Gedenken an Grimberg: "Ich hatte einen Kameraden"
Letzten Samstag jährte sich das schwerste Bergwerksunglück in der deutschen Geschichte zum 70. Mal. Aus diesem Anlass fand am Mahnmal auf dem Friedhof „Am Südhang“ in Bergkamen eine Gedenkfeier statt.
Am 20. Februar 1946 ereignete sich auf dem Schacht Grimberg ¾ in Weddinghofen das schwerste Bergwerksunglück der deutschen Geschichte. Eine Schlagwetterexplosion, aus bis heute ungeklärter Ursache, riss 405, der 466 an diesem Morgen beschäftigten Kumpel in den Tod.
Dieses schwere Unglück ereignete sich, obwohl es im Vorfeld möglich gewesen wäre, die Grubenanlage sicherer zu gestalten.
„Für die damalige britische Besatzungsmacht war nach dem Krieg der Kohleabbau wichtiger als die Arbeitssicherheit“, wie Martin Litzinger, Leiter des Stadtarchivs Bergkamen, berichtet. „Es wurde schlichtweg menschenverachtend gehandelt“, so der Archivar.
Es gab in Bergkamen und Umgebung damals kaum eine Familie, die keine Angehörigen bei diesem Unglück verloren hatte. So auch beispielsweise der Kamener Hans-Peter Mause. Der heute 69-jährige hat bei dem Unglück zwei Monate vor seiner Geburt seinen Vater verloren. „Als ich gerade mal 15 Jahre alt war, ist zudem noch meine Mutter gestorben“, so der Kamener.
„Vielleicht wäre ich nie in die Notwendigkeit gekommen, so früh für mich alleine zu sorgen, wenn das Unglück 1946 nicht passiert wäre.“, bemerkt er.
Nach dem Tode seiner Mutter, begann er selbst unter Tage zu arbeiten, wo er mit 18 Jahren, ebenfalls bei einem Grubenunfall, seinen rechten Arm verlor.
Die Arbeit im Bergwerk blieb trotz aller, nach dem Unglück 1946 getroffenen Sicherheitsmaßnahmen, immer gefährlich. „Vor allem Grimberg war aufgrund seiner Geologie ein Risiko, da sich schnell Grubengas ansammeln konnte.“, erklärt Litzinger. Dieses explosionsfähige Gas-Luft-Gemisch sorgte, trotz installierter Absaugungsanlage, sogar 1994, kurz vor der Stilllegung des Werkes, erneut für eine Schlagwetterexplosion, bei der sieben Menschen starben.
Die Gedenkfeier am Wochenende, an der auch Hans-Peter Mause teilnahm, war den 408 Toten von 1946 gewidmet. Als das Lied „Ich hatte einen Kameraden“ erklang, hatte Hans-Peter Mause Tränen in den Augen. „Man denkt dabei nicht nur an den eigenen Vater, sondern an alle Menschen, die an diesem Tag gestorben sind“, beschreibt er den Moment der Erinnerung.
Auch wenn nur noch wenig Zeitzeugen am Leben sind und der letzte Überlebende des Grubenunglücks, Friedrich Wilhelm Hägerling, 2013 verstorben ist, drängten sich am Samstag auf dem kleinen Platz vor dem Denkmal jede Menge Menschen, die an der Gedenkfeier teilnehmen wollten.
Autor:Lina Hilsmann aus Kamen |
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