Heroin macht vor keiner sozialen Schicht halt

Ein kleiner Second-Hand-Laden auf der Steinstraße Nummer 37 in Emmerich, beherbergt eine starke Frau, die ihr Leben dem Kampf gegen die Droge Heroin verschrieben hat.

Brigitte van der Veen Scheike ist eine sehr außergewöhnliche und vor allem beeindruckende Frau. Gemeinsam mit vielen anderen betroffenen Eltern sie seit Jahrzehnten in Emmerich gegen die tückische Droge Heroin, mit all ihren Begleiterscheinungen.
Ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet teilt sie bereitwillig mit jedem, der ihr zuhört. „Offenheit ist dabei ein ganze wichtige Sache“, so Brigitte van der Veen Scheike. „Den größten Fehler, den man als Eltern machen kann, ist sich zurück zu ziehen, zu vertuschen und sich zu schämen. Natürlich denkt man, was habe ich bloß falsch gemacht, dass mein Kind nun in einer solch furchtbaren Situation steckt. Man sucht die Schuld als aller erstes bei sich selber und seinem eigenen Versagen. Doch diese Gedanken helfen nicht weiter.“
In den Achtziger Jahren - als die „Drogenlaufbahn“ des Sohnes der heute siebzig-jährigen begann - gab es noch kaum Beratungsstellen für Drogensüchtige oder deren Angehörige. Die Familien waren mehr oder weniger auf sich selbst gestellt. Völlig überfordert mit der Siuation, wagte sie die Flucht nach vorne. Ihre Offenheit ist noch heute bezeichnend für ihr jahrelanges Engagement.

„Hätte ich damals gewusst, was ich heute weiß, wären einige Dinge besser gelaufen. Damals sagte man mir in einer der seltenen Drogenberatungsstellen, man müsse die Kinder vorübergehend verstoßen. Sie müssten erst einmal fallen gelassen werden. Einer der schlimmsten Vorurteile die es gibt“, so Brigitte van der Veen Scheike weiter. „Mein Sohn ist damals genau durch diese Maßnahme erst richtig abgerutscht. Wir waren doch alle völlig hilf- und ahnungslos.“
Genau das ist es, was diese Frau auch heute noch - Jahrzehnte später - antreibt, um die Mißverständnisse und Vorurteile zu bekämpfen. Den Betroffenen durch ihre Erfahrung ein klein wenig Rückhalt zu geben. Sie zu begleiten, ihnen Unterstützung in jedweder Form zu kommen zu lassen. In ihrem kleinen Second-Hand-Laden in Emmerich führt sie erstaunlich viele Gespräche mit Menschen aus den verschiedensten sozialen Schichten zum Thema Drogen. „Das Vorurteil, dass die meisten drogenabhängigen Jugendlichen aus sozial schwachen Familien kommen, ist einer der größten Irrtümer“, erklärt sie weiter. „Vor allem aber auch die Tatsache, dass man meint, das Kind zum Entzug zwingen zu können. Ich habe 50 Jahre lang geraucht“, erzählt uns Brigitte van der Veen Scheike, „als die Sucht bei meinem Kind dann bekannt war, wollte ich ihm ein gutes Vorbild sein und mit dem Rauchen aufhören, doch ich habe immer wieder versagt. Das hat mir gezeigt, was ich alles von meinem Sohn erwartet habe. Die Nikotin-Sucht ist ja nun mal nicht zu vergleichen mit einer Heroin-Sucht und trotzdem hat es Jahrzehnte gedauert, bis ich meiner Vorbildfunktion gerecht werden konnte.“ Brigitte van der Veen Scheike besucht bis heute regelmäßig Seminare für Drogen- und Aidsberatung , das hilft ihr enorm mit der Situation umzugehen, da sie von jedem Seminar etwas mit nimmt. Mit der Aktion „Heroin für die, die es brauchen“ hat sie in Emmerich vor einiger Zeit die Menschen aufgerüttelt.
Eine provukante Aussage, die aber ihr Ziel - Aufmerksam zu machen - nicht verfehlt hat. Ihrer Ansicht nach geht das Thema Drogensucht heut zu Tage in den Medien wieder vermehrt unter. Den Süchtigen kann nur geholfen werden, wenn Familie und Freunde sich ihrer annehmen und mit dem Süchtigen kämpfen - sofern dieser seine Sucht überhaupt einsieht.

Das nächste große Problem ist, dass den Ärzten, die sich bereit erklären zum einen, Methadon an Süchtige zu vergeben, zum anderen den neuen Gesetzentwurf der Heroinabgabe für schwerst Süchtige zu unterstützen, so viele Steine in den Weg gelegt werden, dass es die meisten Ärzte davon abhält, auf diesen Zug mit aufzuspringen.

„In dieser Region gibt es zur Zeit leider nur einen Arzt in Kleve, der die kontrollierte Heroin-Abgabe durchführt. Methadon-Abgabe-Stellen gibt es in Emmerich und Umgebung lediglich zwei. Die Politik macht es zur Zeit einfach noch viel zu umständlich, als das man ein flechendeckendes Netz in NRW aufbauen könnte. Durch die neuen Statuten und Auflagen haben in NRW über 260 Ärzte mit dieser „Therapie“ aufgehört, so Brigitte van der Veen Scheike.
Betroffene Eltern können sich beim Elternkreis Emmerich unter der Tel. 0 28 22/86 25 begin_of_the_skype_highlighting              0 28 22/86 25      end_of_the_skype_highlighting.

Autor:

Betty Schiffer aus Emmerich am Rhein

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