Römermuseum: Antike Fehlerteufel

Regentage im Sommer können einem die Laune verderben: Der Grill läuft voll Wasser, der Bikini bleibt im Schrank, der Biergarten leer. Doch der Tag muss nicht verloren sein: Wie man einen nassen Nachmittag kreativ und spannend nutzt, und am Ende des Tages noch schlauer ist als zuvor, konnte man am Sonntag im Römermuseum erfahren.

Germanischer Landregen musste schon vor 2000 Jahren eine ziemliche Plage gewesen sein. Die zahlreichen Besucher im Römermuseum brauchten jedenfalls nicht viel Fantasie, sondern nur einen Blick aus den breiten Panoramafenstern der Ausstellungsräume, um sich die lebhaften lateinischen Flüche vorzustellen, mit denen die Römer das miese Germanenwetter ebenso lebhaft überschütten haben mochten, wie die Regentropfen die Dächer und Straßen der heutigen Seestadt. "Bei dem Wetter bot sich das Museum geradezu an", lächelte ein älteres Ehepaar aus Sythen, dass sich an diesem feuchten Sonntag ein lokales Bildungsprogramm verschrieben hatte. Dieser Gedanken lag auch vielen anderen Besuchern nicht fern, und so hatten die Führungen zwischen Vitrinen und Exponaten reichlichen Zulauf.

Neben dem klassischen Bildungsprogramm gab es auch eine Premiere für Familien: Die Historikerin und Museumspädagogin Sabine Holländer schickte die Kinder und ihre Eltern auf die Jagd nach Buchstaben und Zahlen. "Überall im Museum findet ihr Dinge, auf denen die Römer Zeichen hinterlassen haben", erklärte Holländer und holte einen Stapel mit Aufgabenzetteln aus einem Korb. "Wir haben diese Dinge fotografiert und Fehler auf den Fotos versteckt. Mal sehen, ob ihr die richtigen Beschriftungen finden könnt", spornte die Expertin die Kinder an. Und tatsächlich schienen die jungen Besucher ganz wild darauf zu sein, die Fehleinträge auf zwei Jahrtausende alten Bleibarren, Apothekerdosen oder Münzen zu finden, und auf ihren Zetteln zu korrigieren.

Nebeneffekt der Schnitzeljagd: Nicht nur schauten sich die Besucher besonders gründlich in den Vitrinen um, sondern erhielten ganz nebenbei noch jede Menge Wissen transportiert. Denn natürlich erzählte Sabine Holländer den staunenden Kindern so manche Information aus dem Reich der Antike, die auch den Eltern nicht immer schon bekannt war. "Ist doch klasse, man lernt etwas und die Kinder langweilen sich nicht zuhause", verriet ein Vater seinen persönlichen Schlachtplan für die sonntägliche Regenzeit. Der Filius indes war bereits weitergewandert und rief über zwei Vitrinen hinweg bereits ungeduldig nach dem Herrn Papa. Es fehlte fast nur der krönende Hinweis, dass man ja schließlich nicht zum Spaß hier sei. Aber den hatten Groß und Klein bei dem nur scheinbar so simplen Spiel jede Menge.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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