Rezension

Beiträge zum Thema Rezension

Kultur

Durch Schreiben retten

Hanns-Josef Ortheils Roman „Der Stift und das Papier“ Ein Mann sitzt in einer Jagdhütte im Westerwald, blickt bei Eintritt der Dämmerung aus dem Fenster Richtung Norden. Auf dem Tisch liegen vor ihm Stifte und weißes Pa­pier. „Plötzlich von ei­nem Moment auf den andern..... bin ich wieder: Das Kind, das schreibt.“ So bedächtig und un­spektakulär beginnt Hanns-Josef Ortheil seinen neuen, wieder stark autobiografi­schen Roman. Der 64-jährige Autor, der Ende Oktober eine Poetik-Dozentur an der Uni...

  • Wattenscheid
  • 01.01.16
  • 1
Kultur

Kunst mit finsterstem Ernst

Adam Soboczynskis Roman „Fabelhafte Eigenschaften“ Er ist ein Profi-Schreiber und in der Kulturszene eine feste Größe. Als Romanautor dagegen hat der 40-jährige Adam Soboczynski, seit eini­gen Jahren Feuilletonchef der „Zeit“, noch keine bleibenden Spuren in der literarischen Landschaft hinterlassen. Umso erstaunlicher ist es, dass sich der in Polen geborene und später in Koblenz aufgewachse­ne Autor nach mehreren erzählerischen Essays nun ausgerechnet die Kulturszene als Sujet für sein erstes...

  • Wattenscheid
  • 01.01.16
  • 1
Kultur

Buch der Woche: Der Hammer verändert die Welt

Hansjörg Schertenleibs Roman „Jawaka“ Der abwechselnd in Irland und im Kanton Aargau lebende Schriftstel­ler Hansjörg Schertenleib hat sich auf völlig neues literarisches Terrain begeben. Der 58-jährige Autor, der zuletzt die von der Kritik hoch ge­lobten, dem Realismus verpflichteten und in der Gegenwart angesie­delten Romane „Das Regenorchester“ (2008), „Cowboysommer“ (2010) und „Wald aus Glas“ (2012) vorgelegt hatte, gehört zu den re­nommiertesten Stimmen der Schweizer Gegenwarts­literatur....

  • Wattenscheid
  • 01.01.16
Kultur
Foto: Rowohlt Verlag

MaßgeSchneiderte Worte (BÜCHERKOMPASS-Rezension)

Wolf Schneider war mir bisher gelegentlich begegnet, nun weiss ich viel mehr über ihn: weil ich seine Autobiographie las. Nach ca. einem Viertel des Buches stellte ich allerdings fest dass ich vor langer Zeit schon mal eins seiner Werke gelesen hatte: er verfasste in den 70er Jahren eine Geschichte der Stadt Essen, als Auftragsarbeit der Stadt. Heute nur noch antiquarisch erhältlich, und bei mir in guter Erinnerung. "Essen - Abenteuer einer Stadt" hieß es, er selbst geht nur am Rande darauf...

  • Essen-Steele
  • 30.12.15
Kultur

Buch der Woche: Überall Zerrissenheit

Judith Kuckarts Roman „Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück“ „Ich kenne die Sehnsucht nach dem kleinen Leben, aber auch nach den großen Dingen. Bei wichtigen Gefühlen, auch beim Heimatgefühl, verspürt man solche Zerrissenheit immer“, hatte die heute 56-jährige Autorin Judith Kuckart vor zwei Jahren in einem Interview erklärt und damit schon die seelischen „Befindlichkeiten“ der meisten Figuren ihres neuen, bereits achten Romans vorweg genommen. Die gebürtige Schwelmerin (mit...

  • Wattenscheid
  • 17.11.15
  • 1
Kultur

Einfühlung und Analyse

Neuer Band mit Erzählungen zum 90. Geburtstag von Dieter Wellershoff am 3. November* „Ohne Lebenserfahrung könnte man gewiss nicht so schreiben, wie ich das tue. Das heißt aber nicht, dass ich in meinen Texten ständig eigene Lebensprobleme ausagiere. Wenn der Autor wissen will, was an den Menschen dran ist, muss er sie in Schwierigkeiten bringen“, beschrieb Dieter Wellershoff einst sein dichterisches Credo. Und so lässt sich ohne waghalsige Interpretationsartistik eine verbindende Motivklammer...

