"Wir haben kein Problem mit der Spielwiese"

von franz geib
Goch/Pfalzdorf. Die Tagesmütter in Goch haben ihren Kampf verloren: In der letzten Sitzung vor den Sommerferien beschloss der Gocher Rat, dass die Vergütung der Tagespflegepersonen künftig neu festgelegt werden soll: Für beruflich qualifizierte Tagespflegepersonen (sozialpädagogische Fachkräfte wie Erzieherinnen) soll es 5 Euro pro Betreuungsstunde und Kind geben, für alle anderen, also Frauen mit Tagespflegequaliffikations- und Zertfizierungskurs von mindestens 160 Stunden, nur 4 Euro. Geringer oder nicht-qualifizierte tagespflegepersonen werden nicht gefördert. Für die Tagesmütter, wie sie in einer ersten Reaktion schilderten, kein gutes Ergebnis.
Eine Tagesmutter, die sich dazu nicht explizit äußerte, aber trotzdem gegen die Änderung en die Richtlinien für die Förderung der Kindertagespflege gegen die Stadt Goch gekämpft hat, war Danijela Otovic. Die Pfalzdorferin, die die Großraumtagespflege „Die Spielwiese“ betreibt, hatte in einem offenen Brief (liegt dem Gocher Wochenblatt vor und ist auch unter www.Lokalkompass.de/goch zu lesen) dem Jugendamt der Stadt vorgeworfen, dass es seit der Neufestsetzung der Richtlinien Selbstgefälligkeit statt Verstand walten lasse: „Nachdem einerseits die Vergütung der Tagesmütter reduziert werden sollten, bahnen sich noch mehr Schikanen an, die sich Mitarbeiter des Jugendamtes offensichtlich willkürlich einfallen lassen, um antragstellende Mütter abzuwimmeln und ihnen einen Tagespflege für ihre Kinder unmöglich machen.“
So würden, so ließ Danijela Otovic übermitteln, Müttern nur noch unter extremen Auflagen Betreuungsstunden genehmigt, behinderte und ausländische Kinder unter Vorgabe fadenscheiniger Gründe abgelehnt.
„Die Eltern rennen bei mir die Bude ein, weil sie nicht mehr wissen, ob sie nun aufgenommen werden können oder nicht“, so Danijela Otovic. Und das Jugendamt? Das verweigere, so sagt die Leiterin, seit Monaten die Möglichkeit eines persönlichen Gespräches, welches darüber Aufschluss geben soll, wie die neuen Richtlinien künftig aussehen. Danijela Otovic: „Seit Ostern warte ich auf einen Termin, doch ich bekomme keine Antwort.“ Selbst auf Einschreiben würde die Stadt nicht reagieren.
Antworten erwarten die Tagesmütter und Eltern vor allem deshalb, weil es ihrer Meinung nach zu Vorfällen kam, die jede Menge Fragen aufwarfen: So soll das Jugendamt einem Kind mit Down-Syndrom die Aufnahme in die Spielwiese verweigert haben, obwohl dort bereits ein Kind betreut wird.
In einem anderen Fall bekäme eine arbeitssuchende Mutter nicht die vollen 30 Wochenstunden gewährt, sondern nur 10, und könne so nicht auf Arbeitssuche gehen, da sie dem Arbeitsmarkt ja nur 10 Stunden zur Verfügung stehe.
„Ein Kind darf monatelang 30 Stunden wöchentlich in unsere Einrichtung und nur weil seine Mutter plötzlich unverschuldet arbeitslos wird, wird das Kind sozial ausgegrenzt und darf nicht mehr in den ihm bekannten und lieb gewonnenen Kindergarten gehen“, klagt Danijela Otovic.
Vorwürfe, die das Jugendamt nicht gelten lässt. Darum hat das Gocher Wochenblatt ein Gespräch mit Christa Wouters, Renate Kohl und Silvia Bodden gesucht, um den Versuch einer Aufklärung zu starten.
Punkt für Punkt: Von einem Kind mit Down-Syndrom in der Spielwiese war, so heißt es aus dem Jugendamt bis dato nichts bekannt. Dem, widerspricht ihrerseits Danijela Otovic: „Ende des vergangenen Jahres war doch das Jugendamt bei mir. Da hat man doch gesehen, dass ein Down-Kind da ist.“
Ein anderer Punkt: Nach den derzeit gültigen Richtlinien werden arbeitssuchenden Müttern grundsätzlich 10 Stunden bewilligt. „Zunächst mal“, so Silvia Bodden und ergänzt: „So kann jede Mutter dem künftigen Arbeitgerber schon mal mitteilen, dass die Betreuung gesichert ist.“ Später würden die Wochenstunden je nach vertraglichen vereinbarten Dienstzeiten und -plan entsprechend aufgestockt. Vor dem 1. Januar konnte dagegen jede Mutter bis zu 30 Wochenstunden bewilligt bekommen.
Christa Wouters: „Im Dezember 2010 hat jede Tagesmutter die neue Förderrichtlinien zugeschickt bekommen, konnte also die Eltern entsprechend unterrichten.“
Und die Stadt tat noch mehr, wie sie sagt. Im Januar lud das Jugendamt zweimal zum Runden Tisch, erklärt Stadtsprecher Torsten Matenaers: „Nur Danijela Otovic fehlte unentschuldigt.“ Otovic Antwort: „Zu diesem Zeitpunkt hatte ich gerade entbunden und dies auch mitgeteilt.“
Danijela Otovic sucht nach wie vor das Gespräch: „Ich hätte gerne, dass wir uns zusammensetzen.“ Das Jugendamt: „Wir haben kein Problem mit der Spielwiese.“

Autor:

Franz Geib aus Goch

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