Ansgar Brinkmann: Ich fang doch auch nichts mit deiner Freundin an, nur weil meine gerade nicht da ist!

Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Immerhin war Ansgar Brinkmann bis zu diesem Augenblick seit über zwei Stunden bereits mein Gast gewesen und selten zuvor hatte jemand bei einem Scudetto-Abend die Worthülsen »authentisch« und »immer gerade heraus« so sehr mit Leben gefüllt wie der Ex-Profi diverser Vereine.

Man konnte nur erstaunt, ja, begeistert sein, mit welcher Phantasie der »weiße Brasilianer« es verstand, seine Geschichten zu veranschaulichen. Brinkmann präsentierte sich als lebende Gag-Maschine mit patentierter Lachgarantie.

Erst am Morgen des Veranstaltungsabends hatte ich entdeckt, dass einer seiner bekanntesten Sprüche tatsächlich aus einem größeren Zusammenhang heraus gelöst war. Das machte ihn nicht schlechter. Eher das Gegenteil war der Fall. Und als Brinkmann auch noch bestätigte, dass die Ansage seines Anrufbeantworters in der Tat genau so damals von ihm besprochen worden war, vergaß ich für einen Moment die entscheidende Frage: Wie kommt man eigentlich auf solch einen kreativen Unsinn?

Der AB-Spruch lautete übrigens folgendermaßen: »Momentan bin ich nicht zu Hause. Wer aber Taste 3 drückt, bekommt von mir einen Planetenkasper. Bei Taste 4 einen LKW voll Waschpulver. Und wer mit mir persönlich sprechen will, erreicht mich täglich zwischen 17 Uhr abends und fünf Uhr morgens in meiner Stammkneipe Pane et Vino.«

Eigentlich schade, dass wir auch später an diesem Abend nicht mehr näher auf die Entstehungsweise seiner Sprüche eingegangen sind. Denn vermutlich ist an Ansgar Brinkmann ein äußerst talentierter Comedy-Autor verloren gegangen. Ob er sogar das Potential zu einem echten Bestseller-Schriftsteller hat, erfahren wir übrigens Anfang April, wenn im Delius Klasing Verlag sein Buch mit dem Titel »Der weiße Brasilianer« erscheint.

Ich kenne in jedem Fall mindestens eine Handvoll Kollegen, die für Sprüche der Marke Brinkmann nicht nur die eigene Oma verkaufen würden. Ein weiteres Beispiel gefällig? Bitte! Bei Dynamo Dresden wies der weit gereiste Fußballprofi einmal den Co-Trainer des legendären Peter Pacult sehr pointiert in die Schranken. Als der Coach Brinkmann eine Übung erläutern wollte, erwiderte dieser: »Wie bitte – ausgerechnet Du willst mir den Fußball erklären? Du triffst ja selbst dann nicht das Meer, wenn Du mit dem Ball am Fuß am Strand stehst«!

Das hat Klasse, das hat Pfiff und vor allem – es ist nicht auswendig gelernt. Vollkommen spontan haut Brinkmann solche Sprüche raus. Das war eine der Erkenntnisse des Abends gewesen. Und eigentlich hätte ich es deshalb auch besser wissen müssen, als ich den weißen Brasilianer am Ende der Veranstaltung fragte, ob er – angesichts der Tatsache, dass sein eigenes Werk ja noch nicht vorläge – vielleicht stattdessen in meinem neuen Buch für Leute, die das wünschten, sein Autogramm hinterlassen würde. Brinkmann schaute mich für einen Moment an und sagte dann nur: »Nee. Ich fang doch auch nichts mit deiner Freundin an, nur weil meine gerade nicht da ist!«

Autor:

Ben Redelings aus Bochum

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