"Arm hier und arm dort ist was völlig Unterschiedliches"

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Bananen mit Punkten bleiben bei Tafeln hierzulande oftmals liegen weiß Heribert Hölz. Armsein hierzulande ist nicht gleich Armsein "woanders". Denn der Armutsbegriff wird überall anders definiert.

Eigentlich war er zur alten Schmiede nach Weeze gekommen, um „Danke“ zu sagen und ein klein wenig zurück zu geben. Dann wurde der rührige „Bosnienehelfer“ Heribert Hölz selbst zum Beschenkten . Heribert Hölz schaut mehr als überrascht, als ihm die Damen des VHS-Seniorentreffs in der Alten Schmiede einen Umschlag in die Hand drücken. Das Geld, das die Weezerinnen gesammelt hatten, ist für die Aktion „Ein Schaf für Bosnien“ bestimmt. Es ist eines der vielen Projekte, das der Neukirchen-Vluyner Heribert Hölz für das kriegsgebeutelte Land am Balkan bereits auf den Weg bringen konnte.
Und so lauschen die gut 30 Frauen dem 72-Jährigen, der von seinen Projekten und zukünftigen Plänen berichtet, bevor er zu seiner Gitarre greifen wird, um mit ihnen gemeinsam zu singen.

In besonderer Weise mit Menschen verbunden

Kaum eine der Anwesenden ist jünger als 80, als Kriegsgeneration fühlen sich die Frauen in besonderer Weise den Menschen in Bosnien verbunden. „Mit Ihrer Spende kann in Bosnien ein halbes Schaf und ein Bock angeschafft werden“, freut sich Heribert Hölz. Die Bosnienhilfe unterstütze die Menschen dort mit Geld, Lebensmitteln und Sachspenden, aber mit den Schafen erhielte die Menschen Hilfe zur Selbsthilfe erfahren die Seniorinnen. „Ich möchte dort helfen und mit bescheidenen Mitteln ereichen, dass die Menschen dort bleiben und nicht aus wirtschaftloicher Not flüchten müssen“, erzählt Hölz.
Bereits 33 Familien habe man mit Schafen „versorgen“ können. „Aktuell arbeiten wir mit einem dortigen Konservenhersteller zusammen, der uns alles abnimmt, was wir produzieren“, so Hölz, dessen Verkauf selbst hergestellter Marmelade - 4000 Gläser waren es bereits in diesem Jahr - ebenfalls der Bosnienhilfe zugute kommt.

Am ganzen Niederrhein unterwgs

Derzeit sei er am ganzen Niederrhein unterwegs und stelle Schulkindern sein „Schafprojekt“ vor. Es sei rührend, wie die Kinder sich für das Projekt begeisterten. 30 Schafe habe man bereits finanzieren können. „Eine Schule in Schaephuysen hat gar 450 Euro gespendet, Helfen macht einfach Spaß“, freut sich der rührige Senior. Er würde schon mal drauf angesprochen, dass es hierzulande auch Arme gäbe. Hierzu sagt er:„Arm hier und arm dort ist etwas völlig Unterschiedliches“ erfahren die Frauen. Er habe erlebt, dass hierzulande bei den Tafeln Bananen mit braunen Punkten keiner haben wolle. „Global gesehen liegt Bosnien vor unserer Haustür,“ so Hölz
Dann greift er zur seiner Gitarre, stimmt das Lied vom Nikolaus an und die anwesenden Frauen singen mit Freude und Begeisterung mit. Nachdem der letzte Ton verklungen ist, wird es im Saal ganz leise, als Hölz jene Geschichte erzählt, die für ihn für immer mit dem Nikolauslied verbunden sein wird. Von einem Nikolausabend, als er in Bosnien den versammelten Mitgliedern einer Kirchengmeinde vom Nikolausbrauch am Niederrhein erzählte: „Während ich ‚Lustig, lustig, trallerralera‘ sang, stockte mir plötzlich der Atem“, erzählt er den Frauen, die gebannt lauschen. „In der ersten Reihe saßen Kinder, die nicht mitklatschen konnten, denn sie besaßen keine Arme. Diese waren durch Minen zerfetzt worden. Da war für mich der Nikolausabend gelaufen“. In Weeze singt er noch weitere Lieder, trägt Gedichte vor und erzählt Geschichten, um einfach „Danke“ zu sagen.

Info:

Herber Hölz setzt sich seit über 20 Jahren für die Bosnienhilfe der Caritas-duisburg für die Verbesserung der Lebenssituation von Menschen in Bosnien. Er hat rund 2,5 Millionen Euro gesammelt und Projekte zur Selbsthilfe gestartet. Mit seiner Frau hat er über 50.000 Gläser Marmelade produziert und für die Bosnienhilfe verkauft. Vom Erlös wird eine Suppenküche in Zenica finanziert. Zudem begründete er eine Kleinbauerngenossenschaft sorgte dafür, dass pflegebedürftige Menschen ambulant gepflegt werden und half beim Bau eines Kindergartens sowie einer Sozialstation der Caritas in Sarajevo mit.

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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