Kunst der Avantgarde - "Der Sturm" in Wuppertal, Von der Heydt-Museum

10. Juni 2012
Von der Heydt-Museum, 42103 Wuppertal
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Oskar Kokoschka, Selbstbildnis, Plakat "Der Sturm", 1911
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  • Oskar Kokoschka, Selbstbildnis, Plakat "Der Sturm", 1911
  • hochgeladen von Dorothea Weissbach

"Der Sturm" in Wuppertal

Diejenigen, die jetzt an ein Wetterphänomen denken, liegen falsch. Es handelt sich vielmehr um ein herausragendes Ereignis kultureller Art, das vom 13.3. bis zum 10.6.2012 im Von der Heydt-Museum Wuppertal nicht nur ausgestellt, sondern geradezu nachgebaut wird.

Ich habe für Sie an der Pressekonferenz teilgenommen und bereits vor der offiziellen Eröffnung einen ersten Blick in die Ausstellungssäle geworfen. Ein wirklich überwältigendes Ereignis steht der Kunstwelt bevor!
Es erwarten uns einzelne Ausstellungsräume zu den Themen:
"Blauer Reiter" mit zahlreichen Bildern von u.a. Marc, Macke, Münter und allein 7 Stück von Kandinsky;
Oskar Kokoschka mit seinen Druckgrafiken;
Futuristen mit ihren bewegungsbetonten Werken und der damals neuartigen Darstellung der Wahrnehmung von verschiedenen Standpunkten im Raum aus;
"Erster Deutscher Herbstsalon" von 1913, der zur Drehscheibe der internationalen Avantgarde wurde;
Delaunay
Künstlerinnen
Gemälde mit Tiermotiven
Kubisten
Grafische Arbeiten, Skulpturen, Exemplare der Originalzeitschrift "Der Sturm", ...

Es müssen nur noch wenige Arbeiten ausgepackt, begutachtet und an die Wand gebracht werden, dann kann am 13.3.2012 der Ausstellungsbetrieb beginnen.

Was ist das Besondere an dieser Ausstellung?
1912, also vor genau 100 Jahren, eröffnete Herwarth Walden die Galerie "Der Sturm" in Wuppertal. Die Galerie wurde schnell mit Ausstellungstätigkeit, Veranstaltungen und eigener Zeitschrift die Keimzelle und das Zentrum der Avantgarde. Die "Sturm"-Galerie trug die Kunst der Moderne von Wuppertal-Elberfeld und -Barmen aus zunächst ins Rheinland, dann über die Künstlerstadt Köln in die Metropole Berlin und weiter ins europäische Ausland.

Die aktuelle Museums-Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Von der Heydt-Museums Wuppertal und des Instituts für Kunstgeschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Das Verdienst der heutigen Ausstellungsmacher ist, dass die Zeit des "Sturms" erstmals erschöpfend behandelt wird:
Es werden 75 Künstler ausgestellt von Jankel Adler bis Georges Yakoulo, darunter so berühmte wie Gabriele Münter, Wassily Kandinsky, August Macke, Oskar Kokoschka, Willi Baumeister, Paul Klee – also quasi das "Who is Who" der Zeit um 1920.

Es werden zu 90 % genau die identischen Bilder, Zeichnungen, Druckgrafiken und Skulpturen ausgestellt, die in den Jahren 1912 bis 1928 in der Galerie "Der Sturm" präsentiert wurden. Sie können also - wie nachgebaut - genau die Kunst genießen, die schon vor 100 Jahren die Welt bewegte.

Es gibt ein umfangreiches Begleitprogramm zur Ausstellung mit
Theater: Bühnenwerk "Mann" von Lothar Schreyer im Kleinen Schauspielhaus
Musik: "Sturm im Konzertsaal – Musikalische Umbrüche zwischen den Kriegen", aufgeführt von den Wuppertaler Bühnen in der CityKirche in W-Elberfeld
Kunstseminar: Dr. Philipp Horst vermittelt Grundlagen der Kunstgeschichte
Themen-Führungen: StudentInnen des Fachbereichs Kunstgeschichte der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf referieren über Themen wie Künstlergruppen im "Sturm" – Exprssionisten, Futuristen, Dadaisten; die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg; die russische Avantgarde; die Expressionisten und das Theater; die frühen Jahre des "Sturm", der Blaue Reiter und Oskar Kokoschka.

