Wohnungsmangel trifft Frauen in Not hart

Massiver Mangel an Wohnraum für Frauen in Notlagen, so die Bilanz 2017 des Frauenforums Kreis Unna. Den Bericht und die Aktion des Paritätischen zum Recht auf Wohnen stellten vor: v.l. Anja Wolsza, Leiterin Wohnhilfe, Christina Schulz, Beratungsstelle und Dorothée Schackmann, Geschäftsführerin Paritätische Kreis Unna.
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Von St. Reimet

Die eigene Wohnung rückt für immer mehr Frauen und Mütter in Not in unerreichbare Ferne. Das Frauenforum im Kreis Unna beklagt wachsende Probleme bei der Vermittlung von Gewalt betroffener Frauen. Sie bleiben deutlich länger in Kurzübernachtungsstellen, eine Belastung auch für ihre Kinder. Steigende Mieten verringern das Angebot im Kreis Unna erheblich und mit HartzIV lässt sich Wohnraum kaum noch bezahlen.

Fast 60 Frauen, betroffen durch häusliche Gewalt, konnte die Frauenübernachtungsstelle im letzten Jahr kein Bett anbieten. Als Bittstellerinnen mussten sie Alternativen im Familien- oder Freundeskreis suchen. Fanden sie oft nicht und mussten in ihr Wohnumfeld zurück kehren. „Dabei ist die eigene Wohnung die Grundlage für eine aktive Umgestaltung der Lebensumstände“, betont Anja Wolsza, Leiterin der Wohnhilfe bei der Vorstellung des Jahresbericht. Jede dritte Frau lebe teils bis sechs Monate und länger im Frauenhaus. Die 20 Plätze des Frauenhauses waren nahezu stets ausgelastet, berichtet Leiterin Christina Schulz.
Halbiert hat sich die Zahl aufgenommener Frauen in der Frauenübernachtungsstelle. Die sieben Plätze seien nahezu ganjährig belegt gewesen. Von 16 Frauen insgesamt konnten nur vier in eine Mietwohnung umziehen. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim teilstationären Angebot. Hier musste ein zehnter Platz eingerichtet werden für Frauen und Mütter die akut von Wohnungsverlust bedroht sind.
Keine bezahlbaren Sozialwohnungen
Je länger die Aufenthaltsdauer in der Einrichtung, desto eher ziehen die Frauen wieder zurück. Von den Hilfsangeboten des Frauenforums erfahren Betroffene häufig über das JobCenter. Für Suchende eine Sozialwohnung zu finden wird immer schwieriger. Trotz Neubau schrumpfe das mit Sozialunterstützung bezahlbare Angebot. Häufig überstiegen die Energiekosten das Budget erheblich. Zudem sei der Druck auf Mietwohnung weiterhin hoch. Vielen Frauen fehle es an organisatorischen, auch sprachlichen, Fähigkeiten, die Abläufe zum Wohnungserwerb zu steuern.
Hier unterstützte die Beratungstelle des Frauenforums in 2017 mit sog. Kultur- bzw. Sprachmittlerinnen. Oft mussten ausländischen Frauen zweckmäßige Hygiene und persönliche Pflegemöglichkeiten nahegebracht werden.
Mit der schlechten Vermittlungssituation bewegt sich der Kreis Unna im Mittelfeld der NRW-Regierungsbezirke. So unterscheide sich die Lage grundsätzlich nicht von der in Dortmund, wie Anja Wolsza darstellte. Zur Lösung der Wohntraumprobleme ist das Frauenforum durch Regionalkonferenzen in Kontakt mit benachbarten Beratungseinrichtungen. Und auch mit Wohnraumabietern, wie etwa der UKBS. Hier gebe es zwar Signale, auch weiterhin sozialen Wohnungsbau voranzutreiben. Allerdings bedeute geförderter Wohnraum nicht unbedingt auch bezahlbar. Immer öfter entspreche das Angebot anderen Kriterien wie Familien- oder Seniorenwohnungen. Immer öfter reiche die HartzIV-Leistung nicht zur Deckung der Wohnkosten aus, insbesondere für die Energie sei der Anteil nicht mehr zeitgemäß. 
Lebensumstände
Konzentrieren möchte sich das Frauenforum auf Beratung zur Veränderung persönlicher Lebensumstände. In 2017 nahm eine Sozialarbeiterin ihre Arbeit im Frauenhaus auf. Die im Rahmen des zweijährigen NRW-Projekts „Zukunftsperspektive gewaltfrei Wohnen – Frauenhaus PLUS“ tätige Fachkraft gibt Hilfestellung bei der Suche nach Wohnraum, organisiert die Umzugsphase mit und berät auch bis zu neun Monate nach dem Auszug. Sie begleitete fünf Frauen mit sechs Kindern erfolgreich auf ihrem Weg in die eigenen vier Wände. „Sie kümmert sich gezielt um Suche und Alltagshilfe“, erklärt Christina Schulz.
Das Frauenforum unterstützt die Kampagne „Mensch, Du hast Recht!“ des Paritätischen. In diesem Jahr feiert der Sozialverband den 70. Jahrestag der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen. Hauptthema: Das Recht auf angemessenen Wohnraum für jeden Menschen. Dieses Recht möchte Dorothée Schackmann, Geschäftsführerin des Paritätischen Kreis Unna, auch für die Bewohnerinnen des Frauenforums realisiert sehen.

Massiver Mangel an Wohnraum für Frauen in Notlagen, so die Bilanz 2017 des Frauenforums Kreis Unna. Den Bericht und die Aktion des Paritätischen zum Recht auf Wohnen stellten vor: v.l. Anja Wolsza, Leiterin Wohnhilfe, Christina Schulz, Beratungsstelle und Dorothée Schackmann, Geschäftsführerin Paritätische Kreis Unna.
Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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