Nicht erst im Ernstfall - Ja oder Nein zur Organspende

Die Entscheidung für oder gegen eine Spende kann durch das Ausfüllen eines Organspendeausweises klar und deutlich dokumentiert werden. Foto: Meyer
3Bilder
  • Die Entscheidung für oder gegen eine Spende kann durch das Ausfüllen eines Organspendeausweises klar und deutlich dokumentiert werden. Foto: Meyer
  • hochgeladen von Martin Meyer

Wer beschäftigt sich schon gerne mit dem Tod und damit, was im Ernstfall mit seinem Körper passieren soll. So stehen meist die Angehörigen vor einer schweren Entscheidung - Organspende ja oder nein? Dabei ist eine Antwort auf diese Frage für andere Menschen lebenswichtig.
„Für viele Menschen, die einen Angehörigen verloren haben, ist es schwer, eine Entscheidung zu treffen. Vor allem bei jungen Unfalltoten ist es vielen Hinterbliebenen oft nur schwer verständlich zu machen, dass eine Organspende wichtig sein kann“, sagt Dr. Udo Bredenkötter, Oberarzt in der Abteilung für Anästhesie und operative Intensivmedizin im Prosper-Hospital in Recklinghausen. „Es ist sehr hilfreich, wenn sich die Menschen vorher Gedanken darüber machen und sich mit dem Thema Organspende vertraut machen“, so der Mediziner.
Zurzeit stehen bundesweit 12.000 Patienten auf einer Warteliste für eine Organspende. Davon warten alleine 8.000 auf eine neue Niere. Doch jährlich können nur rund 4.700 Transplantationen durchgeführt werden. „Wir müssen etwas tun“, fordert Klaus Belz, Vorsitzender des Recklinghäuser Nierenkranken e.V.. Ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Situation ist für ihn das neue Transplantationsgesetzt, das Ende Mai im Bundestag verabschiedet wurde.
Dieses Gesetz regelt klar den Ablauf einer Organspende; von der Feststellung des Hirntodes eines Patienten, über die Einwilligung zur Organspende durch den Patienten oder dessen Angehörigen, bis hin zur Verteilung der gespendeten Organe. Klaus Belz ist sich aber nicht sicher, ob das neue Gesetz zu einem Ansteig der Organspendezahlen führt: „Das Problem ist, dass das Gesetz keine verpflichtende Erklärung der Menschen vorschreibt.“ Bleibt eine Erklärung des Patienten, etwa durch den Organspendeausweis aus, stünden die Hinterbliebenen vor einer schweren Frage, so Klaus Belz.
Der einfachste Weg, um seiner Familie die schwere Entscheidung im Bezug auf eine Organspende abzunehmen ist es, einen Organspendeausweis mit sich zutragen. Dieser ist eine Willensentscheidung und zeigt klar und deutlich, ob man zu einer Spende bereit ist oder nicht. „70 bis 80 Prozent der Menschen würden einer Organspende zustimmen. Doch nur bei rund 15 Prozent ist diese Willensentscheidung auch in irgendeiner Form dokumentiert“, sagt Klaus Belz.
Der Schritt zu so einer Erklärung ist für viele Menschen mit Ängsten verbunden. „Viele haben unnötig Angst vor einem falsch festgestellten Hirntod“, sagt Dr. Udo Bredenkötter. „Es ist nicht zu befürchten, dass das passiert. Die Hirntod-Diagnostik ist zu 100 Prozent sicher.“
Oft ist auch den Menschen nicht klar, ob sie für eine Organspende überhaupt in Frage kommen. Dabei wird im Ernstfall jeder Spender gründlich untersucht. „Die Funktion des einzelnen Organs ist entscheidend“, sagt Prof. Dr. Martin Büsing, Chefarzt der Neurochirugie im Knappschaftskrankenhaus in Recklinghausen. „Ich habe vor kurzem sogar einer 85-jährigen Frau eine Niere zur Organspende entnommen“, so der Arzt, der vor einigen Jahren in Bochum das Transplantationszentrum mit aufgebaut hat.
Es besteht ein dringender Bedarf, über das Thema Organspende aufzuklären. Jedes Jahr muss auf ein neues auf das Thema aufmerksam gemacht werden. Leider fangen die Menschen erst im Ernstfall an, darüber nachzudenken, da sind sich Klaus Belz, Dr. Udo Bredenkötter und Prof. Dr. Martin Büsing einig. Seit über 30 Jahren findet etwa bundesweit der Tag der Organspende statt. Mit solchen Aktionen soll auf das Thema aufmerksam machen und die Menschen dafür sensibilisieren. „Die Menschen reagieren bei dem Gedanken an den Tod oft irrational. Das führt sehr oft zu einer Entscheidung gegen die Organspende“, sagt Udo Bredenkötter. Ein Dilemma für die Menschen, die auf ein überlebenswichtiges Spenderorgan warten.

Information

Über das Thema Organspende klären bundesweit viele Institutionen auf. Als Ansprechpartner stehen die Bundeszentrale für medizinische Aufklärung oder die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) zur Verfügung. Vorort können sich Angehörige und Patienten an die Fachärzte in den Krankenhäusern und Vereine, wie den Recklinghäuser Nierenkranken e.V., wenden. Organspendeausweise gibt es unter anderem in Apotheken und Krankenhäusern.

Autor:

Martin Meyer aus Datteln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.