Wenn Kinder zu Opfern werden

Joachim Kantus.

Sie werden geschlagen, misshandelt oder missbraucht: Viele Kinder, die in der Medizinischen Kinderschutzambulanz der Dattelner Kinderklinik versorgt werden, haben einen langen Leidensweg hinter sich. Der Castrop-Rauxeler Joachim Kantus ist als Sozialarbeiter in der Ambulanz tätig und weiß: „Es werden jeden Monat mehr Kinder.“
Vor gut einem Jahr wurde die Medizinische Kinderschutzambulanz in der Dattelner Kinderklinik in Betrieb genommen. Ein sechsköpfiges Team aus Ärzten, Pflegern, Seelsorgern und Sozialarbeitern kümmert sich hier um Kinder, bei denen der Verdacht auf Misshandlung oder Missbrauch besteht. Hier werden sie ärztlich begutachtet und medizinisch versorgt.
„Allein im Jahr 2011 hatten wir 144 Kinder zur Begutachtung in der Ambulanz“, erklärt Joachim Kantus. Der Verdacht auf Misshandlung oder Missbrauch bestätigte sich dabei in rund 90 Fällen.
„Und es werden immer mehr. Denn im neuen Jahr sind schon neun Jungen und Mädchen untersucht worden“, berichtet Joachim Kantus.
Die Liste der Blessuren, häufig schon bei Kleinkindern und Säuglingen, ist lang. „Wir haben Fälle, wo den Kindern Zigaretten auf dem Rücken ausgedrückt und Knochen gebrochen wurden. Bei Säuglingen haben wir oft Hinweise darauf, dass sie stark geschüttelt wurden, was die Folge haben kann, dass die Kinder eine Behinderung davontragen“, berichtet der Castrop-Rauxeler.
Als Sozialarbeiter ist er in der Medizinischen Kinderschutzambulanz vor allem Ansprechpartner für Hilfe suchende Lehrer, Erzieher und Eltern, die bei einem Verdacht auf Missbrauch oder Misshandlung oft nicht wissen, wie sie dem betroffenen Kind weiterhelfen können. „Bittet mich jemand um Hilfe, erkläre ich den Leuten genau, was bei einem solchen Fall zu tun ist. Wichtig ist, dass das betroffene Kind so schnell wie möglich begutachtet wird“, so der 52-Jährige. Jedoch warnt der Sozialarbeiter vor einem Alleingang, denn das Kind dürfe nicht ohne Wissen der Eltern in die Ambulanz gebracht werden.
Mittlerweile steht der Sozialarbeiter mit 20 Jugendämtern im Umkreis von 30 Kilometern in Kontakt, auch in Castrop-Rauxel gibt es Fälle.
Aber Joachim Kantus fungiert nicht nur als Ansprechpartner, auch die Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit. „Wir finanzieren uns nur über Spenden, daher rühren wir so oft wie möglich die Werbetrommel“, so Joachim Kantus. Geld wird vor allem für medizinische Geräte benötigt, die eine schonende Untersuchung der Kinder gewährleisten.
Und wie geht der Castrop-Rauxeler persönlich mit den Fällen um? Joachim Kantus: „Die Geschichten der Kinder berührend mich natürlich. Doch in meinem Job ist es wichtig, professionell zu bleiben.“

INFORMATIONEN
Spenden für die Medizinische Kinderschutzambulanz gehen auf das Konto der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln.
Volksbank Waltrop
Konto 100 268 100
BLZ: 426 617 17
Verwendungszweck: Kinderschutzambulanz.
Im Falle eines Verdachts können sich Personen an Joachim Kantus unter Tel. 02363/975239 wenden.

Autor:

Verena Reimann aus Oberhausen

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