  • Wattenscheid
  • 21.10.15
Kultur

Meister der sprachlichen Verknappung

Zum 80. Geburtstag des Schriftstellers Hans Joachim Schädlich am 8. Oktober* „Bring mich einmal pro Tag zum Lachen oder zweimal zum Lächeln“, fordert in Hans-Joachim Schädlichs in diesem Frühjahr erschienenen Kurzroman „Narrenleben“ der sächsische Regent August der Starke von einem seiner Untertanen. Dieser Narr ist einer der Protagonisten, stammt aus der Steiermark und hört auf den Namen Joseph Fröhlich. Es geht (wie in fast allen Schädlich-Büchern) um die zerstörerische Kraft von totalitären...

  • Wattenscheid
  • 28.09.15
  • 1
Kultur

Die seelenlose Alma

Isabel Allendes Roman „Der japanische Liebhaber“ Die inzwischen 73-jährige Erfolgsautorin Isabel Allende ("Das Geisterhaus") hat es in den letzten drei Jahrzehnten immer wieder geschafft, weltweit ein millionenstarkes Publikum stets aufs Neue in den Bann zu ziehen – zumeist mit starken, historischen Frauenfiguren oder an der eigenen bewegten Vita angelehnten Familiengeschichten. An diesem bewährten künstlerischen Strickmuster hat Allende auch in ihrem neuen Roman „Der japanische Liebhaber“...

  • Wattenscheid
  • 25.09.15
  • 1
Kultur

Buchtipp: Tod bei Tisch

Neuer Roman zum 80. Geburtstag der Erfolgsschriftstellerin Ingrid Noll am 29. September* „Ich möchte weder moralisieren noch eine Ideologie vertreten, sondern gut unterhalten. Meine Bücher sind Menschengeschichten mit kriminellen Überraschungen; schließlich will ich beim Schreiben auch Spaß haben“, erklärte Ingrid Noll kürzlich in einem Interview. Ihr Lebensweg könnte selbst einem Roman entstammen - in Shanghai als Tochter eines Arztes geboren, besuchte sie in Nanking die Schule, ehe sie 1949...

  • Wattenscheid
  • 17.09.15
  • 1
  • 2
Kultur

Wenn das Gemälde laufen lernt

Hartmut Langes faszinierende Erzählungen „Der Blick aus dem Fenster“ "Nicht in der Wahrheit, sondern in der Täuschung werden die Untiefen der Existenz berührt", hatte der Dozent Wernigerode in Hartmut Langes Band „Der Therapeut“ (2007) erklärt. Ist dieses Bekenntnis der literarischen Figur eine Art Schlüssel zum stets leicht rätselhaften Werk des Berliner Autors oder doch auch nur eine gezielte Irreführung der Leser? Der inzwischen 78-jährige Hartmut Lange pflegt seit mehr als dreißig Jahren...

  • Wattenscheid
  • 15.09.15
  • 1
Ratgeber
Cornelia Pankau, Stadtspiegel-Leserin und BürgerReporterin aus Menden, hat auf lokalkompass.de ein Buch rezensiert. | Foto: Cornelia Pankau
2 Bilder

Lokalkompasstipp: Wie schreibe ich eine Rezension?

Bei unser Mitmach-Aktion Bücherkompass vergeben wir jede Woche Bücher an Menschen, die eine Rezension schreiben möchten. Aber wie macht man das eigentlich? Worauf sollte man bei einer Rezension achten? Eine Rezension ist eine Form der Kritik. Ein Buch, ein Film oder ein anderes Kunstwerk wird beschrieben, analysiert und bewertet. Im Guten wie im Schlechten, hart aber fair. Ziel ist, Orientierung zu geben, was man vom (Kunst)Werk erwarten kann. Auf dem Weg dahin sind diese acht Punkte wichtig:...

  • 02.08.15
  • 14
  • 16
Kultur

Buch der Woche: Vakuum und Wahrheit

Ralf Rothmanns großartiger Roman „Im Frühling sterben“ „Das Schweigen, das tiefe Verschweigen, besonders wenn es Tote meint, ist letztlich ein Vakuum, das das Leben irgendwann von selbst mit Wahrheit füllt.“ Mit diesem tiefsinnigen Satz leitet Ralf Rothmann seinen neuen Roman „Im Frühling sterben“ ein, in dem er sich ganz nah an den Lebensweg seines Vaters heran begeben hat. Wer hätte gedacht, dass wir siebzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und runde sechzig Jahre nach Erscheinen der...

