieleicht ein wenig krank im Kopf?
Ich weiß es nicht. Ich bin kein Psychologe und ehrlich gesagt interessiert es mich zumindest auf dieser Ebene auch nicht besonders. Mir gefällt (neben vielem anderen) guter Splatter einfach und die Handvoll guter Zombiefilme hatte immer einen besonderen Platz in meinem Herzen.
Nun ja...

Seid einiger Zeit sind Zombies wieder IN, in Film, Comic und vor allem auch im Roman. Ich möchte euch deshalb einen kurzen Überblick über die Highlights (MEINE) des Genres geben.
Also: Bitte Platz nehmen und den guten Geschmack in der Garderobe abgeben...

Für mich hat der aktuelle Hype irgendwie mit DAVID WELLINGTONS Büchern STADT DER UNTOTEN und NATION DER UNTOTEN (Den dritten Teil WELT DER UNTOTEN habe ich noch nicht gelesen) angefangen
In Stadt d. U. ist die Welt bereits großteils von den Zombiehorden überrannt worden, nur wenige Enklaven der Lebenden sind noch übrig. Unter anderem eine von einem weibl. Warlord beherrschte militant Muslimische Truppe im ehem. Somalia. Von dort bricht ein ehem. UN-Inspektor mit einer kleinen, rein weiblichen Kampftruppe auf, um im von Untoten beherrschten New York dringend benötigte Medikamente zu besorgen. Doch was ihnen dort begegnet, ist viel schlimmer, als sie sich in ihren schlimmsten Alpträumen vorgestellt hatten. Nation d. U. ist eigentlich die Vorgeschichte zu Stadt und beschreibt den Erstausbruch der Infektion in einem US-Hochsicherheitsgefängnis und den verzweifelten (und vergeblichen Kampf der Sicherheitskräfte den Ausbruch unter Kontrolle zu bekommen.

Wellington, der vor allem für seine Vampyrromane bekannt ist, gehört eher zu den gemäßigten Vertretern seiner Zunft. Klar, auch bei ihm fließt Blut in Strömen, aber mehr im Hollywood-Stil als a la Cinecieta (Wenn der Vergleich verständlich ist). Nicht unbedingt klinisch rein, aber doch recht sauber. Immerhin sind die Zombies bei ihm noch echte Zombies: Langsam, dumm, gierig nach Menschenfleisch, ein Biss und Du bist infiziert und mit einem Kopfschuß sind sie hin. Recht innovativ setzt W. dann auch mal einen Schwarm untoter Tauben ein, zwar recht gewöhnungsbedürftigt, aber im Kontext sehr passend.
Die Handlung ist großteils nachvollziehbar und in sich stimmig, die Charaktäre handeln folgerichtig und menschlich.
Bedauerlicherweise allerdings gibt er den Zombies einen Denkfähigen Anführer und läßt einen uralten Schamanen vergangener Götter rumhampeln, der die Vernichtung der gesamten Menschheit (warum auch immer) plant. Das ist mir dann schon zu abgehoben und trübt ein wenig den Lesespaß.
Nichtsdestotrotz sind die Bücher spannende, leichte Lektüre und, wenn sie auch nicht unbedingt suchtbildend sind, machen Lust auf mehr. Zumindest als Einstieg ins Thema ist Wellington gut geeignet.

So richtig losgegangen ist die Zombievizierung der Fangemeinde mit
THE WALKING DEAD
Funktioniert als Comic wunderbar, die TV-Serie ist (Obwohl sie außer den Namen und der Grundidee mit der Ursprungstory nix zu tun hat) recht sehenswert (Jedenfalls die 1. Staffel) und... es gibt auch bereits ein paar Bücher. Da die aber nichts weiter als Nacherzählungen der Comics sind und noch nichtmal besonders gute, will ich hier aber nicht weiter drauf eingehen. Der Vollständigkeit halber erwähne ich sie, lesen muss man sie aber nicht.

Den letzten Stein, der die Zombiewelle endgültig zur Lawine gemacht hat, setzte MAX BROOKS. Sein nicht ganz ernstgemeinter Ratgeber THE ZOMBIE SURVIVAL GUIDE zum Verhalten und Überleben bei einem Zombieangriff entwickelte sich rasant zum Bestseller und OPERATION ZOMBIE wurde gerade mit Bratt Pitt verfilmt (Der Film hat mit dem Roman so gut wie nichts zu tun und bedient sich schamlos bei anderen Werken).
Operation Zombie ist die im Rückblick anhand von Interviews und Erlebnisberichten Spot-Lightartig erzählte Geschichte des ersten Zombiekriegs, den die Menschheit mehr oder minder knapp gewonnen hat.
Die Story ist stimmig, spannend und folgerichtig. Auch das Versagen der Behörden mit Verschleierungstaktik und Desinformation, die Fehler des Militärs, das in unglaublicher Arroganz glaubt, die Zombies in offener Feldschlacht zu besiegen (bis die Munition alle ist), was beinahe zur endgültigen Niederlage führt und das skrupellose Verhalten der Pharmaindustrie, die aus Gewinnsucht ein gefaktes Heilmittel auf den Markt wird, wird eindringlich geschildert und passend in den Report eingebaut.
Und gerade dadurch, das Brooks sich nicht verbal in Blut und Gedärm suhlt, wird das Kopfkino so richtig in Gang gesetzt. Operation Zombie verdient sich ein glattes GUT, für ein SEHR GUT ist mir das ganze aber deutlich zu optimistisch, zu Hoffnungsvoll, zu amerikanisch eben. Jedenfalls gehört es eindeutig zu den Büchern im Untotenbusiness, die man gelesen haben sollte.

Hier endet der erste Teil meines Genreüberblicks.
Im zweiten Teil werden die Profis des Schreckens vorgestellt, dann gehts so richtig ans Eingemachte.

ICH KANN EUER GEHIRN RIECHEN!

Autor:

Thorsten Ottofrickenstein aus Menden (Sauerland)

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