Conny "meets" Dr. Hermann Bühlbecker

Foto: Bildrechte: Lambertz
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Hallo ihr Lieben!
Kurz vor dem Wochenende habe ich noch ein Highlight für euch! Ich hatte diese Woche die große Ehre, mich mit Herrn Dr. Hermann Bühlbecker, dem wohl bekanntesten Unternehmer der Süßwarenindustrie, unterhalten zu dürfen. Lest selbst, was er mir über seine Tätigkeit als Honorarkonsul der Elfenbeinküste, das Unternehmen "Lambertz", Marketing und viele weitere Themen verraten hat... .
Viel Spaß an euch und vielen lieben Dank an Herrn Dr. Bühlbecker!
Liebst,
Conny

PS.: Das Unternehmen "Lambertz" ist übrigens auch bei facebook und twitter vertreten! Schaut doch mal rein!

Conny: "Herr Dr. Bühlbecker, Sie sind u. a. als Honorarkonsul der Elfenbeinküste tätig. Wie sieht Ihre Tätigkeit in dieser Position aus?"
Dr. H. Bühlbecker: "Die Elfenbeinküste ist das größte Kakao-Anbauland der Welt. Kakao ist unser wichtigster Rohstoff. Schokolade ist für uns, neben Zucker, Mehl, Nüssen, Mandeln usw., die wertvollste und teuerste Zutat. In diesem Zusammenhang ist es natürlich gut, wenn man zu dem Land, aus dem die betreffenden Rohstoffe kommen, auch eine gute Beziehung unterhält. Auf der einen Seite haben wir gute Kontakte zum Anbaugebiet, erkundigen uns nach den Ernten und nach den politischen Strukturen, auf der anderen Seite überlegen wir in Deutschland, wie bzw. inwieweit wir die Elfenbeinküste unterstützen können. Ich bin im Bundesverband der deutschen Süßwarenindustrie, war neun Jahre lang zweiter Vorsitzender aller deutschen Süßwarenhersteller, gleichzeitig aber auch Sprecher der deutschen Gebäckindustrie, zu der auch Firmen wie "Bahlsen" und "De Beukelaer" gehören. Wir haben als Unternehmen im Rahmen der Süßwarenindustrie einen gewissen Einfluss, da wir Schokolade im großen Umfang einkaufen. Immerhin sind wir einer der größten Süßwarenhersteller Deutschlands. Insofern können wir hier von einem beiderseitigen Vorteil sprechen. Für die Elfenbeinküste ist es gut, zu einem ihrer Abnehmer Kontakt zu haben. Für mich widerrum ist es aber auch vorteilhaft, zu dem Land Kontakte zu pflegen, wo der Kakao herkommt. Noch vor einigen Wochen war der Staatspräsident der Elfenbeinküste in Berlin und hat dort Gespräche mit Frau Merkel und Herrn Westerwelle geführt. Ich selbst hatte auch die Gelegenheit, ihn zu treffen. Abends in der Botschaft habe ich dann die Agrarminister der Elfenbeinküste getroffen und mich bei ihnen über die Zustände im Land informiert. Ich bin der Meinung, dass ein guter Kontakt zu den das Unternehmen umgebenden Rohstofflieferanten sehr wichtig und sinnvoll ist. Das Amt des Honorarkonsuls wurde mir angetragen und ich habe es angenommen. Konsulatsarbeit im klassischen Sinne führe ich aber nicht aus. Es geht hier um Wirtschaftsbeziehungen, Unterstützung, Networking in alle Richtungen."

