Katrin und Marcus Hertel: eine ost-westdeutsche Liebesgeschichte

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„Die Wende war unser größtes Glück“, sind sich Katrin und Marcus Hertel aus Heiligenhaus einig.

Denn ohne die Wiedervereinigung hätte sich das Paar wohl nie kennengelernt. Katrin war 15 Jahre alt, als die Mauer fiel. Ihren ersten Urlaub jenseits der DDR machte sie im Sommer 1990 bei Verwandten in Velbert - und lernte dabei Marcus kennen. Der war sofort fasziniert: „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt der heute 40-Jährige. Katrin blieb die Sommerferien über in Niederberg und am Ende waren die Beiden ein Paar.

„Ich musste aber zurück nach Rostock, weil dort meine Ausbildung zur Restaurantfachfrau begann“, erinnert sie sich. Ein Jahr lang pendelten die zwei zwischen Ost und West, sahen sich nur einmal im Monat. Und weil das keine Dauerlösung war, setzte Marcus sich in Velbert für eine neue Ausbildungsstelle ein, die Katrin dann im Haus Stemberg antreten konnte.

Seit diesem Zeitpunkt im Jahr 1991 lebt das Paar in Niederberg, glücklich wie eh und je. 1996 folgte die Hochzeit, ein Jahr später erblickte Töchterchen Sarina das Licht der Welt. 2006 dann wurde die Familie mit der Geburt von Leon komplett.

Dabei war es nicht immer einfach für das Paar. Mit 17 Jahren bestritten sie ihr Leben alleine, zahlten von ihren Azubi-Gehältern den kompletten Lebensunterhalt. „Das hält eh nicht“, kriegten sie häufig zu hören - und trotzten diesen Unkenrufen.

In der Schule gab es ein, zwei Experten, die dumme Sprüche losgelassen haben, weil er sich in eine „Ossi“ verliebt hat, erinnert sich Marcus. „Das war mir aber völlig egal.“ Und Katrin musste ebenfalls mit Vorurteilen kämpfen. „Marcus sah südländisch aus, und in Zeiten rassistischer Auseinandersetzungen in Lichtenhagen hatte ich mit ihm an meiner Seite in Rostock keinen leichten Stand.“

Ihre Kindheit in der DDR schildert Katrin übrigens als „glücklich“. „Als Kind habe ich mich in der DDR wohl gefühlt. Es wurde viel für uns geboten, vom Ferienlager über zahlreiche AGs in der Schule.“ Allerdings merkten auch die Kinder, dass sie mit ihren Äußerungen vorsichtig sein mussten. „Wir haben im schlecht zu empfangenden West-Fernsehen mal die Hitparade geguckt. Da haben unsere Eltern gesagt, dass wir das niemandem erzählen sollen.“

Und ein Lehrer schimpfte über Verwandte von Kindern im Westen, die seien Kapitalisten. „Er war einer der ersten, die weg waren, als die Mauer fiel“, schmunzelt Katrin heute. Sie selbst hat das erste Mal die Grenze in Berlin-Tiergarten passiert. „Da war ich mit meinen Eltern im November 89, dort haben wir das Begrüßungsgeld bekommen und es war grauenhaft voll.“

Dass sie dem Leben in Brandenburg schließlich endgültig den Rücken gekehrt hat, hat sie nie bereut: „Ich kam aus einem kleinen Dorf. Dort hatten wir nicht einmal Telefon. Dagegen war Velbert groß und bunt.“

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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