Julia Hagenacker, Redaktionsleiterin der Rheinischen Post in Moers moderierte eine spannende Podiumsdiskussion zum § 219 a (Werbeverbot für Abtreibungen)

v.l.: Anja Butschkau, Stefanie Walbrunn, Kirstin Dinse-Yildiz, Angelika Lüdecke, Julia Hagenacker
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Der SPD Stadtverband hatte am Freitag 08. Juni zur Diskussion in die alte Volksschule am Südring eingeladen. Die stellvertretende Vorsitzende Martina Barwitzki-Graeber begrüßte die Besucher und nahm gleich Bezug auf die eigene Biographie: „Ich hätte nie gedacht, heute noch einmal eine politische Auseinandersetzung führen zu müssen, von der wir Frauen gemeint haben, sie bereist in den 70ziger Jahren erfolgreich überwunden zu haben.“

Um sich herum aufs Podium eingeladen, hatte Julia Hagenacker die frauenpolitische Sprecherin der SPD Landtagsfraktion Anja Butschkau und Frauen aus der Schwangerschaftsberatung vor Ort, Stefanie Wallbrunn von der AWO, Kirstin Dinse-Yildiz von der evangelischen Beratungsstelle Duisburg-Moers und Angelika Lüdecke, Schwangerschaftsberaterin beim Sozialdienst katholischer Frauen. Anja Butschkau machte den temperamentvollen ersten Aufschlag: „Frauen schaut Euch die Debatte im Landtag vom 21. September an, ist immer noch online, da bekommt Ihr die ganze Bandbreite einer rückwärtsgewandten Argumentation mit, die wohl am liebsten das Frauenbild der 50ziger Jahre wieder haben möchte, bis hin zu Äußerungen wie: Frauen sind bei einer Schwangerschaft hormonell bedingt in einer Ausnahmesituation und nur beschränkt urteilsfähig!“ Stirnrunzeln, ungläubiges Kopfschüttelen, empörtes Lachen, Stefanie Wallbrunn:„ Keine Frau die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheidet, läuft doch Hurra rufend aus dem Beratungsgespräch auf die Straße.“ Alle anderen pflichteten bei, Kirstin Dinse-Yildiz: „Es gibt in unserer alltäglichen Praxis keine Lösungen, die alle glücklich machen, jeder Fall hat besondere Aspekte, sein für und wieder.“ Angelika Lüdecke: „Wichtig ist ein leichter, immer aktueller Zugang zu Informationen, welche Ärzte in meiner Nähe qualifiziert sind, einen Schwangerschaftsabbruch durchzuführen.“ Alle waren sich einig dass der § 219 a, der laut Anja Butschkau noch aus dem Jahre 1933 stammt, keinen Sinn macht: Kirstin Dinse-Yildiz:„ Kein Arzt wird doch mit Leuchtreklame und Großanzeigen mit Niedrigpreisen für Schwangerschaftsabbrüche werben!“ Hingewiesen wurde immer wieder auf viele, ganz unterschiedliche, individuelle Gründe, sich für einen Schwangerschafstabbruch zu entscheiden, Stefanie Wallbrunn: “Keiner von uns favorisiert Schwangerschaftsabbrüche, aber wir erleben Lebenssituationen, in denen wir eine solche Entscheidung nachvollziehen können. Es steht uns auch kein Urteil zu. Es ist und bleibt das Recht jeder Frau, sich hier frei und unbeeinflusst zu entscheiden.“ Und dann wurde die Frauenärztin Kristina Hänel, die bei der Anreise aus Gießen mit der DB im ICE in Frankfurt hängen geblieben ist und es nicht mehr pünktlich geschafft hätte, per Tonschaltung life zugeschaltet und zu Ihrer Verurteilung wegen angeblicher Werbung für Schwangerschaftsabbrüche auf ihrer Praxishomepage befragt: „Da gibt es selbsternannte „Lebensretter“, die sich darauf spezialisiert haben, die Internetauftritte meiner Kolleginnen und Kollegen nach vermeintlichen Werbeverstößen zu durchforsten. Bei mir musst Du Dich erst durch die Seiten hindurchklicken bis zu der Information, dass ich auch Schwangerschaftsabbrüche durchführe und dann bekommst Du auf Anfrage weitere Informationen zugeschickt“ Unter großem Applaus der Zuschauer unterstrich die Ärztin ihre Absicht das Verfahren bis vor das Bundesverfassungsgericht zu bringen. Nach fast zwei Stunden ging eine sehr emotionale, aber immer sachliche Diskussion unter Beteiligung des Publikums zu Ende. Der Vorhang ging zu und keine Fragen blieben offen, bis auf eine: Wo waren eigentlich die SPD-Frauen im Publikum?

Autor:

Konrad Göke aus Moers

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