Conny: "In einem Interview haben Sie einmal gesagt: "Aber nur mit Bussi Bussi ist noch niemand reicht geworden!". Wie würden Sie denn Ihr Marketingkonzept beschreiben?"
Dr. H. Bühlbecker: "Vielleicht muss man das Ganze ein wenig in Zusammenhang mit der Geschichte des Unternehmens sehen. Wir haben im Grunde mit 16 Mio. DM Umsatz angefangen. Das war Mitte der 70er Jahre. Damals waren wir ein reiner Printenhersteller. Aachen, Printen und Lambertz hatten eine Tradition. Printen sind aber ein Saisonartikel, der eben vorwiegend von September bis Dezember läuft. Hinzu kam, dass wir ausschließlich im Fachhandel präsent waren. Das bedeutete, dass wir mit einem Produkt ein ganz bestimmtes Marktsegment bedient haben. Nun war es die erste Aufgabe, eine Distribution zu schaffen. Das bedeutet, sicherzustellen, dass Lambertz-Produkte bundesweit gekauft werden können. Dazu war es notwendig, ein neues Konzept zu erarbeiten, welches für den Lebensmittelfachhandel und für den Einzelhandel geeignet war. In den 70ern kamen die Discounter auf... und es war wichtig, auch für sie Produkte zu entwickeln. Es ist wenig sinnvoll, nur für den Fachhandel zu leben, um dann in Schönheit zu sterben. Die Produkte mussten in Politik und Optik verändert werden. Zudem musste man es schaffen, aus einer saisonalen, regionalen Fachhandelsecke herauszukommen und Artikel zu entwickeln, die man bundesweit verkaufen kann. Zuerst wurden die Lebkuchensortimente vergrößert. Das heißt, neben den Printen gab es nun Dominosteine, gefüllte Herzen, Spekulatius usw.. Danach haben wir mit dem süddeutschen Lebkuchen weitergemacht. Hierzu haben wir auch Unternehmen, wie "Haeberlein-Metzger", "Weiss Lebkuchen" und "Kinkartz", übernommen. So sind wir immer größer und zu einer Art "Marktführer" für Saisonartikel geworden, haben dann aber auch Kekse, Frischbackwaren, Pralienenprodukte und andere Artikel für das ganze Jahr entwickelt. So haben wir uns ein ganzes Süßwarenunternehmen aufgebaut. Nachdem wir für eine breite Distribution gesorgt hatten können wir sagen, dass fast jedes Geschäft in Deutschland, welches Süßwaren führt, auch unsere Produkte verkauft. Nun stellte sich aber die Frage, welches Marketing wir betreiben. Die meisten unserer Kollegen machen klassisches Marketing, indem sie Sendezeiten oder Printseiten kaufen. Unsere Idee war es immer, sich von den anderen abzusetzen und irgendwie einen eigenen Weg zu gehen. Unser Marketing würden wir daher im Grunde als "Content-Marketing" beschreiben. Wir schaffen Inhalte und sprechen interessante Themen an, die die Medien interessieren und worüber sie berichten. Unser Unternehmen war früher Hoflieferant der Königshöfe von Belgien, Preussen und der Niederlande. Diese Strategie lässt sich auch sehr gut auf die heutige Zeit übertragen. "Lambertz" ist heute da, wo die Staatspräsidenten, die heutigen Könige und Kaiser und die Hollywoodstars sind. Wo die sind, da sind auch unsere Produkte. Der Premiumcharakter von damals wird mit Content-Marketing weitergeführt. Ich, als Alleinhinhaber des Unternehmens, wurde damals sehr oft gleichzeitig Vehikel, um diese Produkte als Botschafter in die betreffenden Kanäle hineinzubringen. Es ist immer gut, wenn der Inhaber seine Artikel selbst überreicht. Insofern haben wir das Vergnügen, dass schon zu Kanzler Kohls Zeiten bis zum heutigen Tag unsere Produkte gern als "Gruß aus Deutschland" übergeben werden. Fast alle amerikanischen Präsidenten haben unsere Produkte bekommen. Dieses Prinzip haben wir immer weiter gepflegt. In zwei Wochen bin ich bei der Aidsgala in Cannes, bei Elton John in London, bei Clinton in New York, ... bei vielen großen Events sind wir dabei und unterstützen damit die Marke. Im Laufe der Jahre haben wir auch eine eigene Veranstaltung rund um die Schokolade ("Monday Night") entwickelt. Hierzu wollten wir aber nicht nur die Einkäufer der Messe einladen, sondern einen tollen Abend mit tollen Gästen aus allen gesellschaftlichen Kreisen organisieren. Zusätzlich zelebrieren wir eine Hommage an die Schokolade, die es in dieser Form auch noch nicht gegeben hat. Es gibt ein Schokoladenbuffet, Schokoladenmalerei, Kleidung aus Schokolade, Modenschau usw. . Das Ganze hat sich von Jahr zu Jahr weiter entwickelt und die Lambertz Monday Night gehört heute zu den besten Veranstaltungen in Deutschland und international. Wir liefern dann wieder Content, über den die Medien mit ca. 200 Fotografen und allen Fernsehstationen berichten. Die Medienberichterstattung kaufen wir nicht, sondern wir werden gefragt, ob Journalisten kommen und berichten dürfen, wenn bekannt wird, dass zum Beispiel Hollywoodstars zu Gast sein werden. Genau das ist Content-Marketing."

