Bei Mieze - Die erste Pommes"bude" in Welper

Eine handvoll Freunde und ich hatten eine Bude im Gemeindewald gebaut. Damals kannten wir den Unterschied zwischen „Bombentrichter“ und Pinge noch nicht. Es war halt eine tiefe Delle im Waldboden, die es uns erlaubte, einfach Äste, Zweige und darüber gestreute Blätter dazu zu benutzen, um darunter zu kriechen und das ganze Konstrukt „unsere Bude“ zu nennen. Durchaus geräumig saßen wir, zusammen gekauert in dem Erdloch und planten eine kleine Einweihungsfeier. Kurz: Essen und Trinken musste her. Auf der Wunschliste standen Pommes und Limo.

Welpers erste Pommesbude

Es galt die Eltern zu überzeugen einen kleinen finanziellen Beitrag zur Einweihungsfeier zu leisten und sie leisteten ihn.
Am Abzweig von der Marx- zur Thingstraße konnten unsere Wünsche erfüllt werden und zwar „Bei Mieze“. Der Vordereingang zum Schankraum war uns aus Altersgründen verwehrt, denn hinter der Eingangstür befand sich eine ganz normale Kneipe. Rechts an der Hauswand vorbei und zur Hintertür – linkerhand – befand sich der Eingang zu Welpers erster Pommesbude.
Das Angebot beschränkte sich auf Pommes (in Papier-Spitztüte), Brat-, Currywurst und Schaschlik mit entsprechender Soße, Majo und hölzernem Picker.
Das Geld reichte für sechs Pommes, zum Teil mit und zum Teil ohne Majo/Soße und für sechs 0,25l-Flachen des allgemein bevorzugten Getränks: 7up-Zitrogeschmack.
Wir brachten die Beute ins Versteck und weihten unsere Bude ein.

Schön, aber selten …

… kam es vor, dass zuhause einmal beschlossen wurde, kein Abendbrot zu machen, sondern zu „Mieze“ zu gehen. Mutter und ich hatten des öfteren Gelüste dieser Art. Wie Vater meist meinte: zur Unzeit.
War es so, kamen wir auf die Idee uns noch am fortgeschrittenen Abend, einen Topf Nudeln zu kochen oder uns eben auf den kurzen Weg zu „Mieze“ zu machen.

Ach, übrigens: Die Basis „unserer Bude“ bildete kein „Bombentrichter“ es war eine Pinge. Eine Pinge ist eine trichterförmige Vertiefung im Boden, die durch bergmännisches Schürfen nach Kohle – die knapp unter der Oberfläche lagerte – entstand. In der Nachkriegszeit verschaffte sich so mancher auf diese Weise Brennmaterial. Der Volksmund bezeichnet die Pinge auch als „Zeche Eimerweise“.

Autor:

Rolf Haarmann aus Hattingen

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