Diskussion um das LÜSA-Altenheim

Egal, wann man in den letzten Tagen die Zeitung aufschlug, es gab mindestens einen Leserbrief zum Thema "Lüsa-Altenheim".

Zur kurzen Zusammenfassung: Viele alte Ex-Drogenabhängige leben bei in der Wohneinrichtung des Lüsa-Projektes(Langzeit-, Übergangs- und Stützungsangebot) an der Platanenallee in Unna. Sie sind inzwischen 50 bis 60 Jahre alt. Damit sie in Würde alt werden können, soll ein Seniorenheim entstehen, das ihren Bedürfnissen gerecht wird. Im ehemaligen Schwesternerholungsheim in Hemmerde-Dreihausen sollen alternde Drogenabhängige in Zukunft ihren Lebensabend verbringen. Der Caritasverband Unna hatte das Haus als Kurzzeitpflegeheim genutzt. Seit einigen Jahren steht das Gebäude leer und ist wohl auch sanierungsbedürftig.

Schon im letzten Jahr gab es rege, teilweise erbitterte Diskussion. Nun ist die Finanzierung geglückt, wie man der Presse entnimmt und es geht in die Planung. Es gab auch eine Bürgerversammlung, um die Ängste der Anwohner ernst zu nehmen und auf einer sachlichen Ebene zu diskutieren.

Ich will hier gar nicht die ganzen Pro und Contra-Argumente aufgreifen und neu diskutieren. Was mich sehr erschreckt hat, war der Ton und Inhalt einiger Leserbriefe. Da wurde gesagt, dass die "Junkies" doch selbst schuld seien und dann halt in der Gosse bleiben sollten. Da wurde gesagt, dass diese Leute aufgrund ihres Lebenswandels eine menschenwürdige Behandlung im Alter nicht "verdient" hätten. Da wurde gesagt, dass es nicht einzusehen sei, dass diese Menschen besser behandelt würden, als solche die ihr Leben lang gearbeitet hätten. Ich denke diese Beispiele reichen... mir wurde echt übel, als ich diese Äußerungen gelesen habe. Fangen wir jetzt an, verschiedene Klassen von Menschen einzurichten und je nach "Lebensverdienst" werden diese dann unterschiedlich behandelt? Muss man demnächst nachweisen, ob man sich menschenwürdige Pflege verdient hat? Wer entscheidet dann darüber? Lassen wir Menschen, die in ihrem Leben Fehler gemacht haben, gestrauchelt und gefallen sind, dann in der Gosse liegen? Wer kann mit Sicherheit sagen, dass ihm oder seinen Angehörigen so etwas nicht passiert? Vielleicht hat man eine Krise im Leben, vielleicht wird man psychisch krank, arbeitsunfähig? Vielleicht greift man dann zu Alkohol, Psychopharmaka oder Drogen? Das Risiko psychisch krank zu werden, steigt in den letzten Jahren immer mehr an.

Liebe Mitmenschen, bevor ihr über andere urteilt, denkt einmal nach. Jeder kann von der Hilfe anderer oder vom Sozialwesen abhängig werden. Ich wünsche allen Betroffenen, dass sie sich dann nicht solche Äußerungen anhören müssen.

Autor:

Heike Palm aus Unna

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