Kollege Hund: Vierbeiner am Arbeitsplatz

Foto: Roman Ibeschitz/ pixelio.de
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Am 8. und 9. Juni wird bundesweit wieder der Tag des Hundes begangen. Damit soll der Stellenwert des Hundes in der Gesellschaft unterstrichen werden. Und in der Tat, hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Als Familienmitglied voll akzeptiert, erobern die Vierbeiner mittlerweile auch die Arbeitsstellen ihrer Menschen. Wie das funktionieren kann und was dabei zu beachten, lesen Sie hier.

Freundliche, braune Augen gucken neugierig unter dem Schreibtisch hervor, als ich das Herdecker Brillenstudio betrete. Ein Blick zu Frauchen. Dann das Okay und der Terrier kommt schwanzwedelnd auf mich zu.

Linus gehört Inhaberin Martina Langer und begleitet sein Frauchen regelmäßig zur Arbeit. „Ich habe eigentlich immer Hunde gehabt“, so die Optikerin. „Nach einer fünfjährigen Hundepause war mir dann klar, dass ich darauf auch nicht mehr verzichten mag.“ So wurde die damals noch Angestellte bei ihrem Chef vorstellig und bekam die Erlaubnis, einen Hund mit zur Arbeit zu nehmen.

Die Wahl fiel auf den Irish Terrier Linus. „Er kam als Welpe zu uns und lernte gleich, dass es bei der Arbeit bestimmte Regeln gibt. Eine gute Erziehung ist das A und O, damit das Miteinander von Hund und Mensch am Arbeitsplatz funktioniert.“
Von den Kunden gibt es überwiegend positive Resonanz. „Wichtig ist aber, dass Linus liegen bleibt und nicht direkt auf jeden zustürmt. Denn nicht jeder möchte das und da muss man Rücksicht drauf nehmen.“ Ansonsten sei der Hund am Arbeitsplatz eine absolute Bereicherung. „Es tut gut, mittags eine Runde zu gehen. Und auch der soziale Faktor ist nicht zu verachten. Mit einem Hund kommt man schnell mit Leuten ins Gespräch“.

Zur Familie gehört neben Linus auch noch die französsiche Bulldogge Sally. Familie? „Ja, unsere Hunde sind Familienmitglieder. Deshalb ist es selbstverständlich, dass sie uns so oft wie möglich zur Arbeit und auch in den Urlaub begleiten.“ Aber vermenschlichen sollte man sein Tier dennoch nicht. „Hund bleibt Hund“, stellt Langer fest und krault Linus, der verträumt auf dem Hundesofa liegt.

Ebenfalls ein tierisches Familienmitglied hat Matthias Lehmkühler von Juwelier Vanoucek in Wetter. Zur Arbeit begleitet ihn die junge Hundedame Malu. „Malu habe ich mir ganz bewusst für die Arbeit angeschafft“, so Lehmkühler. Nachdem sein Juweliergeschäft in Hamm überfallen wurde, bat eine Mitarbeiterin ihren Hund mitzunehmen. „Ich konnte die Angst gut nachvollziehen und stimmte zu.“ Der Hund bekam einen festen Platz im Laden, wo er den Kundenverkehr nicht störte, aber den Angestellten Sicherheit gab.

Der Rhodesian Ridgeback gefiel Matthias Lehmkühler so gut, dass für ihn klar war, er möchte genau so einen. Gesagt, getan, Malu zog ein. Bei der Arbeit hält sich die einjährige Hündin im Hintergrund auf. „Diese Rasse ist natürlich schon imposant und ich möchte ja die Kunden nicht verschrecken“, schmunzelt Lehmkühler. Vor der Arbeit wird eine große Runde gedreht und in der Mittagspause ebenfalls. „Ich bin froh, dass der Hund mich dazu bringt, mehr rauszukommen. Eine absolute Bereicherung.“

Aber auch für Matthias Lehmkühler steht die gegenseitige Rücksichtnahme an erster Stelle. „Wo es machbar ist, finde ich es aber absolut okay. Auch für den Hund ist es nicht anders, als wenn er Zuhause wäre. Da verschläft er zwischen den Runden auch die meiste Zeit des Tages.“

Was so gut in kleinen Geschäften funktioniert, kann aber auch in Büros umgesetzt werden. Karin Hilbert, Geschäftsführerin des WVW-Verlags, zu dem auch der Stadtanzeiger gehört, wird seit über zwei Jahren von Hündin Antonia zur Arbeit begleitet. „Ich bin mit Hunden aufgewachsen. Meine kurze Zeit ohne Hund war nicht wirklich eine sinnvolle Zeit“, bringt es Hilbert auf den Punkt.

Wichtig sei dabei, dass man sowohl Hund als auch Mensch dabei gerecht wird. „Antonia ist jetzt über acht Jahre und dementsprechend auch schon etwas ruhiger. Das war ein auschlaggebender Punkt, als ich sie vor zweieinhalb Jahren aus dem Tierheim holte.“ Im Büro fühlt sie sich sichtbar wohl, fast jeder Kollege hat schon Leckerchen in der Schublade bereit. Auch bei Besprechungen darf Antonia ihr Frauchen bgleiten. „Sie weiß, dass sie sich dann ruhig verhalten muss.

Zu anderen Terminen hingegen kann und will Karin Hilbert den Hund nicht mitnehmen. „Dafür sollte man immer einen Plan B, besser noch einen Plan C haben.“ So hat Antonia auch eine Hundenanny, zu der sie zweimal in der Woche geht. „Das ist auch eine willkommene Abwechslung für den Hund.“

Als Chefin sieht Karin Hilbert weitere Vorteile darin, Hunde am Arbeitsplatz zuzulassen. „Ich stelle fest, dass die Menschen wesentlich gelassener sind und der Hund hilft, Stress abzubauen. Wenn man in der heutigen Zeit gute Mitarbeiter binden will, sollte man ihnen auch sowas ermöglichen.“ Voraussetzung ist hier, dass keiner der Kollegen Angst vor Hunden oder eine Allergie hat und der Vierbeiner gut erzogen und sozialisiert ist. Dann sollte einem guten Miteinander von Zwei- und Vierbeinern aber nichts im Weg stehen.

Autor:

Melanie Giese aus Recklinghausen

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