Spurensuche: Düsseldorf und das Handwerk

Die Handwerkskammer am Georg-Schulhoff-Platz. | Foto: Handwerkskammer Düsseldorf
  • Die Handwerkskammer am Georg-Schulhoff-Platz.
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Stadt und Handwerk verbindet eine jahrhundertelange Tradition. Denn mit der Erhebung zur Stadt bekam Düsseldorf auch das Marktrecht verliehen. In der Nähe des ersten Marktplatzes an der Lambertuskirche siedelten sich Händler und Handwerksmeister an.

Der Aufstieg führt vom Lehrling zum Gesellen und weiter zum Meister

Auf den Werkstattverkauf der Handwerker lässt sich das Wort „Laden“ zurückführen. Schuhmacher oder Kupferschmiede etwa befestigten ihre Waren nämlich an den Fenster-Läden ihrer Werkstätten. Mit der Entwicklung des Marktwesens organisierte sich auch das Handwerk. Die Zünfte entstanden, sie überwachten die Ausbildung des Nachwuchses und kontrollierten die Güte der hergestellten Waren. Der Karriereweg des Handwerkers führte vom Lehrling über den Gesellen bis zum Meister. Damals war die „Wanderschaft“ für die „fahrenden Gesellen“ noch Pflicht. Heute wird diese Tradition von Gesellinnen und Gesellen auf freiwilliger Basis fortgeführt. Die Wanderschaft war seit dem Spätmittelalter bis zur beginnenden Industrialisierung eine der Voraussetzungen für die Gesellen, die Prüfung zum Meister zu beginnen. Die Gesellen sollten vor allem neue Arbeitstechniken, Lebenserfahrung und fremde Orte, Regionen und Länder kennenlernen. Ein Handwerker, der sich auf dieser traditionellen Wanderschaft befindet, wird als „Fremdgeschriebener“ oder „Fremder“ bezeichnet. Nach dem Ablauf der Hälfte der Wanderjahre bestand die Möglichkeit, sich durch Angehörige als Anwärter auf die Meisterschaft im Buch der jeweiligen Zunft eintragen zu lassen. Erst nach Beendigung der Wanderschaft und einer weiteren mehrjährigen Arbeitszeit, den so genannten „Mutjahren“ in einer Werkstatt am Ort der Antragstellung, bestand die Möglichkeit, sich zum Meisterstück anzumelden. An die Erlangung der Meisterschaft war das Niederlassungsrecht gebunden und damit die Eintragung als Bürger in das Bürgerbuch der Stadt. Erst dann bestand in manchen Zünften die Möglichkeit zur Heirat.

Jan Wellem förderte Kunst und Handwerk

Fahrende Händler nahmen die handwerklichen Erzeugnisse aus Düsseldorf in Kommission und sorgten so für einen überregionalen Absatz. Um 1550 wurde ein Teil des Lebensmittelmarktes erstmals überdacht. Vorher konnten Bäcker und Metzger Holzbänke auf dem Marktplatz, der mittlerweile zum Rathaus umgezogen war, mieten. Jetzt erhielten die Fleischer eine eigene Halle. Kurfürst Jan Wellem förderte Kunst und Handwerk. Er führte auch das Reinheitsgebot für das Bier ein und legte damit den Grundstein für die „längste Theke der Welt“. Die Stadterweiterungen unter ihm und seinen Nachfolgern wären ohne das Bauhandwerk nicht zu bewerkstelligen gewesen.

Die Innungen entstehen

Die Französische Revolution und die Besetzung des Rheinlandes durch die Franzosen von 1794 bis 1814 bringt entsprechend der liberalen Staatsauffassung nach Abschaffung der Zünfte die Gewerbefreiheit. Was zunächst einen Gründerboom auslöst, erweist sich bald als Fluch: Mangelnde Qualifikation in der Ausbildung und schlechte Qualität der Arbeit führen 1848 zur Einführung einer Handwerker- und Gewerbeordnung. Die Handwerkerschaft sehnte sich nach überschaubaren Verhältnissen, einer gemeinsamen Interessenvertretung und Institutionen, um die Auswüchse der Gewerbefreiheit einzudämmen. Daraufhin entstanden die Innungen, aber diese erfüllten nicht die Wünsche der Meister nach Exklusivrechten wie beim Vorbild der alten Zünfte. Die Unruhen und Umschichtungen im Handwerk legten somit einen allgemein rechtsverbindliche Ordnung und den Aufbau überschaubarer Organisationen nahe.

