Das Lied vom Satz IV.

Eine Zweikonkordanzschrift aus Holz!
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Hier kommt nun die Fortsetzung des abgeänderten Textes des Gedichtes von Schillers Glocke, durch Rudolf Köstenberger aus Graz aus dem Jahr 1928.

Auf den Brettern in der Reihe
Steht nun endlich Spalt´an Spalt´.
Und dass fort das Werk gedeihe,
Sorgt umbrechend die Gewalt.
Ist die Spalte lang,
Sehet, es bezwang
Spielend der Metteur die Zeilen,
Darf er sie zu Seiten teilen.
Dem knappen Maße der Kolumnen
Vertraut er seiner Pakler Schweiß,
Umbricht die Seiten spaltenweis´
Und gibt dem Werke sein Volumen
Mit seiner Hände ems´gem Fleiß.
Wie traulich ist´s, wenn mit den Stegen
Er messend ihre Höh´ bestimmt
Und wichtig, stolz und überlegen,
Den Zeilenmesser prüfend nimmt.

Von der Spalte
Kühn im Schwang,
Mächtig lang,
Hebt in Griffen,
Sonder Bang,
Er nach Paginas zusammen,
Alle, die dem Fleiß entstammen.
Ach, mitunter kann´s geschehen,
Ach, mitunter nicht zu meiden,
Dass ein Griff, zu kühn geschwungen,
Auch dem Besten ist misslungen
Und in Lettern sich verlor,
Was noch Zeile war zuvor.
Und der Stift, gekrümmt den Rücken,
Sich muss nach den Fischen bücken.
Ach, wer kennt nicht all die Leiden
Des Metteurs, wenn´s nicht gelang,
Einen Ausgang zu vermeiden,
Der als erste Zeile sprang
Auf die neue Seite über
Und man rückumbrechen muss!
Doch mein Lied verschweige lieber
Des Umbrechenden Verdruss!

Ist zu Seiten es geteilet,
Was sich los´ als Spalte sah,
Kunstgerecht in Form gefeilet
Unterschlag und Pagina,
Lächelt das Gesicht,
Ledig seiner Pflicht
Ist der Metteur nun. In Bogen
Wird´s jetzt nochmals abgezogen.

Doch eh´ Seiten Bogen werden,
Muss man, wie wir alle wissen,
Überall auf weiter Erden
Die Kolumnen erst ausschießen!
Sechzehn Seiten
Hat Oktav, der Büchelbogen,
Diese sechzehn
Seiten nach dem Platze lechzen.
Denn es drucket
Ja auf Bogen,
Neb´neinander,
Bunt, so scheint es,
Mancher meint es,
Man die Form.
Doch der Setzer gibt dem Ganzen
Klug die Norm!
Stift und Packler werden stiller,
Mit des Wissers ruhiger Klarheit
Sammelt seine sechzehn Seiten
Auf dem Brette der Metteur.
Dann bedecket
Er die Plätze
Und den sichern Meister schrecket
Nicht die Acht,
Die den Stümpler immer necket,
Denn das Auge des Geübten wacht!

Fertiger Bogen, der die Seiten,
Die sich auf den Brettern breiten,
Richtig, gut und stimmend findet,
Der des Werkes Folg´ begründet,
Der, wenn auch die Sechs beim Elfer
Steht, wie auch die Fünf beim Zwölfer,
Dennoch weiß, wie man´s auch nimmt --
Diese Form ist gut und stimmt!
Hebt die Sippe der Metteure
Himmelan zur Wundermäre!
Tausend Bücheldrucker schwimmen,
Fragen oft sich untereinand`,
Ob die Seite wohl wird stimmen,
Wie sie ausgeschossen stand.
Meister zeigt sich hier, Geselle,
In des Schießens Meisterschaft,
Wenn er auf die richt´ge Stelle
Die Kolumne stellt voll Kraft.
Können ist des Meisters Zierde,
Freilich nur, wenn er es kann,
Wird der Schwumm dem Geist zur Bürde,
Schießt ein Span den andern an.

Es wird fortgesetzt!
Das Lied vom Satz I.
Das Lied vom Satz II.
Das Lied vom Satz III.
Das Lied vom Satz V.
Das Lied vom Satz VI.

Eine Zweikonkordanzschrift aus Holz!
Das Korrektorat gibt es heutzutage nicht mehr in der altgewohnten Art.
Autor:

Fritz van Rechtern aus Neukirchen-Vluyn

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