Ermöglicht wurde diese einmalige Gesamtschau durch Sponsoren, die auch die Kosten für Transport und Versicherung der ca. 200 Leihgaben aus 47 der bedeutendsten Museen der Welt übernahmen.
Die Ausstellung wurde von einem Forschungsprojekt der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf begleitet. Bis zu 15 StudentInnen haben 2-3 Jahre lang neben ihrem Studium im Rahmen eines Lehrprogramms an den Vorarbeiten für diese Ausstellung gearbeitet. Dieses Forschungsprojekt ermöglichte, dass nicht "nur" die Anfangsjahre des "Sturms" von 1912 bis 1920 gezeigt werden, sondern dass die Forschung bis zur Auflösung der Galerie 1932 fortgeführt werden konnte.

So lassen sich die Phasen der Galerie "Der Sturm" rekonstuieren:
1.Vor dem Ersten Weltkrieg
2.Während des Ersten Weltkrieges
3.Veränderungen nach Kriegsende bis zur Auflösung der Galerie.

Zu 1.: Vor dem Ersten Weltkrieg vernetzte sich der Galeriegründer Herwarth Walden mit dem Wiener Publizisten Karl Kraus. Dessen Redaktions-Mitarbeiter Kokoschka schuf ein provokatives Selbstbildnis zur Werbung für die "Sturm"-Zeitschrift. 1919 organisierte Walden dann Kokoschkas erste Einzelausstellung. Es folgte im März 1912 die erste Ausstellung der "Sturm"-Galerie mit den Künstlern des "Blauen Reiter", also so bekannten Namen wie Kandinsky, Marc, Macke.
Die zweite Ausstellung im April/Mai 1912 im "Sturm" war den italienischen Futuristen gewidmet. Deren rhythmisch-dynamische Kompositionen revolutionierten die Kunst durch das Konzept der "Schönheit der Schnelligkeit".
Der "Erste Deutsche Herbstsalon" 1913 erweiterte das Blickfeld auf die internationale Kunstszene mit weiteren neuen Künstlern und den Pariser und Prager Kubisten. Chagall erhielt 1914 seine erste große Einzelausstellung im "Sturm".
In der Galerie wurden - eine Seltenheit in der damaligen Zeit - auch Frauen ausgestellt (die seinerzeit unter einem Männernamen firmieren mussten). Künstlerinnen wie Münter, Werefkin, Gontscharowa, Delaunay-Terk, die Niederländerin Jacoba von Heemskerck und die Belgierin Marthe Donas fanden hier ein Forum.

Zu 2.: Bemerkenswert ist, dass die Arbeiten der Kriegsjahre allgemein vom Mystizismus geprägt waren; später ging das Gedankengut hieraus in die Konzeption des Bauhauses ein.
Die Galerie hatte vor dem Weltkrieg auch Franzosen und Russen unter Vertrag. Zu diesen "Feinden" wie z. B. Chagall und Kandinsky musste der Kontakt nach Kriegsbeginn offiziell abgebrochen werden. Die Galerie ermöglichte gleichwohl eine Präsentation der Arbeiten im Rahmen von "Wanderausstellungen".
Die Kunstwerke aus der großen Einzelausstellung von Chagall befanden sich noch in den Depots der Galerie und konnten auch während des Krieges gut veräußert werden.
An der neu gegründeten "Sturm"-Bühne verwirklichte Lothar Schreyer seine Vorstellung einer expressionistischen Bühnenkunst, deren Darsteller, Marionetten gleich, als kosmische Wesen erscheinen sollten.

Zu 3.: Nach Ende des Ersten Weltkrieges war der Galeriegründer Herwarth Walden von der Ideologie des Kommunismus geprägt. Es wurden daher bevorzugt Werke mit einer politischen Ausrichtung ausgestellt. Die deutschen Konstruktivisten wurden im Januar 1920 mit einer Ausstellung von Schlemmer, Baumeister und Dexel präsentiert.
Ab Anfang der 1920er Jahre war die Galerie eine wichtige Anlaufstelle für die aus osteuropäischen Ländern emigrierten Künstler, insbesondere für die ungarischen Konstruktivisten.
Einen letzten Akzent setzten 1925 und 1928 Pierre-Louis Flouquet und Victor Servranckx, die Vertreter der belgischen Avantgarde.
Um diese Zeit war der "Sturm" in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Walden, inzwischen Anhänger des Kommunismus, emigrierte 1932 nach Moskau.
Damit endete die Galerietätigkeit mit ihrer epochalen Ausstrahlung auf ganz Europa.
Walden wurde ein Opfer des stalinistischen Terrors und starb 1941 im Lager Saratow/Wolga.

Mein Fazit:
Ich kann jedem Kunstinteressierten nur einen Besuch der Ausstellung empfehlen - und achten Sie auch auf das tolle Begleitprogramm!

Autor:

Dorothea Weissbach aus Oberhausen

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