Fürst Moritz-Casimir zu Bentheim-Tecklenburg ist tot

Fürst Moritz-Casimir zu Bentheim Tecklenburg ist am Freitag, 21. März, im Alter von 91 Jahren gestorben. Das Fürstenhaus hat einen offiziellen Nachruf veröffentlicht:

Am 21. März 2013 um 19.00 Uhr entschlief Fürst Moritz-Casimir zu Bentheim-Tecklenburg in seinem Alterswohnsitz Kloster Herzebrock friedlich im Kreise seiner Familie. Er hinterlässt seine Ehefrau, Fürstin Sissi zu Bentheim-Tecklenburg sowie drei Söhne, Carl-Gustav, Philipp und Maximilian.
Wie viele Männer seiner Generation erlebte der 1923 auf Schloss Rheda geborene Erbprinz eine Jugend in harter Zeit. Der kunstsinnige, gesellige und bodenständige junge Mann lernte die Härte des damaligen Schulsystems während seiner Ausbildung in Rheda und Gütersloh, vor allem aber in den Internaten Neubeuern und Bad Godesberg kennen, sowie die strenge Disziplin seines verehrten Vaters, Fürst Adolf. Nach Ende der Schulzeit meldete sich der Erbprinz in das Kavallerie-Regiment Reiter 15 in Paderborn, welches aufgelöst und dem Grenadier-Regiment 3 Oberrhein zugeschlagen wurde und einen Einsatzbefehl an die Ostfront erhielt.

Vernichtungskrieg an der Ostfront

In den Kämpfen bei Leningrad rettete den Prinzen eine Schussverletzung vor dem sicheren Untergang mit seinem Regiment. Zur Anerkennung seines mutigen Einsatzes wurde ihm das Eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse verliehen. Über das Grauen des Vernichtungskriegs an der Ostfront schwieg er zeitlebens. Dankbar blieb Erbprinz Moritz-Casimir seiner geliebten Mutter, die ihn aus dem Ostpreußischen Lazarett in den Westen hinüberrettete. Dort wurde er nach seiner Genesung von australischen Soldaten gefangen genommen, die ihn einer traumatischen Scheinerschießung unterzogen. Zu Ruhe kam er erst in der englischen Kriegsgefangenschaft in Rotherham, wo er bei einem Gottesdienstbesuch Anschluss bei einer Baptistenfamilie fand. John Saunders blieb ein lebenslanger Freund des Fürsten.

Heirat mit Huberta Gräfin von Hardenberg

Wirkliches Glück fand er gegen Ende der fünfziger Jahre, als er seine spätere Frau, die weltgewandte, kunstsinnige und energische Botschaftertochter Huberta (Sissi) Gräfin von Hardenberg kennenlernte. Mit ihr verbrachte er seine schönsten Jahre auf Schloss Bosfeld, wo das Paar nach dem Unfalltod von Fürst Adolf 1967 jahrzehntelang als Fürst und Fürstin residierten. Seine Kinder erlebten ihn als einen distanzierten aber fürsorglichen Vater. Eine enge Freundschaft verband die Familie mit dem Doyen der Alten Musik, Gustav Leonhardt, mit dessen Unterstützung sie bis in die jüngste Zeit Konzerte mit
weltbekannten Künstlern wie Nicolaus Harnoncourt, Christoph Eschenbach, Jordi Saval, oder Reinhard Goebel veranstalteten. Geschäftlich war der Fürst hauptsächlich in Bau und Entwicklung von Immobilien tätig, unterstützt durch seinen erfahrenen Vermögensverwalter Rolf Boffenmeyer. Er war
Mitglied des Beirats der Dresdner Bank und Mitbesitzer der von seinem Vater nach dem Krieg mit gegründeten Firma COR Polstermöbel.