  • Wattenscheid
  • 16.07.15
  • 1
Kultur

Buch der Woche: Anfang und Ende

Barbara Honigmanns „Chronik meiner Straße“ „Wenn wir sagen, dass wir in der Rue Edel wohnen, antwortet man uns meistens, ach ja, da haben wir am Anfang auch gewohnt.“ So lautet der erste, beinahe programmatisch anmutende Satz in Barbara Honigmanns autobiografischer Skizze über jene Straße im Osten Straßburgs, in der sie seit ihrer Übersiedlung aus Ost-Berlin im Jahr 1984 lebt. Wieder einmal schreibt die 66-jährige Autorin, die einst als Dramaturgin und Regisseurin an so renommierten Theatern...

  • Wattenscheid
  • 28.04.15
  • 1
Kultur

Die Häutungen des Blechtrommlers

Zum Tod des Literatur-Nobelpreisträgers Günter Grass Günter Grass war nicht nur einer der bedeutendsten deutschsprachigen Gegenwartsschriftsteller. Er war auch über mehr als sechs Jahrzehnte künstlerischer Tätigkeit stets ein streitbarer und umstrittener Zeitgenosse. Noch vor ziemlich genau drei Jahren hatte Grass mit seinem israel-kritischen Gedicht „Was gesagt werden muss“ wieder ganz stark polarisiert. Als „notwendige Torheit“ hatte er später diesen formal hoffnungslos verunglückten und auch...

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  • 13.04.15
  • 8
  • 4
Kultur

Patriotisches Würgen

Neuer Kolumnenband "Über das Wetter reden" zum 80. Geburtstag des Schriftstellers Peter Bichsel (am 24. März*) Es gibt nicht wenige Literaturexperten, die behaupten, dass sich hinter Peter Bichels Kolumnen ein opulenter Roman verbergen würde und diese kleinen Prosaminiaturen sein eigentliches Hauptwerk seien. So dürfen wir uns nun auf einen neuen Band freuen, der uns mit bissiger Zeitkritik, Banalitäten des Alltags, aber auch mit tiefgründigen philosophisch untermalten Gedankenspielen...

  • Wattenscheid
  • 10.03.15
  • 1
Kultur

Allianz von Wort und Wahrheit

Vor 100 Jahren (am 11. März) wurde Georg-Büchner-Preisträger Karl Krolow geboren „Die Worte werden beliebig, wenn man sie oft genug spricht und einige erst ergiebig, wenn man sie schließlich bricht, wenn man genug geheuchelt, sie seien das A und O, hat man sie endlich gemeuchelt, braucht man sie nirgendwo.“ Wie die resignative Quintessenz aus einem langen Dichterleben klingen diese Verse in Karl Krolows Gedicht „Worte“ aus dem 1995 erschienenen Lyrikband „Die zweite Zeit“. Fast unüberschaubar...

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  • 05.03.15
  • 1
Kultur

Buch der Woche: Ein Schauspieler ohne Zuschauer

Milan Kunderas Roman „Das Fest der Bedeutungslosigkeit“ „Man muss sie lieben, die Bedeutungslosigkeit, man muss lernen, sie zu lieben“, verkündet Ramon, eine der Hauptfiguren in Milan Kunderas neuem Roman „Das Fest der Bedeutungslosigkeit“ – das erste größere Erzählwerk des 1929 in Brünn geborenen und seit den 1970er Jahren in Frankreich lebenden Autors seit 2001. Damals hatte sich Kundera in „Die Unwissenheit“ noch mit seinem eigenen Schwellendasein zwischen den Kulturen beschäftigt, hatte...

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  • 24.02.15
Kultur

Meisterin des Psycho-Krimis

Zum 20. Todestag von Patricia Highsmith (4. Februar) erscheint opulente Biografie Keine andere Krimi-Autorin der Welt hat es zu solch großem literarischen Ansehen gebracht wie Patricia Highsmith. Ihre psychologisch fein gesponnenen Geschichten, in denen nicht selten der Täter als Identifikationsfigur fungierte, haben weltweit eine gewaltige Leserschaft gefunden. Patricia Highsmith, die am 19. Januar 1921 im texanischen Fort Worth geboren wurde, verlebte eine unglückliche Kindheit. Ihr Vater...

  • Wattenscheid
  • 26.01.15
  • 1
Kultur

Expeditionen in die Vergangenheit

Neues Buch zum 80. Geburtstag des Schriftstellers Dieter Kühn am 1. Februar* "Ich versuche bei einer Biografie immer eine Form zu entwickeln, die der Person und der Zeit entspricht. Ich gehe immer von der Gegenwart aus, gehe in die Vergangenheit und kehre zur Gegenwart zurück. Sonst wären diese Expeditionen vollkommen witzlos", hatte der Schriftsteller Dieter Kühn 2002 in einem Deutschlandfunk-Interview erklärt. Dieter Kühns literarische Arbeiten bewegen sich seit mehr als vierzig Jahren auf...

