Weihnachtsmarkt

Ich stehe an einer Hamelner Würstchenbude. Wenige Wochen vor Weihnachten kommt die Dame hinter dem Rost ins Gespräch mit mir. Thema: Weihnachtsmarkt in Hameln.
„Na, sind Sie mit ihrem kleinen Geschäft auch am Marktplatz zwischen den Buden wieder zu finden?“

„Garantiert nicht! Die Stadt verlangt viel Geld im Voraus, sie nennt eine astronomisch hohe Summe. Sie sagt exakt, wie das Geschäft auszusehen hat. Das bezieht sich quasi auf alles. Dass ich Bratwürste in Euronorm auflegen muss, fehlt nur noch. Das ist aber erst die Bewerbung mit der Bitte um Vorkasse.“
Sie holt Luft.
„Spät kommt dann die Zusage oder Absage. Da bleibe ich lieber fern.“

Ebenso wie sie, war ich im Vorjahr gelinde gesagt entsetzt, wie diese Rattenfängerstadt mit solch einer Geschichte, einem Fluss und einem historischen Marktplatz daher kommt. An den wenigen Büdchen lehnten teils entnadelte Bäume ohne Schmuck, die Buden in Einheitsfreude erfroren. Die Straßenbeleuchtung sollten die Geschäftsinhaber bezahlen. Jene, die im harten Konkurrenzkampf gegen die moderne Stadtgalerie oft das Handtuch schmeißen mussten. Und so bleibt sie dürftig, die Wesermetropole, in der einst ein bunt gekleidetes Wesen mit einer Flöte von den Stadtoberen angeheuert wurde, um der Rattenplage Herr zu werden.

Ach ja, da war doch was mit der Bezahlung nach getaner erfolgreicher Arbeit...

Und dann sage ich noch: „Da müssten Sie mal nach Xanten kommen. Sie finden kaum noch Fläche für alle Bewerber, haben einen schmucken Marktplatz mit Buden, die nur eines schenken müssen: Düfte, Lichterglanz und das Gefühl, auf einem Weihnachtsmarkt zu sein. Bei Niederrheindöner, neben offenen Feuern und Glühwein, Eierpunsch unterm Zeltdach. Unter dem kopfunter aufgehängten Tannenbaum im Ziegenfußtipi summt es sich leicht mit. Das hätte selbst dem Rattenfänger gefallen.“

Autor:

Burkhard Jysch aus Xanten

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