URTEILE: Rassismus im Alltag - Packendes Stück über die Opfer des NSU in München

Das Theaterstück "Urteile" erzählt von den Opfern der NSU. Foto: Norbert Kriener

Am 18. Februar, um 18 Uhr zeigt das freie Theater Gegendruck im Atelierhaus wieder seine Inszenierung des Stücks "Urteile" von Christine Umpfenbach und Azar Mortazavi. Als erstes Ensemble in NRW brachte Theater Gegendruck im Frühjahr letzten Jahres das brisante Dokumentarstück auf die Bühne.

Die Proben für die Wiederaufnahme im Theaterraum von Theater Gegendruck im Atelierhaus in der ehemaligen Königschule laufen auf Hochdruck. Theaterleiter Johannes Thorbecke ist diesmal auch als Darsteller dabei, in den Rollen der Schwiegermutter eines Opfers, eines Journalisten und eines Politikers.
Hintergrund von "Urteile" ist die Mordserie der rechtsextremistischen Terrorzelle NSU, die bis heute unser Land erschüttert. Lange Zeit wurde dabei ein ausländerfeindlicher Hintergrund von den Ermittlungsbehörden ausgeschlossen. Stattdessen gerieten die Angehörigen der Mordopfer ins Visier von Medien und Ermittlungsbehörden. Vorverurteilungen wurden durch Überschriften der Boulevardpresse, in denen von „Dönermorden“ und „Türkenmafia“ die Rede war, angeheizt. Erst 2011 wurde nach der Selbstenttarnung des NSU offenbar, wer hinter den Taten stand, die seit 2013 im Prozess vor dem Oberlandesgericht München angeklagt werden. Für Frühjahr 2018 werden die Urteile erwartet.
Die Autorin und Dramaturgin Christine Umpfenbach hat im Umfeld der zwei Münchner Mordopfer recherchiert. Sie hat mit Angehörigen, Freunden und Arbeitskollegen gesprochen, aber auch mit Ermittlern, Presseleuten und Politikern. Das Ergebnis ihrer Nachforschungen ist das Dokumentarstück "Urteile", das 2014 im Residenztheater München uraufgeführt wurde, und für das Christine Umpfenbach den Theater-Förderpreis der Stadt München erhielt. Das Originalton-Material, das URTEILE zugrundeliegt, lenkt den Blick auf „die Geschichte der Ungehörten“, wie die Autorinnen schreiben. Gleichzeitig verweist es „auf die Machtstrukturen, die dieses Unrecht möglich machen.“
In die Collage eingeflochten sind berührende poetische Texte von Azar Mortazavi. So ist hier – ähnlich wie mit dem preisgekrönten Film „Aus dem Nichts“ von Fatih Akin - ein Stück zum Nachdenken und zur Diskussion entstanden, das viele unbequeme Fragen stellt.

Autor:

Lokalkompass Recklinghausen aus Recklinghausen

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