Martin Wächters Antrittsrede nimmt Bürger in die Pflicht

Martin Wächter bei seiner Antrittsrede.

Hier der vollständige Wortlaut seiner Antrittsrede, die Mendens neuer Bürgermeister Martin Wächter heute nach seiner offiziellen Vereidigung gehalten hat:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Bürgerinnen und Bürger, verehrte Damen und Herren Ratsmitglieder, geschätzte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Nach der Bürgermeisterwahl am 27. September darf ich heute zum ersten Mal in meiner neuen Funktionen das Wort an Sie alle richten:

als 1. Repräsentant der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt

als Vorsitzender des Rates der Stadt Menden

und

als Chef der Stadtverwaltung.

An dieser Stelle möchte ich als erstes meinem Vorgänger - Volker Fleige - herzlich für seinen Einsatz und die Arbeit in den vergangenen sechs Jahren als Bürgermeister und für die davorliegenden Jahre im Dienste der Stadt danken. Ich wünsche ihm, auch im Namen von Rat und Verwaltung, alles Gute für seinen neuen Lebensabschnitt.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, auch für mich hat ein neuer Lebensabschnitt begonnen.
Nach 36 Jahren in der Privatwirtschaft, tätig im kaufmännischen Bereich in Industrieunternehmen, und nach 21 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit in der Kommunalpolitik als Ratsmitglied, stellvertretender Bürgermeister und Fraktionsvorsitzender haben mich die Mendenerinnen und Mendener zu ihrem neuen Bürgermeister gewählt. Ich freue mich sehr über das ausgesprochene Vertrauen der Wählerinnen und Wähler, und mir ist bewusst, welche Herausforderungen nun vor mir liegen.

Von einem Bürgermeister wird außerordentlich viel erwartet – und das zu Recht:
Der Bürgermeister soll jederzeit ein offenes Ohr für die Bürgerinnen und Bürger haben. Sowohl für Vorschläge und Ideen, als auch für Sorgen und Nöte, und er soll insbesondere möglichst alle Wünsche erfüllen.

Der Bürgermeister soll aber auch Vermittler zwischen den verschiedenen Ratsfraktionen sein. Bei allen politisch unterschiedlichen Meinungen sollte er mit einer größtmöglichen Mehrheit Zielvorstellungen für unser schönes Menden entwickeln und Projekte beschließen.

Und der Bürgermeister soll ein guter Chef sein, der seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motiviert, ihre Leistungen wertschätzt und sie alle ihr Potential entfalten lässt.

Diesen von mir gerade formulierten Erwartungen stelle ich mich gerne!

Aber: Auch ich habe Wünsche und Erwartungen an Sie alle:

Ich erwarte, dass sich die Bürgerinnen und Bürger in die Diskussion zu aktuellen Menden-Themen einbringen. Lassen Sie uns miteinander reden, denn das ist immer besser, als übereinander zu reden.

Ich erwarte von den Fraktionen und den Ratsmitgliedern, die keiner Fraktion angehören, dass sie aufeinander zugehen, um tragfähige, beste Entscheidungen für Menden zu treffen.

Ich erwarte von den Kolleginnen und Kollegen aus der Stadtverwaltung ein weiterhin hochprofessionelles Arbeiten. Zur Professionalität gehört auch, dass Sie mir bitte jederzeit Ihre Meinung sagen. Denn ich benötige Ihren Sachverstand und bin auf keinen Fall unfehlbar. Sie sind die Experten, die mit Hingabe und Herzblut teilweise schon seit Jahrzehnten für Menden und die Menschen hier arbeiten. Auf Ihre Erfahrung und Kompetenz setze ich.

Es kommt nicht nur darauf an, was der Bürgermeister möchte. Der Bürgermeister ist kein Einzelkämpfer. Ich sehe mich selbst als einen ausgewiesenen Teamspieler. Gemeinsam mit Ihnen allen möchte ich Menden weiterhin voranbringen. Ebenso, wie der Bürgermeister nicht für alle Erfolge der Alleinverantwortliche ist, ist er es auch nicht für Niederlagen.

Es ist nicht mein Anspruch, die Weichen für Menden allein zu stellen!

Ich habe in meinen bisherigen Tätigkeiten immer gute Erfahrungen damit gemacht, Aufgaben gemeinsam anzupacken, auf den Sachverstand anderer zu vertrauen und Herausforderungen im Team zu meistern.

Nur gemeinsam können wir wichtige Ziele für unsere Stadt erreichen und dann auch die Erfolge teilen und gemeinsam freuen. Das gilt auch für Niederlagen. Ebenso gehören Niederlagen gemeinsam aufgeklärt, ohne jedoch anschließend Schuldige herauszufiltern und an den Pranger zu stellen.

Wir stehen in Menden vor großen Herausforderungen. Jeder von uns hat seine persönlichen Vorstellungen, welchen Themenbereich er als besonders wichtig ansieht und worauf seiner Meinung nach besondere Augenmerke gerichtet werden sollte.