Conny: "Sie sagten eben u. a., dass Sie auch der Botschafter für die Marke sind. Sie treffen so viele bekannte Gesichter... Elton John, Clinton, Obama, ... ist man da noch aufgeregt? Oder ist das schon Gewohnheit?"
Dr. H. Bühlbecker: "Weder noch. Am Anfang ist es natürlich etwas Besonderes. Wenn man es dann aber häufiger erlebt ändert sich das auch. Ich bin beispielsweise seit sieben Jahren, immer für vier Tage im September, bei Clinton in New York. Da sind dann eben auch zum Beispiel Obama, Hillary Clinton, Bill Gates und Angelina Jolie zu Gast. Alle die, die sich auch für die guten Dinge in der Welt einsetzen und soziale Verantwortung empfinden. Wenn man das über viele Jahre macht und dieselben Menschen immer wieder trifft und kennenlernt, ist es so, dass sich nette Kontakte entwickeln. Nervös ist man dann nicht mehr. Es wird irgendwo selbstverständlich und man kennt sich. Natürlich hat man vor Leuten, die etwas geleistet haben immer Respekt! Es verliert aber ein wenig den außergewöhnlichen Charakter. Das ist aber auch gut und richtig so."

Conny: "Wie würden Sie sich als Chef beschreiben? Gehen Sie zum Beispiel auch selbst in die Produktionsstätten und schauen sich die Arbeitsabläufe an?"
Dr. H. Bühlbecker: "Dadurch, dass ich den Laden im Grunde neu aufgebaut habe, ist es nicht so, dass "Lambertz" ein großer Laden ist und ich von außen reinkomme und das Marketing betreibe. Wir waren ja klein und ich bin gemeinsam mit der Mannschaft groß geworden. Das ist, wie gesagt, eben genau nicht "Bussi Bussi", sondern harte Arbeit. Ich bin selbst früher nach "Rewe" oder "Edeka" gegangen und habe den Einkäufern unsere Artikel angeboten und über Konzepte geredet. Wir haben viele Mitarbeiter, die schon ca. 30 Jahre bei uns sind. Die Leute kennen mich und wir haben ein sehr enges Verhältnis zueinander. Die Arbeit ist die Basis des Unternehmens. Die tollen Veranstaltungen und die Kontakte mit den Großen dieser Welt ist das Sahnehäubchen obendrauf. Das Entscheidende und das Wichtigste ist aber nach wie vor der Kontakt mit dem großen Kunden im Handel und mit dem Endverbraucher. Hier wird die Schlacht geschlagen. Der Rest ist mediale Begleitung, die das Ganze unterstützt.“

Conny: "Wie sehen Ihre Ziele bis 2015 aus?"
Dr. H. Bühlbecker: "Natürlich muss man sich immer weiter entwickeln. Seit mehr als zehn Jahren betreiben wir eine Fabrik in Osteuropa, seit ca. vier Jahren haben wir in Amerika eine eigene Gesellschaft mit amerikanischen Vertriebsleuten. Wir sehen noch Möglichkeiten der Internationalisierung. Natürlich sind wir in Deutschland gewachsen und haben in vielen Segmenten eine gute Position. Wir zählen zu den größten deutschen Gebäckherstellern, sind im Saisonbereich Weltmarktführer. Irgendwann muss man seine Position sehr stark verteidigen. Auf der anderen Seite will man natürlich trotzdem weiter wachsen. Neue Segmente sind auch sehr wichtig. In den letzten Jahren hatten wir mit der Erfindung eines Produktes namens "Vitalgebäck" großen Erfolg. Dieses ist heute in jedem Supermarkt erhältlich. Wichtig ist hier, dass die Artikel sehr gut schmecken, aber auch gesund sind. Auch hier sehen wir noch weitere Wachstumsmöglichkeiten."

Conny: "Sie sind jetzt über 60 Jahre jung und haben eine Tochter... wird sie irgendwann mal in Ihre Fußstapfen treten?"
Dr. H. Bühlbecker: "Ich habe schon vor vielen Jahren damit begonnen, neue Strukuren zu schaffen. Wir haben einen Beirat eingezogen, das heißt, ich selbst bin "nurnoch" Beiratsvorsitzender. Das Unternehmen hat aber Geschäftsführer. Daher bin ich erster Kontrolleur. Der Wechsel der Geschäftsführung von mir auf andere hat sich schon vollzogen. Wir feiern dieses Jahr unser 325. Firmenjubiläum und natürlich ist es toll, wenn man so lange ein Familienunternehmen sein kann. Meine Tochter macht gerade Abitur und möchte danach Ökonomie studieren. Ob sie dann das Unternehmen als Geschäftsführerin leiten möchte, muss man sehen. Sie wird aber in jedem Falle die Funktion, die ich im Moment habe, in dem Kontrollorgan, übernehmen. Die Zielsetzung, dass das Unternehmen anteilsmäßig in der Familie bleibt, gehört klar zu unserem Programm. Es gibt aber in Deutschland viele Unternehmen, in denen die Familie kontrolliert, aber nicht selbst Geschäftsführer ist. Es wäre schön, wenn sie sich so entscheiden würde, aber es muss nicht so sein."

Foto: Bildrechte: Lambertz
Foto: Bildrechte: Lambertz/ Fotografin: "Gabo"
Autor:

Cornelia Wilhelm aus Düsseldorf

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