Die Neueste Deutsche Welle: Sie wollen Spaß mit dem Mund

Pulswärmer und Lederschlips waren gerade nicht griffbereit und dennoch pulsiert in Jörg von der Heydt und Frank Fischer der Geist der frühen Achtziger.
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San Francisco feierte seinen „Summer of Love“, aus Essen-Rüttenscheid kam der Rockpalast, Hagen hatte, nun ja, die kurzzeitige Ehre als inoffizielle Hauptstadt der Neuen Deutschen Welle zu gelten. Nena, Extrabreit und auch die Humpe-Schwestern waren nämlich wichtige Protagonisten jener Phase deutschsprachiger Unterhaltungsmusik, in der sich Dieter Thomas Heck zuweilen für die Hitparade schämte.

Knapp 30 Jahre später möchten Jörg von der Heydt und Frank Fischer den Zeitgeist der frühen Achtziger wieder aufleben lassen. Ihr Projekt „Vox – Neue Deutsche Welle a cappella“ soll aber keine (reine) Nostalgieveranstaltung werden. Dabei hätten sie sogar jedes Recht dazu. „Das ist meine Musik“, gesteht von der Heydt und muss sich nicht einmal überwinden. „Ich war Abiturient zu der Zeit. Nenas Vater war sogar einer meiner Lehrer!“ Mehr NDW-Kolorit geht fast nicht.
Warum auch immer, das Duo eint die Überzeugung, die Kompositionen von Combos wie Geier Sturzflug, Hubert Kah oder Spliff seien reif für die instrumentenfreie Aufführung. Etliche Titel wurden bereits für mehrstimmigen Gesang arrangiert. Ja, das geht tatsächlich. Hagens Generalmusikdirektor Florian Ludwig bürgt als Schirmherr und Garant untadeligen Geschmacks für den musikalischen Gehalt. Fischer meint, es handle sich um Tonfolgen, die der Jugend von heute durchaus gefallen dürften. Er kennt sich in der Kinder- und Jugendarbeit bestens aus.

Casting am 7. Februar

„Wir wünschen uns Leute zwischen Anfang 20 und Anfang 50, die schon mal gesungen haben. Noten lesen können ist von Vorteil, aber nicht zwingend notwendig“, erklärt der Diakon und Tenor Fischer. „Was uns vorschwebt ist kein Chor“, stellt von der Heydt klar. „Eher eine Band, die Stimmen als Instrumente einsetzt.“ Also auch den Klang von Bläsern und einer Rhythmussektion erzeugt. Die von der älteren Humpe-Schwester produzierten „Prinzen“ brachten es auf den Punkt: „Alles mit dem Mund“.
Weil sich vieles am Phänomen NDW nur mit Ironie erklären lässt, kann es nicht schaden, wenn sich die eine oder andere Rampensau beim Casting einfindet. Ein gewisses Maß an Selbstironie benötigt, wer sich mit der Mode zum Sound auseinander setzt. Bei allem heiligen Unernst lassen sich die künftigen Ensemble-Mitglieder auf konzentrierte und kontinuierliche Arbeit ein. „Ein Jahr Vorbereitung schien uns angemessen“, sagt von der Heydt. Bis zum Konzert im Februar oder März 2016, der Erlös ist für karitative Zwecke bestimmt, kümmern sich Leute von Fach in Workshops um Bühnenpräsenz, Choreografien und den stimmlichen Feinschliff. Zu den Coaches gehören unter anderem Marilyn Bennett, an der Royal Academy of Music ausgebildete Sängerin am Theater Hagen und die A cappella-Gruppe „MEDLZ“ aus Dresden.
Über den kleinen Kreis der Bandmitglieder hinaus soll 2015 ein NDW-Jahr für alle Volmestädter werden. Aus den Initiatoren sprudeln etliche Ideen: Rudelsingen auf dem Elbersgelände, ein Flashmob, der als längster Chor der Welt im Guinness-Buch landet, „99 Luftballons“ mit 999 Kids... Nun müsste nur noch Nena zusagen.
Herne hat den Emscherstrand, Jürgen Marcus und Andrea Jürgens. Hagen hat das das Elbersufer und darf ein bisschen stolz sein auf Musik mit deutschen Texten, die Dieter Thomas Heck nicht gefallen haben.


Eine Songliste gibt es schon:

99 Luftballons - Nena
Bruttosozialprodukt - Geier Sturzflug
Carbonara - Spliff
Da-Da-Da - Trio
Flieger - Extrabreit
Goldener Reiter - Joachim Witt
Hurra die Schule brennt - Extrabreit
Ich will Spaß - Markus
Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann - Nena
Kleine Taschenlampe brenn - Nena & Markus
Major Tom - Peter Schilling
Nur geträumt - Nena
Skandal im Sperrbezirk - Spider Murphy Gang
Sternenhimmel - Hubert Kah


Ablauf und Zeitplan:

Gesucht werden zunächst etwa acht Sängerinnen und Sänger.
Ein Casting findet am 7. Februar um 15 Uhr statt.
Wer seine Bühnenpräsenz unter Beweis stellen möchte, meldet sich an per Mail joerg@vox-hagen.de oder unter Tel. 02331-924609.
Das Projekt läuft etwa ein Jahr. Regelmäßige Proben (etwa zwei Stunden pro Woche) und Workshops sorgen für die nötige Bühnenreife.

Autor:

Henrik Stan aus Hagen

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