  • Wattenscheid
  • 24.01.15
Kultur

Leben und Mythos

Zum 80. Geburtstag des Literatur-Nobelpreisträgers Kenzaburo Oe am 31. Januar „Ich muss zugeben, dass wir manchmal, besonders ich, die Wut über unseren behinderten Sohn nicht unterdrücken konnten“, heißt es im schonungslos offenen, autobiografischen Band „Das Licht scheint auf mein Dach“ (2014) aus der Feder des Literatur-Nobelpreisträgers Kenzuburo Oe. Er beschreibt darin, wie die Geburt seines Sohnes Hikari sein Leben veränderte, wie er gemeinsam mit seiner Frau vor der schwierigen Frage...

  • Wattenscheid
  • 22.01.15
  • 2
Politik
Schön, dass auf der Zweigertstraße auch heute noch Strassenbahnen verkehren - dass Buch zeigt u.a., dass mehr Tram an vielen Stellen in Essen besser wäre als der aktuelle Zustand.
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Buchrezension: „Auf Schienen – 120 Jahre Nahverkehr in Essen“ - Eine Erfolgsgeschichte, die nicht zum Trauerspiel werden darf

Gerade in diesen Monaten kommt eine Buchlektüre über die Geschichte des öffentlichen Personennahverkehrs gerade richtig. Während die Fahrgastzahlen seit Jahren regelmäßig steigen, sinken die entsprechenden Zuschüsse unserer Stadt für diese wichtige Dienstleistung ebenso beständig. Bei voraussichtlich weiter tiefroten Haushaltszahlen für Essen drohen möglicherweise Einschränkungen von Linienverkehren und die Ausdünnung von Taktzeiten. Bürgerentscheide pro Straßenbahn sind notwendig Der Stadtrat...

  • Essen-Steele
  • 11.01.15
  • 3
  • 2
Kultur
Die ersten Bücherpakete für 2015 sind bereits geschnürt. Welche Autoren, Themen oder Stilrichtungen wünscht Ihr Euch?

Frage der Woche: welche Bücher interessieren Euch besonders?

Im Rahmen unserer Mitmach-Aktion "Bücherkompass" vergeben wir wöchentlich Bücher an BürgerReporter, die im Lokalkompass Rezensionen schreiben möchten. Fast 100 Menschen schrieben seitdem weit über 200 Rezensionen zu Büchern von über 70 verschiedenen Buchverlagen. Und wöchentlich kommen neue hinzu, darum würden wir gern wissen: Welche Bücher interessieren Euch besonders? Anfangs verlosten wir noch einzelne Werke, aber aufgrund des großen Interesses beschlossen wir bald, wöchentlich mehrere...

  • 08.01.15
  • 25
  • 10
Kultur

Dekorationsstück der Politik

Literaturnobelpreisträger Gao Xingjian wird am 4. Januar* 75 Jahre alt „Für mich ist Literatur niemals angenehm. Ein Buch verdient, gelesen zu werden, wenn es an eine Essenz rührt, ohne Umschweife. Was ich geschrieben habe, ist ohne Umschweife. Ich bin draufgängerisch. Und das nicht nur ein Stück weit, wie es für manche Leser zuträglich ist“, hatte der erste chinesische Nobelpreisträger Gao Xingjian seine als schwer zugänglich bezeichneten Romane hartnäckig verteidigt. In China sind seine Werke...

  • Wattenscheid
  • 27.12.14
Kultur

Buch der Woche: Von der Kröte aus der Kirche gelockt

Joyce Carol Oates’ misslungener Roman „Die Verfluchten“ "Ich habe all diese hässlichen Wörter einfach hingeschrieben und bin dabei allmählich in Fahrt gekommen. Ein stiller Schreibrausch hat mich erfasst", ließ die amerikanische Schriftstellerin Joyce Carol Oates eine Figur in ihrem Roman "Zombie" (dt. 2000) erklären. Ein Resümee, das auch auf die Autorin zutrifft, die von der Literatur besessen ist und die von sich selbst sagt: "Wenn ich nicht schreibe, dann lese ich." Unendlich viel hat die...

  • Wattenscheid
  • 01.12.14
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