Eine Weihnachtserinnerung.....

Es ist nichts aufregendes spektakuläres, nur eine Erinnerung, an wundervolle Menschen und schöne Stunden. Ich veröffentliche diese Geschichte, die ich 2010 in Frankreich in meinem LKW geschrieben habe als ich nicht wusste ob ich wegen der starken Schneefälle Weihnachten Zuhause sein würde, weil ich dieses kleine Stück Geborgenheit gern teilen würde. Ich wünsche allen Menschen ein schönes friedliches Weihnachtsfest!

Eine Wheinachtserinnerung!

Es ist Nacht und ich fahre mit meinem LkW fast allein über die Straßen. Die Müdigkeit zieht an meinem Bewusstsein wie ein Magnet und ich sehne den Tag herbei damit er die Reste des Schlafes vertreiben kann.
Ich strecke mich und recke die müden Glieder in der Hoffnung dass es mich wach hält, als ich ihn sehe, den ersten kleinen goldenen Fleck am Horizont. Der Bann der Nacht ist gebrochen und der Tag erwacht.
Erwacht in einem Feuerwerk aus Licht und Farben. Ich habe das Gefühl als brenne der Horizont. Wunderschöne Inseln aus orange, rot und zartem rosa erobern immer mehr Platz am Himmel, verweisen das trostlose Schwarz in seine Schranken und schaffen platz für das schönste Himmelblau das man sich vorstellen kann. Ich lasse das Fenster ein wenig herunter und klare eisigkalte Luft dringt zu mir herein.
Und plötzlich, als hätte jemand einen Filmprojektor angestellt, sind tausend Bilder in meinem Kopf.
Ich habe das Gefühl direkt in den Erinnerungen zu sein zu riechen zu fühlen zu hören wie es war.
Weihnachten zu hause…..
Opa kam mit Tüten beladen vom Markt und die ganze Wohnung roch nach frischen Apfelsinen und Mandarinen, in einigen Tüten klapperten Wal- und Haselnüsse an einander und alles lief geschäftig umher als seien sie schon Stunden wach. Nur ich scheine lange geschlafen zu haben und passe mit meinem wirren Haar, dem Schlafanzug und dem kleinen bunten Frottee Bademantel nicht ganz ins Bild.
Irgendjemand hat mir über den Kopf gestreichelt und mir gesagt ich soll mich anziehen damit ich mich nicht erkälte.
Dann weiß ich, dass ich im Wohnzimmer stand, draußen lag Schnee und die Wintersonne hatte alles in Goldenes Licht getaucht. Diesen Teil des Tages hat mein Großvater immer so sehr geliebt, aber an Weihnachten glaube ich war es noch viel, viel größer……………

Ich kann mich an so vieles erinnern: Daran das Tine immer mit Opa den Baum schmücken durfte und das sobald die erste Kugel hing ich aus dem Wohnzimmer musste. Dann hat Horsti den ganzen Tag mit mir gespielt. Das war cool. Ich erinnere mich an den Trubel, der plötzlich ausgelöst wurde, wenn es auf die Bescherung zu ging und langsam alle eintrudelten. Und immer war die Wohnzimmertür fest verschlossen.
Ich erinnere mich auch an Nikolaus und das ich ihm mal gesagt habe das er die gleiche Uhr trägt wie mein Onkel Günther und das ich an einem anderen 6.12 völlig aufgeregt war weil ich unbedingt Marion anrufen wollte um ihr zu sagen das der Nikolaus seine Stiefel auch bei Salamanda gekauft haben muss.
Ich erinnere mich an vertauschte Geschenke und an Tine die plötzlich aufspringt und los rennt weil sie ein paar Geschenke in irgendeinem Schrank ganz vergessen hat.
Ich sehe noch wie heute das Horsti alle seine Geschenke gestapelt hat und heimlichstill und leise in seinem Zimmer verschwindet und Opa der mit viel bedacht jedes Geschenk fast in Zeitlupe auspackt damit er das Papier wieder benutzen kann.
Ich weis noch genau das es fast jedes Jahr ein spiel für alle gab und wir dann an den Weihnachtstagen mit der ganzen Familie spielten. Spiel des Wissens beispielsweise, bei dem Marion gefragt wurde wie der althergebrachte Handwärmer heißt in den beide Hände kamen und ohne groß zu überlegen Puff sagte. Alles lachte und ich fragte was das denn sei und irgendjemand erklärte es heiße Muff und Puff wäre das womit man den Reis mache…. Puffreis…..
Ich kann das wirre Geplapper hören weil alle gleichzeitig reden ich höre Marions schrilles lachen und Werners tiefen Bariton . Und ich sehe lachende und strahlende Gesichter.
Aber über allem steht die Erinnerung an den Moment in dem Opa sein Glasglöckchen läutet damit wir zur Bescherung kommen. Die Wohnzimmertür öffnet sich und er steht da neben dem Baum im Hintergrund leise Weihnachtsmusik und man vermag nicht zu sagen was den Raum mehr erfüllt das strahlen meines Großvaters oder das des Weihnachtsbaums der jedes Jahr wieder und wieder ein kleines Kunstwerk war.

Eine Harmonie eingebettet in den Glanz der Kerzen die so viel vollkommener erscheinen als an jedem anderen Tag des Jahres.

Wenn man versuchen würde einem Menschen zu erklären was Familie, Geborgenheit und Liebe bedeutet, einem Menschen der all dies noch nie erlebt hat, so hätte man ihn an einem dieser Tage Mäuschen spielen lassen sollen in unserem Wohnzimmer und er hätte es sicher sofort begriffen.

Irgendjemand hat mal gesagt er könne nicht verstehen warum Opa Weihnachten als etwas so besonderes empfindet.
Jetzt wo ich hier in meinem Lkw sitze durch die Fremde fahre nur einen Tag vor dem 24.12, in der Hoffnung es nach Hause zu schaffen und all diese Erinnerungen mit dem Sonnenaufgang aufsteigen verstehe ich es.
Und mein Herz wird ganz warm und ich fange an zu lächeln weil ich ihn sehen kann wie er zufrieden lächelt weil ich ihn verstehe. Und ich sehe und fühle wie er mir grinsend auf seine ganz eigene art mit den fingern an die Stirn tippt und sagt siehst du Kleinchen, jetzt hast du mich doch noch verstanden…………………………..

Autor:

Michaela Böttcher aus Castrop-Rauxel

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