Ungleiche Freundinnen – Eine Geschichte aus dem Friedensdorf zum Internationalen Tag der Freundschaft

Aisha (links) und Fatim im Friedensdorf. Foto: privat
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Ähnlich sind die beiden sich nun wirklich nicht und doch sind sie Freundinnen geworden. Aisha aus Tadschikistan, die mit schweren Verbrennungsnarben im Gesicht nach Deutschland kam und Fatim aus dem westafrikanischen Gambia. Sie litt unter einer angeborenen Fehlbildung des Darms, die in ihrer Heimat nicht behoben werden konnte.

Im Oberhausener Friedensdorf haben sich die beiden Mädchen kennengelernt und schnell Freundschaft geschlossen. Trotz völlig unterschiedlicher Herkunft und Sprache haben sie zueinander gefunden. „Oft sah man sie zusammenhocken und Karten spielen oder Perlenarmbänder knüpfen“, erzählt eine Mitarbeiterin aus dem Heimbereich des Friedensdorfes. Auch um die kleineren Kinder haben sie sich häufig zusammen gekümmert, mit ihnen gespielt und ihnen Geschichten erzählt.

Kulturübergreifende Freundschaften
Die beiden Mädchen sind nicht die einzigen, die im Friedensdorf eine kulturübergreifende Freundschaft geschlossen haben. Derzeit wohnen Kinder aus acht Nationen in der Heimeinrichtung der Oberhausener Kinderhilfsorganisation. Natürlich ist es für sie schön und wichtig, Kontakt mit Kindern aus ihrem eigenen Land zu haben, ihre Muttersprache zu hören und zu sprechen. Die Erinnerung an die eigene Herkunft soll im Friedensdorf lebendig gehalten werden, denn nach abgeschlossener Behandlung werden die Kinder wieder dorthin zurückkehren.

Gleichzeitig ist das Friedensdorf ein Ort, wo man eben nicht nur unter seinesgleichen bleibt, sondern auch über den sprichwörtlichen Tellerrand hinausschaut, fremden Sprachen und Bräuchen begegnet und mitunter Freundschaften schließt, die dem Prinzip des „gleich und gleich gesellt sich gern“ in jeder Hinsicht spotten. Oder doch nicht? Oft ist das Verbindende schwieriger in Worte zu fassen als die Unterschiede. Auch wenn Herkunft, Hautfarbe, Sprache und Religion völlig verschieden sind, können sich Interessen gleichen, kann Sympathie und daraus Freundschaft entstehen. Eine Erfahrung, auf die der Internationale Tag der Freundschaft am 30. Juli aufmerksam machen möchte. 2011 wurde er von der Vollversammlung der Vereinten Nationen ausgerufen, um an die Bedeutung der Freundschaft zwischen Personen, Ländern und Kulturen zu erinnern.

Freundschaft trotz Entfernung
Aisha und Fatim können am 30. Juli leider nicht beieinander sein. Ihre gemeinsame Zeit im Friedensdorf ist inzwischen vorbei, denn Fatim konnte bereits zu ihrer Familie nach Gambia zurückkehren, weil ihre medizinische Behandlung abgeschlossen war. Ein bisschen traurig sei sie schon, dass ihre Freundin nicht mehr da ist, meint Aisha und blickt dabei sehnsüchtig in die Ferne. Doch dann lächelt sie. „Fatim war sehr froh, weil sie ihre Eltern wiedersieht“.
Auch das ist Freundschaft: jemanden zu vermissen und sich gleichzeitig für ihn zu freuen. Wenn die Ärzte das Okay für die Heimreise geben, wird auch Aisha bald ihre Familie wiedersehen. Vielleicht erzählt sie ihren Geschwistern dann von ihrer Freundin in Afrika.

Autor:

Günter Hucks aus Dinslaken

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