Lektüre-Tipp

„Warum unsere Kinder zu Tyrannen werden oder: Die Abschaffung der Kindheit“ ist der provozierende Titel eines ‚Erziehungsbuches’ von Dr. Michael Winterhoff. Dürfen Kinder in unserer aufgeklärten Gesellschaft noch Kinder sein? Mit Schutzräumen, Aufgaben und einer Position im System, die ihren Seelen angemessen sind? Oder überfordert die Gesellschaft die kleinen Menschen und macht sie zu lebenslangen ‚Pflegefällen’

Nachilfezirkel blühen, Handwerks- und Handelskammern beklagen abgebrochene Ausbildungen, Eltern suchen in Coachings und Gesprächsrunden Hilfe. Starke Eltern – Starke Kinder lautet der Titel von Veranstaltungen des Kinderschutzbundes und Verhaltensauffälligkeiten wie Aufmerksamkeitsstörungen, Aggression, Konzentrationsmangel, eine geringe Frustrationstoleranz oder Leistungsverweigerung werden häufig diagnostiziert. Überforderte, desorientierte Eltern, eine skeptische Gesellschaft, resignierte Lehrer… Und dabei haben wir uns doch so bemüht: Unsere Kinder sind in einem anregungsreichen Millieu aufgewachsen, Tennis, Golf und Reiten… unterstützt haben wir, was vernetztes Denken, Intelligenz, Fantasie oder Sozialkompetenz fördern soll. Medienkompetenz im Kindergarten, Kommunikation auf Augenhöhe… weg mit den autoritären Strukturen, in den wir 60-er -Jahre-Kinder vielfach noch aufgewachsen sind. Die Demokratie wollten wir am Laufstall leben.
Ihre Sache, Ihre Wünsche, Ihre Sorgen zu den unseren machen, die Kohlen aus dem Feuer holen und für unsere Kinder immer nur das (vermeintlich) Beste. Besonders für die Trennungswaisen, die Einzelkinder… nicht der Kunde ist in diesem Fall König, sondern das Kind. Bestenfalls sind daraus Prinzen und Prinzessinnen geworden… und diese sind nur kurzfristig niedlich.

Eine spannende Lektüre für all diejenigen, die die Entwicklung in unserer Gesellschaft mit Besorgnis sehen, die ihr eigenes Tun kritisch hinterfragen und nicht der Philosophie huldigen: „Kinder an die Macht!“