Die Handwerkskammer Düsseldorf wird gegründet

Auf Grundlage des Reichsgesetzes vom 26. Juli 1897 errichtete der Minister für Handel und Gewerbe eine Handwerkskammer zu Düsseldorf. Ihr Statut trat am 23. August 1899 in Kraft. Am 26. April 1900 fand im Düsseldorfer Rathaus die erste Vollversammlung der Handwerkskammer Düsseldorf statt. Damit begann die Arbeit zur „Vertretung der Interessen des Handwerks“, wie es im Reichsgesetz heißt: Die Handwerkskammern hatten die Interessen der Handwerker in ihrem Bezirk und das Lehrlingswesen zu vertreten, die Ausbildung von Gesellen und Meistern zu fördern, die Behörden zu beraten und zu unterrichten sowie Prüfungsausschüsse zu bilden. Im Prinzip hat sich daran bis heute nichts geändert. 1908 wird der so genannte „Kleine Befähigungsnachweis“ eingeführt. Nur wer diesen hat, darf Lehrlinge ausbilden. 1935 folgt der „Große Befähigungsnachweis“, der nach der bestandenen Meisterprüfung mit der Aushändigung des Meisterbriefes verbunden ist. Er allein berechtigt zur Ausübung eines Handwerksunternehmens. In jüngster Zeit wurden mehrere Handwerke von der Meisterpflicht ausgenommen, sie werden als so genannte „zulassungsfreie Gewerke“ geführt. Aber auch hier zeigt sich schon wieder das Problem mangelhafter Ausbildung und Qualität. So ist der Meisterbrief auch heute noch Garant für die qualitativ hochwertige Ausführung handwerklicher Arbeit. Und selbst in den zulassungsfreien Handwerken geht der Trend zu der freiwilligen Belegung des Meisterkurses als Fortbildung. Am 20. April 2013 erhielten 1110 junge Meisterinnen und Meister ihre Urkunde im Messe Congress Center bei der traditionellen jährlichen Meisterfeier der Handwerkskammer überreicht.

Der Bezirk der Handwerkskammer Düsseldorf erstreckt sich über den ganzen Regierungsbezirk Düsseldorf, vom Bergischen Land bis an die Ruhr und den Niederrhein bis zur niederländischen Grenze. Mit über 52.000 Unternehmen und über 300.000 Beschäftigten ist sie die größte von insgesamt 53 Handwerkskammern in Deutschland. Das Handwerk vor Ort vertreten die Kreishandwerkerschaften. Die Handwerkskammer sorgt aber nicht nur für die Ausbildung junger Menschen und den Meisternachwuchs, sondern sie stellt mit ihrem Fortbildungsprogramm auch sicher, dass das Handwerk immer auf der Höhe der Zeit ist. So wie vor dem Ersten Weltkrieg, als das Automobil als neues Verkehrsmittel in Düsseldorf einzog und die Handwerkskammer bereits Schlossern, Schmieden und Mechanikern Kurse anbot, in denen diese sich mit der Technik der Autos und der Motorräder vertraut machen konnten. Heute lautet das große Thema Energiewende, an dem 30 Handwerke beteiligt sind. Daneben sorgen die Bäcker weiter für unser tägliches Brot und insbesondere die Brauer hier in Düsseldorf auf der längsten Theke der Welt auch für das „flüssige Brot“. Und weitere 130 Handwerksberufe vom Anlagenmechaniker bis zum Zweiradmechaniker halten das Leben in unserer Stadt am Laufen.
Mehr zum Handwerk unter www.handwerk.de.

Autor:

Norbert Opfermann aus Düsseldorf

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