"Sofa frei!" - Sechs Auflage der Talkshow "Stopsack und Stopsack"

Arne-Hermann Stopsack mit Dirk Kolar, Leiter der Felsenmeerschule
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Rund 30 Gäste erlebten am Mittwoch einen vergnüglichen Abend in der Hemeraner Stadtbücherei. Deren Förderverein "Pro Buch" hatte zur bereits sechsten Auflage der etwas anderen Talkshow "Stopsack und Stopsack" eingeladen, zu der wieder sechs interessante Persönlichkeiten für jeweils genau 15 Minuten auf dem Talksofa Platz nahmen und sich vom Stopsack-Duo erstaunliche Details aus Arbeit und Privatleben entlocken ließen. Punkt 19 Uhr hieß es "Sofa frei"!

Der erste Talkgast war in diesem Jahr Dirk Kolar, Leiter der Hemeraner Felsenmeerschule. Als Arne-Hermann Stopsack das Wort "Inklusion" in den Raum warf, kam das Kolar-Statement prompt: "Inklusion ist ein in der Fachwelt inzwischen abgelutschtes Wort, von dem die meisten Menschen überhaupt nicht wissen, was es bedeutet." Doch Dirk Kolar berichtete auch eindrucksvoll von der von ihm und seinen Kollegen tägliche erlebten "wahnsinnigen Dankbarkeit" der Schüler und Eltern an der Felsenmeerschule, die mit keiner anderen "Regelschule" zu vergleichen sei. Noch berührender waren anschließend die Ausführungen des in Unna leben Pädagogen zum Thema Tod und Trauerbewältigung an seiner Schule (jedes Jahr sterben durchschnittlich 1 - 2 Schüler aufgrund unheilbarer Krankheiten), für die die Lehrer speziell geschult werden und für die es in der Schule spezielle Orte wie einen Baum der Erinnerung gebe. Zum Schluss wurde es dann nochmals amüsant, als Kolar von seinem Hobby, dem Gitarrenspielen erzählte, und prompt ein Gitarre zur Hand war. Arne Hermann Stopsack: "Wenn Sie jetzt so schlecht spielen wie angedroht, geht das Publikum noch vor Ihnen." Es ist keiner gegangen!

"Wir sind doch alle ein bisschen bekloppt!"

Der zweite im Bunde war dann Wolfgang Ebe, Deilinghofer Modellbauer aus Leidenschaft. Hans-Hermann Stopsack stellte ihn vor mit den Worten: "Er ist kein Hemeraner, sondern Deilinghofer." Bekannt geworden war Wolfgang Ebe durch die Erstellung des rund sechs m² großen Modells vom Hemeraner Kriegsgefangenenlager Stalag VI a, in das er rund ein Jahr Arbeit gesteckt hatte mit einem täglichen Aufwand von drei bis vier Stunden. Weitere beeindruckende Zahlen sind die rund 250 m Stacheldrahtzaun - natürlich maßstabsgetreu (!) und von Hand gelötet aus Blombendraht - oder die 450 Miniaturfigürchen, jedes einzeln geklebt und bemalt. "Das hat mich eine halbe Diotrie an Sehkraft gekostet", berichtete Ebe schmunzelnd, der auch freimütig zugab, dass alle Modellbauer ein bisschen bekloppt seien." Die Motivation für die nötige Geduld und Ausdauer bei seinem Hobby erklärte der zudem als Deilinghofer Heimatforscher tätige Ebe ebenfalls: "Durch das Hobby Modellbau kann ich einfach herrlich den ganzen Alltag hinter mir lassen."

Der erste Gedanke war "Ach du Sch..."

Als Nächste nahm Monika Otten , Geschäftsführerin der Stadtwerke Hemer Platz auf dem Sofa. "Ach Du Sch...." sei ihr als erster Gedanke durch den Kopf gegangen, als sie Anfang 2013 den Notruf aufgrund der Wasserverunreinigungen im Bereich Landhausen erhalten habe, "Von Jetzt auf Gleich mussten wir vom Modus ,es läuft' in den Krisenmodus umschalten." Die ganze Krise und die teilweise auch persönlichen Angriffe z. B. über facebook habe ihr auch ganz persönlich zu schaffen gemacht, ließ Otten wissen, "ich weiß nicht, ob ich das Ganze ohne meinen Freundeskreis so geschafft hätte." Zweites Thema des Interviews war vor dem Hintergrund, dass die Stadtwerke Hemer ab 2015 auch der Stromversorger für Hemer sein werden, die Energiewende. Die Hoffnung auf günstigere Preise für die Hemeraner musste Hobbymalerin Otten aber umgehend dämpfen: "Entweder müssen wir uns zukünftig von dem extrem hohen Standard im Bereich Strom und Wasser verabschieden oder eher eine weitere Verteuerung in Kauf nehmen." Einen Trost hatte sie dann aber doch. Immerhin bleibe das Geld der Stadtwerke-Kunden ja dann in Hemer.

"Ich komme in jede Wohnung rein"

Nach der Pause kam dann zunächst Uwe Alberts zum Zuge, der zunächst aus seiner langjährigen Berufslaufbahn im Baubereich plauderte, die für ihn bereits im Alter von 14 Jahren als Lehrling begann. Nach vielen Jahren beim Hemeraner Bauunternehmen Verfuß hilft er nun in seinem (Un-)Ruhestand noch regelmäßig beim Schlüsseldienst Witteler aus. "Ich komme in jede Wohnung rein", schmunzelte Alberts. Hinzu kommt auch noch eine Hausmeistertätigkeit in der Christkönig-Kirchengemeinde. "Nichtstun geht bei mir überhaupt nicht. Ich werde samstags schon immer unruhig und freue mich, wenn es montags wieder losgeht," so der rüstige Rentner.

"Situationen mit Demenzerkrankten auch mal mit Humor nehmen"

Dann wurde es wieder ernster, als Gudrun Gille auf dem Sofa Platz nahm. Die gelernte diplomierte Krankenschwester hat in Hemer vor einigen Jahren das Netzwerk Demenz gegründet. "Wir beraten Menschen, in deren Familie ein (Verdachts-)Fall dieser Krankheit auftritt." Im Anfangsstadium der Krankheit bemerken es die Menschen schon, dass etwas mit ihnen nicht stimmt", erläuterte Gille, "es hilft aber nicht, die Erkrankten ständig zu verbessern und zu belehren." Viel besser sei es, die Demenz einfach als Krankheit zu akzeptieren und vor allem viele Situationen mit den Betroffenen einfach mal mit Humor und Heiterkeit zu nehmen.

"Singen ist das einzige Ganzkörperinstrument"

Der Abschluss der Talkshow war dann Ursula Schwingel vorbehalten. Die langjährige Gesangslehrerin an der Musikschule unterrichtet Schüler zwischen 12 und 80 Jahren - mit unterschiedlichen Methoden. "Junge Schüler lasse ich auch schon mal durch den Raum laufen und verschiedene Töne von sich geben, das würden ältere Menschen wohl nicht mehr wirklich mögen", so die im Saarland geborene Ursula Schwingel mit einem Schmunzeln. Was sie und ihren Unterricht denn von den anderen Musikpädagogen an der Musikschule unterscheide, wollte Hans-Hermann Stopsack von ihr wissen. "Singen ist ein Ganzkörperinstrument," formulierte die ausgebildete Bühnensängerin die Antwort, "der Mensch singt, wenn sein Herz voll ist und er nicht sprechen kann." Schlimm finde sie hingegen diejenigen, die nur noch Töne produzieren.

Autor:

Christoph Schulte aus Hemer

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