Informationsveranstaltung mit streitbarem Plakat - Historische Hintergründe zum Rüttenscheider Straßenstreit in der Aula des Maria-Wächtler-Gymnasiums

1936 scheinen die gemeinsamen Ziele im Manöver der neugeschaffenen, wieder aufgerüsteten Wehrmacht im Sinne des alten Generalobersten Hans von Seeckt endlich erreicht. Auf dem Weg zur einer wieder Angriffskrieg fähigen Armee hatten sich der alte kaiserliche General und der noch neue deutsche Führer unweigerlich treffen müssen. Auch wenn die Herren hier freundlich lächeln, sollten wir beiden heute keine Ehren mehr erweisen - und sei es nur in Blech.
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  • 1936 scheinen die gemeinsamen Ziele im Manöver der neugeschaffenen, wieder aufgerüsteten Wehrmacht im Sinne des alten Generalobersten Hans von Seeckt endlich erreicht. Auf dem Weg zur einer wieder Angriffskrieg fähigen Armee hatten sich der alte kaiserliche General und der noch neue deutsche Führer unweigerlich treffen müssen. Auch wenn die Herren hier freundlich lächeln, sollten wir beiden heute keine Ehren mehr erweisen - und sei es nur in Blech.
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Plakate sollen Aufmerksamkeit erregen und Neugier z.B. für Veranstaltungen wecken. Das Netzwerk Irmgard und Ortrud für die Rückbenennung der von Einem und von Seeckt Straße zu ihren alten Mädchennamen, hat dieses Ziel auf jeden Fall erreicht. Viele Verfechter für das Beibehalten der jetzigen Generalsnamen von 1937 möchten allerdings nicht wahrhaben, dass es derartige vertraute gemeinsame Fotos des Hans von Seeckt und des "Führers" auch drei Jahre nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten überhaupt gab.

Anscheinend machte es dem alten General nichts aus, dass bereits in allen Teilen Deutschlands Konzentrationslager für politische Gegner aufgebaut worden waren. Auch das bereits seit 1935 die Nürnberger Gesetze galten, die vorgebliche "Rassenschande" also z.B. die Ehe zwischen "Ariern" und Juden oder zwischen " Zigeunern, Negern und ihren Bastarden" verboten, wie es in einem damaligen amtlichen Rundschreiben hieß.

Hauptsache - wieder kriegsfähig

All diese Verbrechten verblassten anscheinend vor dem Hintergrund, dass das nationalsozialistische Deutschland konsequent daran ging, nach den Plänen des ehemaligen Heereschefs von Seeckt wieder eine kriegsfähige Armee, die neue Wehrmacht aufzubauen.

Streit über die Interpretation des Plakats gibt es also schon, bevor am Dienstag dem 22. Januar ab 19.00 in der Aula des Maria Wächtler Gymnasiums in Rüttenscheid diskutiert und erläutert wird. Historiker, betroffene AnwohnerInnen des Netzwerks Irmgard und Ortrud, interessierte Bürger, Kommunal- und Stadtteil- und Kommunalpolitiker werden sich dann geschichtlich fundiert über persönliche Hintergründe und politische Zielsetzungen der Generäle Hans von Seeckt und Karl von Einem informieren können.
Das mag vielleicht einige Fans der Generäle doch vielleicht noch auf kritischere Gedanken bringen. Bisher ist diese Fangemeinde widersprüchlich breit gestreut. Da gibt es die CDU, die Essener Piratenpartei, das Essener Bürgerbündnis, die NPD, die FDP, einen ehemaligen NRZ-Chefredakteur und erstaunlicherweise auch die Professorin Dr. Uta Ranke-Heinemann, die Herrn Seeckt noch immer zu einen halben Widerstandskämpfer deklarieren möchte.

Die Generalsinitiaive "ProVon" die den Bürgerentscheid gegen den Beschluß der Bezirksvertretung ins Leben gerufen hatte, versucht jetzt mit lautstarker FDP und CDU-Hilfe, ein Plakat zu skandalisieren, das schlichte, wie unerquickliche Fakten wiedergibt.
Deshalb sehen die Essener Grünen vorab keinerlei Anlaß zur Kritik an der Plakatgestaltung und dem verwendeten Foto. Insbesondere gebe es keinen Anlaß von Seeckts erstmals bereits 1923 geäußertes Zitat verharmlosen:
„Im Ziele waren wir uns einig, nur der Weg war verschieden“. Das gemeinsamen Ziel, die Demokratie von Weimar zu zerstören, wurde nicht dadurch besser, dass man unterschiedliche Wege dahin einschlagen wollte. Von Seeckt brauchte auch keine Schlägertruppen der SA, er hatte ja schon die Reichswehr, die er in den zwanziger Jahren weitgehend dem Einfluß der gewählten Parlamentarier entzogen hatte.

Hitler und von Seeckt als soldatische Kameraden

Zum Plakat mit einem Foto, das von Seeckt und Hitler 1936 beim Manöver zeigt, erklärt Mehrdad Mostofizadeh, Vorstandssprecher der GRÜNEN:

„Wir verwahren uns gegen Versuche, das Zitat zu verharmlosen: Entscheidend ist, dass beide Personen gemeinsame Ziele verfolgten und sich öffentlich dazu bekannten. Dass die Wege zum Dritten Reich nach Ansicht von Seeckts unterschiedlich waren, ändert daran nichts: Das historische Bild zeigt die umstrittene Person des Generals von Seeckt nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in dem historischen Zusammenhang, in den sie gehört – als Vertrauten und Unterstützer Hitlers. Damit wird die Bedeutung von Seeckts auch für die Wiederaufrüstung genau auf den Punkt gebracht.

Zudem ist entscheidend, dass es sich hier nicht um ein Wahlplakat handelt, sondern um die Einladung zu einer Informationsveranstaltung am 22.1. zur Auseinandersetzung mit den „Leistungen“ der Generäle von Seeckt und von Einem. Damit wird endlich eine Debatte über die historische Bedeutung der beiden Generäle eröffnet, der sich die FDP, CDU wie ProVon bisher beharrlich verweigern.

Das sachlich gehaltene Plakat als geschmacklos abzutun ist letztlich ein Ausweichmanöver, weil man bei den Inhalten nichts zur Verteidigung dieser Generäle anführen kann.
Es steht einer weltoffenen Stadt wie Essen nicht gut zu Gesicht, Straßen mit den Namen von Unterstützern Hitlers zu zieren. Das Offensichtliche sichtbar machen, dazu dient auch dieses Plakat“

Weitere Informationen zum Strassenstreit

Auch außerhalb dieser Veranstaltung sind ausführliche Informationen zum Straßenstreit und zum bezirklichen Bürgerbegehren jederzeit verfügbar, z.B. über die Webside des Netzwerks: "www.irmgard-und-ortrud.de" . Auch auf den Websides der SPD im Stadtbezirk II, der Grünen und der Linken, die diese jetzt angegriffene Rückbenennung im Mai 2012 mit 10 zu 8 Stimmen in der Bezirksvertretung beschlossen hatte, finden sich zum Thema jede Menge Informationen.

Autor:

Walter Wandtke aus Essen-Nord

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