Lassen Sie mich einige dieser Schwerpunkte benennen:
Ein neues Gewerbegebiet in Hämmer-Süd, um zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen, den Zuzug von neuen Bürgerinnen und Bürgern zu erreichen und die Einnahmesituation der Stadt zu verbessern.

Ein Bürgerhaus an der Bahnhofstraße - eine Begegnungsstätte für die Menschen in Menden.

Neue Sportstätten in den Ortsteilen, realisiert auch mit hohem Engagement der Vereine.

Ausbau der Breitbandinfrastruktur, damit ein modernes Menden auch auf der Datenautobahn Höchstleistungen realisieren kann.

Ein Industriemuseum im Gut Rödinghausen, um den industriegeschichtlichen Leistungen unserer Stadt zu präsentieren und für die Zukunft festzuhalten.

Investitionen in die Feuerwehrhauptwache und die Feuerwehrgebäude in den Ortsteilen. Unser aller Sicherheit muss uns dies wert sein. Gerade hier können wir ein Zeichen der Honorierung von Ehrenamtstätigkeit setzen!

Instandsetzung der sanierungsbedürftigen Straßen.

Unterstützung der heimischen Unternehmen. Wachstum und Innovation gehören bestmöglich zusammen.

Diese Vorstellungen und Forderungen müssen natürlich immer vor dem Hintergrund der prekären Haushaltsituation betrachtet werden.
Der Rat hat sich 2011 auf den Weg gemacht mit dem Ziel, den städtischen Haushalt zu sanieren. Von vielen Seiten wird stets formuliert, wir seien auf einem guten Weg. Wir müssen jedoch bedenken, die zurückliegenden Jahre waren finanziell u.a. geprägt von folgenden positiven Ereignissen:

Hohe Gewerbesteuereinahmen, die durch unsere erfolgreichen Unternehmen vor Ort erbracht werden konnten.

Historisch niedrige Zinsen für unsere Kredite bei den Banken

Zuschüsse aus dem Stärkungspakt und eine

Gewinnabführung unserer Stadtwerke über das übliche Maß hinaus

Die Haushaltskonsolidierung ist bei weitem noch nicht abgeschlossen.
Der Schuldenstand ist nach wie vor hoch.
Folgende Schwerpunkte sollten deshalb nach meiner Ansicht die Arbeit der kommenden Jahre prägen:

Wir müssen gemeinsam sparsam haushalten und uns bewusst sein, dass wir nicht jeden Wunsch erfüllen können!

Bei Gleichbehandlung aller Ortsteile müssen wir das Engagement der dort lebenden Bürgerinnen und Bürger insbesondere in den Vereinen würdigen und belohnen!

Wir müssen die Attraktivitätssteigerung der Innenstadt fortsetzen, ohne die Ortsteile zu vergessen

Wir müssen attraktive Ansiedlungsbedingungen schaffen, um unsere Unternehmen hier in Menden zu halten und neue anzusiedeln, um den Zuzug von Menschen zu erreichen und um unsere Einnahmen zu erhöhen!

Wir müssen auch die Kostenstruktur der Verwaltung überprüfen und Einschnitte dort vornehmen, wo diese unvermeidbar sind! Dieses kann auch den Wegfall oder die Standardreduzierung von Aufgaben bedeuten.

Wir müssen alle mehr miteinander reden und Verständnis für die jeweilige Position des anderen zeigen, Kompromisse statt Konfrontationen suchen. Gemeinsam werden wir uns den Herausforderungen stellen und es schaffen!

Eines sichere ich Ihnen allen zu:

Ich werde ein Bürgermeister für alle Bürgerinnen und Bürger sein – auch für diejenigen, die als Flüchtlinge hier in unserer Stadt Schutz und Unterkunft gefunden haben.

Als Vorsitzender des Rates biete ich allen gewählten Vertretern eine offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit an.

Den Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwaltung werde ich mit Offenheit und Vertrauen begegnen.

Seien Sie sicher: Der Bürgermeister Martin Wächter wird mit den engagierten Beschäftigten der Verwaltung, in enger Zusammenarbeit mit dem Rat, zukunftsorientierte Ideen entwickeln. Er wird die Meinungen der die Stadt Menden liebenden Bürgerinnen und Bürger erfragen und alle Themen bestmöglich für die Entscheidungsfindung in den Ausschüssen und im Rat vorbereiten.

Aber letztendlich werden Sie – sehr geehrte Ratsmitglieder – die Entscheidungen treffen – positive wie negative. Die Bürgerinnen und Bürger haben nicht nur mich, sondern auch Sie gewählt und somit auch Ihnen das Vertrauen ausgesprochen und den Auftrag gegeben, die besten Entscheidungen für Menden zu treffen.

Wir alle tragen Verantwortung für die Zukunft unserer Stadt. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, braucht es insbesondere Mut. Mut, Themen anzufassen und zu gestalten. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Ihnen allen „Menden zu stärken“!

Autor:

Hans-Jürgen Köhler aus Menden (Sauerland)

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