Palliativmedizin 2018

Dr. Katja Sielhorst

 Dr. Katja Sielhorst referiert beim Hospizkreis Menden

Vor neun Jahren wurde die Palliativabteilung der Paracelsus Klinik in Hemer eröffnet, deren leitende Ärztin Frau Dr. Sielhorst ist. Palliativmedizin ist spezialisiert auf Schmerzbehandlung, Luftnotbeseitigung oder – reduzierung, Bekämpfung von Übelkeit. Solche Behandlung leistet auch die ambulante Palliativmedizin. Ein Palliativnetz gewährleistet die Versorgung der Patienten zu Hause, im Heim und im Hospiz rund um die Uhr, wobei Hausärzte als Palliativärzte tätig sind. In dieses Netz können auch Seniorenheimpatienten eingeschrieben sein. Die Referentin berichtete beim öffentlichen Montagstreff über die Belegung, Vernetzung, Versorgung, Ausstattung der Palliativabteilung, die Behandlung der Patienten und über die Zukunftswünsche des fachkundigen Pflegepersonals. Haus- oder Fachärzte können die Patienten einweisen. Es gibt auch Notfallaufnahmen. Sinnvoll vorab ist eine Platzabfrage. Die meisten Patienten haben Tumore. Oftmals kommen sie nach belastenden Chemotherapien körperlich geschwächt auf die Palliativabteilung und können dort an Leib und Seele wieder aufgebaut werden. Eine Palliativstation unterscheidet sich von einer üblichen Krankenhausstation. Es gibt dort zwar normale Krankenzimmer. Sie werden jedoch vorrangig als Einzelzimmer belegt. Der Personalschlüssel ist günstiger bemessen: 4 Zimmer – 2 Schwestern. In Hemer gibt es ein kleines Wohnzimmer als Rückzugsraum und eine große Terrasse. Eine Palliativstation soll Ruhe ermöglichen, wohnlich und funktionell sein. Um die Palliativabteilung in Hemer entsprechend ausstatten zu können wurde ein Förderverein gegründet. Die Krankenschwestern müssen zusätzlich eine Palliativausbildung absolviert haben, geduldig, einfühlsam und sollten nicht zu jung sein; denn zusätzlich zu einer spezialisierten stationären Palliativmedizin und – pflege, die außergewöhnliche Wundverbände, Verbände und Infusionen beinhaltet, wird ein Hauptaugenmerk auf Gespräche, Betreuung in der Sterbephase, Betreuung der Angehörigen und auf die Vorbereitung der Entlassung nach Hause, ins Pflegeheim oder ins stationäre Hospiz gelegt. Die Patienten werden zum Sitzen motiviert und bekommen Wunschkost, auch mal ein Bier oder Eis. Die medikamentöse Ausstattung der Palliativabteilung beinhaltet alle üblichen Tabletten, Schmerzpflaster, Vitamine, Ernährungslösung, teure Mittel gegen Übelkeit, Methadon. Neuerdings ist auch Cannabis erlaubt zur Verbesserung der Lebensqualität. Ca zwei- bis fünfmal in der Woche trifft sich Dr. Sielhorst mit Facharztkollegen, die alle den selben Patienten behandeln, Onkologe, Chirurg etc. um den weiteren Behandlungsverlauf zu beraten. Abgerechnet wird mit der Krankenkasse. Sie bezahlt nach bestimmten Vorgaben: Neun Stunden pro Woche, abzüglich der Physiotherapiezeit, sollte sich Zeit für einen Patienten genommen werden; dann gibt es einen Zuschlag auf die Kosten der internistischen Medizin von ca 1200 Euro bis 1770 Euro. Auch der Hospizkreis Menden trägt mit seinem wöchentlichen Gesprächsangebot für die Palliativpatienten zum Erreichen der Neun-Stunden-Vorgabe bei. Die Krankenkasse legt eine Verweildauer von 7 bis 10 Tagen zugrunde. Wenn vor dieser Zeit ein Patient verstirbt kann die zusätzliche Medikation nicht abgerechnet werden. Für das Fachpersonal der Palliativabteilung der Paracelsus Klinik bleiben einige Wünsche offen wie z.B. Möglichkeit der Abrechnung für andere schwerste Krankheiten, nicht nur für Tumorerkrankungen; Erstattung von Naturheilmitteln für Palliativmedizin; einen größeren Bekanntheitsgrad; mehr Pflegepersonal. In 4 Jahren wurden in der Palliativabteilung ca 1000 Patienten versorgt.

Autor:

Anni Grüne aus Menden (Sauerland)

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