Erzähl mir nichts vom Storch oder Glücksmomente eines Tierfotografen

Bild 1: Storchennest im Baltikum
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Die Redewendung „Erzähl mir nichts vom Storch“ meine ich von früher zu kennen, und zwar in derselben Bedeutung wie „Erzähl mir nichts vom Pferd“, also „tisch mir keine Märchen auf“. Anlässlich dieses Artikels habe ich die Wendung noch einmal im Internet recherchieren wollen – ohne Erfolg. Was bedeuten kann, dass mich meine Erinnerung trügt und es diese Redewendung „eigentlich“ gar nicht gibt oder dass das Internet auch nicht alles weiß.
Wie dem auch sei, ich lasse diese Wendung als Überschrift für den Beitrag stehen, obwohl ich durchaus etwas von Störchen erzählen möchte. Der Untertitel verrät aber schon, dass es nicht um Märchen geht, sondern um Glücksmomente bei der Tierfotografie. Hier am Beispiel des Storchs.
Ein Tier entdecken, sich in eine möglichst günstige Position bringen, ohne es zu verscheuchen, abdrücken. Kein Knall durchbricht die Stille, keine Kugel fliegt, das anvisierte Tier bricht nicht tödlich getroffen zusammen, es ist lediglich „abgelichtet“ worden. Jeder, der sich Natur und Tieren verbunden fühlt und gerne fotografiert, kennt wahrscheinlich das erhabene Gefühl über eine gelungene Tieraufnahme. Und das – aus meiner Sicht – Sympathische bei Tierfotografen: Sie trachten dem Objekt ihrer Begierde nicht nach dem Leben, sondern „vervielfältigen“ es in gewisser Weise sogar.
Diejenigen Tiere, die in der näheren Umgebung selten bis gar nicht vorkommen, sind natürlich ganz besonders willkommene Fotomotive. So ging es mir mit (Weiß-)Störchen. Bei einer Urlaubsreise durchs Baltikum vor vier Jahren habe ich entzückt eine Vielzahl von Störchen gesehen. In Wiesen herumstolzierend und auf Dächern und Masten brütend (Fotos 1 und 2).
Schöne Porträts von Störchen lassen sich zweifellos in Zoos oder Tierparks machen. Man kommt nahe an die Tiere heran und sie können nicht weglaufen bzw. –fliegen (Fotos 3 bis 5). Aber bei Vögeln (wie auch bei anderen Tieren) in Käfigen oder Gehegen bleibt immer ein Rest von Unbehagen.
Deswegen geht nichts über Begegnungen in „freier Wildbahn“. Und wenn diese dann noch in der heimischen Region stattfinden, umso besser. Ein solches Erlebnis hatte ich im Jahr 2014, als ich mit dem Fahrrad von Arnsberg nach Fröndenberg gefahren bin. Auf dem Rückweg entdeckte ich in den Ruhrauen des Naturschutzgebietes zwischen Fröndenberg und Wickede einen Weißstorch. Als sich das Tier in die Lüfte erhob, habe ich seinen Flug beobachtet und bemerkt, dass es in einiger Entfernung wieder niederging. Es war etwas mühsam, sich auf recht verschlungenen Pfaden in die Richtung zu begeben, in der ich den Storch vermutete. An einem Seitenarm der Ruhr näherte ich mich schließlich vorsichtig, den Strauch- und Baumbestand als Deckung nutzend, dem vermeintlichen Aufenthaltsort von „Meister Adebar“. Und dann sah ich ihn plötzlich, wie er in ruhiger, entspannter und eleganter Art durch das Wasser schritt. Fast zum Greifen nahe (Fotos 6 bis 10). Als ich ihn durchs Objektiv meiner damaligen Kamera (einer Coolpix S 10 mit einem lediglich 10fachen Zoom) erfasst und einige Fotos gemacht hatte, überwältigte mich jenes Glücksgefühl, von dem ich bereits oben gesprochen habe.
Um noch einmal auf den Anfang dieses Beitrags zurückzukommen: Sollte ein Leser die Redewendung „Erzähl mir nichts vom Storch“ kennen, wäre ich für einen Hinweis dankbar.

Autor:

Norbert Wiegelmann aus Arnsberg

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