Das Duell

Eine spannende Geschichte von Klaus Seifert (* 1941 in Schirgiswalde; † 22. Januar 2013 in Unna) | Foto: Privat
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  • Eine spannende Geschichte von Klaus Seifert (* 1941 in Schirgiswalde; † 22. Januar 2013 in Unna)
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„Wie ein Unnaer den Lauf der deutschen Geschichte beeinflusste“

Einen spannenden Abend erlebten die 56 Zuhörer in der ZIB-Bibliothek
beim Vortrag „Das Duell“ von Klaus Seifert. Zur Überraschung war auch Carl von Bodelschwingh, Urenkel des damaligen Sekundanten mit seiner Frau zu dieser Veranstaltung gekommen.

Man traf sich im Morgengrauen auf einer Wiese oder in einem Wald-
stück und brachte einen Sekundanten sowie einen Arzt mit. Bis weit
ins 20. Jahrhundert hinein ließen sich Tausende von Männern aus der geistigen und sozialen Elite Deutschlands auf ein Ritual ein, das das Leben kosten konnte: ein Duell, das meist mit Pistolen ausgeführt wurde.

Bei einem der berühmtesten Duelle Mitte des 19. Jahrhunderts spielte ein Unnaer eine Hauptrolle. Im März 1852 war es in der 2. preußischen Kammer zwischen Bismarck, damals noch Abgeordneter, und dem Hagener Abgeordneten Georg von Vincke zu einem für beide beleidi-genden hitzigen Wortwechsel gekommen. Vincke hatte Bismarck bei einer Debatte um den preußischen Wehretat vorgeworfen, diplomatischer Dilettant zu sein, worauf Bismarck zurückblaffte, Vinckes Eltern hätten ihm wohl keine Manieren beigebracht.

Georg von Vincke, Sohn des berühmten Oberpräsidenten von Westfalen, forderte Bismarck daraufhin zum Pistolenduell mit vier Schüssen auf. Es fand am 25. März früh um acht in einem Wald am Seeufer in Tegel statt. Beide hatten zuvor ihr Testament gemacht, Bismarck war am Vorabend noch zum Abendmahl gegangen.

Als Sekundanten hatte beide den von Haus Heyde in Unna stammenden Abgeordneten Carl von Bodel-schwingh gewinnen können. Dem erschien die Forderung den Umständen nach zu hart und schlug vor, sie auf einen Schuss von jeder Seite zu ermäßigen. Vincke war wohl bereit, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen, falls Bismarck sich entschuldige. Doch der dachte nicht daran und so schossen beide auf Kommando Bodelschwinghs aufeinander. Beide fehlten – wohl weil die Pistolen nicht sehr treffsicher waren.
Bismarck ging nach dem Schusswechsel auf Vincke zu, bot ihm die Hand, und es kam noch auf dem Kampfplatz zur Aussöhnung. Carl von Bodelschwingh brach daraufhin in Tränen aus.

Ohne es zu ahnen, hatte der Unnaer, der später preußischer Finanzminister wurde, an diesem Morgen das Schicksal Deutschlands in den Händen gehalten. Hätte Georg von Vincke Otto von Bismarck getroffen, wäre dieser nie Reichskanzler geworden, hätte es wahrscheinlich kein deutsches Kaiserreich und keinen Ersten und Zweiten Weltkrieg gegeben. Hätte Bismarck getroffen, wäre er ebenfalls nicht Reichskanzler geworden, sondern im Gefängnis gelandet. Und auch so hätte die deutsche Geschichte einen anderen Verlauf genommen.

Mehr dazu siehe auch Geschichtswerkstatt Unna
Textquelle: Klaus Seifert

20.01.2012 09:36:11

Autor:

Jürgen Thoms aus Unna

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