Böing lobt Asylkreis

Sozialdezernent hofft auf Landesunterkunft in Lippramsdorf

Haltern. Sozialdezernent Hans-Josef Böing nutzte im Ausschuss für Generationen (AGS) die Gelegenheit, am Donnerstagabend den aktuellen Stand zum Thema Flüchtlinge zu erläutern. Dabei vertrat er die Ansicht, dass es natürlich wunderschön wäre, „wenn wir das weite Feld der Integration beackern könnten zusammen mit Flüchtlingen, die wissen, dass sie hier bleiben können, und mit Flüchtlingen, die in Wohnungen leben könnten und nicht in Notunterkünften untergebracht sind. Soweit sind wir aber leider noch lange nicht, und spätestens jetzt bin ich dann wieder in der Realität angekommen.“

Aktuell leben rund 640 zugewiesene Flüchtlinge in Haltern am See, und dazu kommen etwa 100 Flüchtlinge in der Landesunterkunft in den Borkenbergen. Laut Böing hat knapp die Hälfte der Flüchtlinge, die zugewiesen wurden, noch nicht einmal einen Asylantrag gestellt. „Wir müssen als Städte trotzdem mit der Lage umgehen und wir wollen das nach wie vor, was die Unterbringung angeht, schaffen, ohne Turnhallen belegen zu müssen.“ Es wird allerdings immer schwieriger. Das liegt auch daran, dass „wir eigentlich ab dem Frühjahr auf eine große Landesunterkunft auf dem Gelände Schacht 8 an der Stadtgrenze Marl/Haltern gesetzt haben, und da ist man derzeit noch nicht so weit.“
Böing wurde noch deutlicher: „Wenn wir diese Landesunterkunft nicht kriegen, weiß ich – auch wenn ich viel Verständnis für die Sorgen der Lippramsdorfer Bürger habe ,nicht mehr, wie wir das hier noch schaffen sollen. Die Flüchtlinge werden so oder so kommen, und es spielt für eine Stadt wie die unsere schon eine große Rolle, ob wir als Stadt - sozusagen auf eigene Rechnung - 500 Menschen mehr oder weniger unterbringen und integrieren müssen.“
„Mehr Geld für Integration der Flüchtlinge“ lautet eine Forderung von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles aus der letzten Woche. Abgesehen davon, dass sie, so Böing, mit dieser Forderung recht hat, beweist das auch, dass Integration von Flüchtlingen neben der Unterbringung, Alimentierung und gesundheitlichen Versorgung auch noch Geld kostet. Die 10.000 Euro pro Jahr und Flüchtling, die jetzt vom Land – allerdings auf der Grundlage nicht mehr realistischer, weil viel zu geringer Flüchtlingszahlen – auf die Städte und Gemeinden verteilt werden, decken die Kosten für Unterkunft, Hilfe zum Lebensunterhalt und ärztliche Versorgung ab. Aufwand für zwingend notwendige Integrationsleistungen jeglicher Art ist in dieser 10.000-Euro-Pauschale nicht enthalten. Darüber derzeit auf der Ebene der Spitzenverbände verhandelt.
Für den Ersten Beigeordneten ist ebenso klar, dass die Ereignisse aus der Silvesternacht in Köln zu einem Stimmungsumschwung in der Bevölkerung geführt haben. Das macht die Arbeit derjenigen, die mit Flüchtlingen zu tun haben, nicht leichter. „Ich kann für die Stadtverwaltung versichern, dass wir trotzdem versuchen, unsere Grundsätze in unserer Flüchtlingsarbeit beizubehalten, und das ist – ganz kurz formuliert – die Wahrung der Würde aller Menschen, die zu uns kommen, weil ihr Zuhause zerbombt wurde oder weil sie in elendigsten Lebensverhältnissen für sich keine Zukunft mehr gesehen haben, auch wenn das für sich allein genommen kein Asylrechtsgrund sein sollte. Wir brauchen aber in einer solchen Phase einen starken Staat, der ehrlich mit seinen Bürgern und mit seinen Schwächen umgeht, und wir brauchen eine Politik und Politiker, die das glaubwürdig verkörpern und bereit sind, sich von dem einen oder anderen Ritual der politischen Auseinandersetzung zu verabschieden.“ Böing lobte erneut ausdrücklich die unglaublich gute, wichtige und hilfreiche Arbeit des Halterner Asylkreises und aller Ehrenamtlichen: „Stellen Sie sich mal vor, wir hätten diesen Asylkreis nicht. Stellen Sie sich bitte aber auch mal vor, was eigentlich wäre, wenn die ehrenamtliche Arbeit und die Arbeit vor Ort – in den Städten und Gemeinden – von der gleichen Qualität geprägt wäre wie das, was wir teilweise auf der nationalen und – viel schlimmer noch – auf der internationalen politische Bühne erleben.“ Für den Ersten Beigeordneten Hans-Josef Böing ist ebenso klar, dass die Ereignisse aus der Silvesternacht in Köln zu einem Stimmungsumschwung in der Bevölkerung geführt haben.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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