Restauration der Schlösser

Gemeinsam mit Fürstin Sissi restaurierte er seine Schlösser in Bosfeld und Rheda, wofür das Fürstenpaar mit dem Preis der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ausgezeichnet wurde. Im Zuge der Rheda-Wiedenbrücker Landesgartenschau von 1988 entstanden neben dem rekonstruierten Schlossgarten das Theatermuseum und das Kutschenmuseum, beides Ergebnis der liebevollen Detailarbeit des Fürsten. Engen Kontakt pflegte er mit seinen zwölf westfälischen Patronatsgemeinden, besonders aber mit der Ev. Reformierten Gemeinde der alten Hofkirche von Hohenlimburg. Tatsächlich hing das Herz des Diplom-Forstwirts aber am fürstlichen Wald, den er mit zwei Förstern bewirtschaftete und täglich besuchte, sowie an der Jagd. In den sechziger Jahren lernte er den Nervenkitzel der exotischen Jagd bei Besuchen in Indien, Afrika und Südamerika kennen. Als begnadeter Flintenschütze beeindruckte er auch die einheimischen Jäger. Er liebte die Ansitzjagd im Rhedaer und Herzebrocker Forst.

Kaltwalzmuseum Schloss Hohenlimburg

Als Mitglied der Historischen Kommission (Münster) erhielt der geschichtsbegeisterte Fürst offizielle Anerkennung. Jahrzehntelang war er Vorsitzender des Vereins der Westfälischen Adelsarchive, welchen er mitbegründet hatte. Mit der Stadt Hagen verhandelte er einen Vertrag zum Erhalt des Hohenlimburger Heimatmuseums auf Schloss Hohenlimburg. Den Alten Palas des Hohenlimburger Schlosses stellte er der Fachvereinigung der Kaltwalzwerke zur Gründung des Deutschen Kaltwalzmuseums zur Verfügung. Dem Heimatverein Herzebrock erlaubte er die Einrichtung einer Geschichtsausstellung im Kloster Herzebrock. Bereits 1975 öffnete er den privaten Familienbestand im Fürstlichen Archiv Rheda für die bahnbrechende Forschungsarbeit von (Prof.) Georg H. Kleine über die NS-Schuld von Fürst Adolf zu Bentheim-Tecklenburg, der währende des Nationalsozialismus die Position des Vorsitzenden der Deutschen Adelsgenossenschaft („Adelsmarschall“) inne hatte. Sicher war er unglücklich, dass die Ergebnisse von Kleines Grundlagenforschung häufig zitiert wurden, bevor der Fortschritt der Geschichtswissenschaft eine umgreifende Einordnung von Fürst Adolfs Werdegang möglich machte. Die weitsichtige Unterstützung dieser für unser Geschichtsverständnis so wichtigen Forschungsarbeit sichert Fürst Moritz-Casimir jedoch eine Fußnote in der neueren Geschichtsforschung.

Tragischer Unfalltod des Sohnes

Fürst Moritz-Casimir war gesegnet mit fünf Söhnen, von denen er zwei wieder verlor. Besonders der Tod von Prinz Christoph, der als Abiturient auf dem Weg zum Dienstantritt bei der Bundeswehr bei einem Verkehrsunfall unverschuldet ums Leben kam, war ein harter Schlag für den Fürsten. Die Landesgartenschau und der Umzug der Familie von Schloss Bosfeld in das Rhedaer Stammschloss boten zunächst Ablenkung. Die Erinnerung an den Krieg ließ ihn jedoch nie ganz los. Beim Besuch der Schlachtfelder des Zweiten Weltkrieges in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung wurden alte Wunden schmerzlich geöffnet. Schmerzlich war auch die Bestätigung der sowjetischen Enteignung des ostdeutschen Familienbesitzes durch die CDU-Regierung Kohl und das Bundesverfassungsgericht. Der zum Ende der 90er Jahre immer schlechter werdende der Gesundheitszustand des Fürsten führte zu einem mehrmonatigem Krankenhausaufenthalt und zur Umsiedlung des Fürstenpaares in ihre Altersresidenz im Kloster Herzebrock.

Beerdigung am 5. April

Dort begann seine langsame Genesung. Es war ihm vergönnt, am Heranwachsen seiner Enkel Moritz, Louise, Amalia und Carl-Emil teilzuhaben. Obwohl sein Aktionsradius kleiner wurde, baute er einen neuen Freundeskreis auf und nutzte die Gelegenheit, den nahgelegenen Wald täglich aufzusuchen, zunächst allein, dann mit Unterstützung. Er selbst bezeichnete seine letzten Jahre in Herzebrock als seine glücklichste Zeit.
Der Sarg wird vom 3. bis zum 5. April in der Schlosskapelle zu Rheda aufgebahrt. Die Beerdigung findet am 5. April statt.

Autor:

Anja Seeberg aus Hagen

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