Romantik ade: Im Profifußball geht es immer nur ums Geld!

Ach, was habe ich mich gefreut, als ich am Samstag in der Arena Auf Schalke Jefferson Farfan auf dem Rasen habe laufen sehen. Eigentlich wollte er doch schon längst weg sein, der gute Mann, hatte er uns jedenfalls alle glauben lassen und auch aus seinem warmen heimischen Urlaubsdomizil großspurig in die Kameras gesprochen: »Ich verlasse Schalke. Ich komme lediglich, um mich bei Professor Felix Magath abzumelden.« Zurück im kalten Deutschland haben sich die feuchten Träume dann wohl aber im tauenden Schnee verflüchtigt.

Interessant war jedoch auch zu beobachten, was der Generalbevollmächtigte des S04 aufgrund dieser Unverfrorenheit eines seiner Schützlinge für ein Theater veranstaltete. Erbost meinte Felix Magath: »Was hier abgeht – auch in Hoffenheim – ist langsam nicht mehr erträglich. Manche Spieler tun so, als ginge es sie nichts an, dass sie Verträge unterschrieben haben.«

Schön gebrüllt, Löwe! Aber kann man diese (kritischen) Worte des Trainers tatsächlich noch ernst nehmen? Hatte derselbe Mann nicht von ungefähr vor kurzem auch gesagt: »Im Profifußball geht es immer nur ums Geld. Das muss man sich eingestehen.«

Denn so sieht es aus. Und früher war auch nicht alles besser, wie viele meinen. Nur die Summen waren vielleicht nicht ganz so verwirrend, Köpfe verdrehend, wie heute. Ich erzähle immer wieder gerne die Geschichte vom Bochumer Spieler Jupp Tenhagen, der in den 80er Jahren vom VfL zur Borussia aus Dortmund wechselte. Er MUSSTE damals weg, weil bei den Blau-Weißen mal wieder das Geld knapp war. Bitterlich geweint hat dieser Jupp Tenhagen, als man ihm das von jetzt auf gleich mitteilte. Und das, obwohl er in Dortmund einige schöne Scheine obendrauf bekam. Der sozialromantisch anmutende Grund: Er wollte seine Mannschaft, seinen Verein, seine Mitspieler für ein paar Kröten mehr in der Tasche nicht im Stich lassen.

Und heute? Die Tage erzählte ein Freund von einem aktuellen VfL-Spieler. Draußen vor dem Haus, wo er seit seinen ersten Tagen in Bochum wohnt, sollte der Garten gemacht werden. Das wäre ja alles schön und gut, sagte der Kicker zum Hausbesitzer, aber ihn interessiere das nicht so sehr, weil er ohnehin bald wieder weg sei. Und dies, so fügte der Freund noch hinzu, würde er seit seinem Einzug jedem erzählen, der es hören wolle oder auch nicht. Identifikation sieht wahrscheinlich ein klein wenig anders aus.

Und nun will auch noch der große Ruud van Nistelroy weg vom Hamburger SV zurück zu Real Madrid. Sein Berater meint: »Natürlich ist Vertrag Vertrag. Das wird Ruud auch respektieren, aber ich finde, das ist ein Ausnahmefall in dieser Welt. Hier dürfen Emotionen durchaus eine Rolle spielen. Ruud, der seine Karriere total unerwartet auf allerhöchstem Niveau beenden könnte – das ist zu schön um wahr zu sein. Da muss es eigentlich nicht um Geld oder Verträge gehen.« Tja, wenn das so ist, was soll man da noch sagen – außer vielleicht: Eine schöne Reise, der Herr, toll, dass Sie uns mal hier in Deutschland beehrt haben!

Aber eines muss man dann doch zur Ehrenrettung unserer Profikicker sagen. Fußball ist ihr Beruf. Und in einer Welt, die tatsächlich so scheint, als ob in ihr einzig und allein das Geld zählt, darf man ihr Verhalten eigentlich nicht besonders verachten. Ein Verein ist schließlich für sie am Ende aller Tage allein ein Arbeitgeber – nur für uns Fans häufig leider viel mehr...

Autor:

Ben Redelings aus Bochum

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.