Jüdischer Friedhof in Xanten: die Steinchen (2/3)

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Viele Gründe werden angegeben für das Niederlegen von Steinchen auf den Stelen jüdischer Friedhöfe. Manche führen an, dass der Brauch noch aus der Nomadenzeit stamme, als man die Toten unter einem Steinhaufen begraben musste um den Leichnam vor den wilden Tieren zu schützen. Die Bücher Mose, die sonst penibel das religiöse Handeln regeln, sagen über die Bestattung nichts aus.

Während die Orte der Gräber der Erzväter und Erzmütter bekannt sind, weiß man über das Grab des größten Propheten, Moses, gar nichts. Die Bücher der Weisung enden mit der Feststellung, dass niemand das Grab dieses Vertrauten Gottes kennt. Die Legende besagt, dass Gott ihn selber begraben habe: um zu verhüten, dass ein Pilgerort entsteht und man Moses dort als Gott verehrt.

Ungern sehen die Rabbiner Blumen auf den Gräbern. Blumen und Kerzen sind wie ein Opfer, und wem, außer Gott, sollte man opfern? Auch die einfachste wilde Blume, die nicht einmal jemandem gehört, wird ihrem natürlichen Zweck entrissen und geopfert wenn sie auf eine Stele gelegt wird. Ist es ein Wunder, dass darum herumliegende Steinchen als festes Zeichen für „ich bin da“ genommen werden?

Erwirbt man mit dem Hinlegen irgendeinen Verdienst? Ich denke nicht, und auch für den Verstorbenen dürfte es nicht unbedingt Wirkung haben. Wenn der Lebende aber plötzlich erschrickt über die Kürze des Lebens, und anschließend versucht noch in Ordnung zu bringen was in Unordnung ist, dann wird diese gute Tat wohl dem Verstorbenen gutgeschrieben. Mit Gott sich versöhnen ist eins, mit Menschen sich versöhnen ist langwieriger: das Gestohlene zurückerstatten ist leicht, die Schäden übler Nachrede sind unübersehbar: auch die gilt es zu heilen. Man fängt am besten gleich damit an.

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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