Neue Runde, neues Glück: Was steht in der Tarifrunde 2016 für die Metallindustrie auf dem Spiel?

Zum Jahresanfang hat Südwestmetall-Vorsitzender Stefan Wolf für die anstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie eine klare Strategie angekündigt. Gegenüber der Deutschen Presseagentur betonte Wolf, dass ein „kräftiges Maßhalten“ das oberste Ziel sei. Werden Produktivitätsplus sowie Inflation berücksichtigt, sei ein Spielraum zwischen höchstens 1,2 bis 1,4 Prozent vorhanden. In diesem Zusammenhang wies IG Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger genaue Angaben über geforderte Zahlen zurück. Es sei noch zu früh, genaue Angaben über Zahlen in den Raum zu werfen.

Aktuelle Tarifverhandlungen fokussieren sich vermutlich nur auf Lohnsteigerungen

Die vergangene Tarifrunde wurde in Baden-Württemberg mit einer finanziellen Neuregelung sowie neuen Bedingungen zur Alters- und Weiterbildungsteilzeit beendet. Bei der Firma BMK Baumann sowie in zahlreichen anderen Betrieben sind deutschlandweit etwa eine halbe Million an Menschen in der Elektro- und Metallindustrie tätig. In diesem Jahr bevorstehende Verhandlungen sind vermutlich jedoch nur Lohnsteigerungen gewidmet. Wie Gewerkschaftschef Zitzelsberger verlauten ließ, spreche aus aktueller Sicht einiges für eine bevorstehende Lohnrunde. Diese Vermutung wird auch von Südwestmetall-Chef Stefan Wolf gestützt.

Informationen über genaue Zahlen wurden noch nicht bekannt gegeben

Eine entsprechende Forderungsempfehlung möchte die IG Metall am 28. Januar der Öffentlichkeit vorstellen. Ungefähr sechs Wochen vor Beendigung des aktuellen Tarifvertrags – das entspricht dem Zeitraum von Mitte März – werden die Verhandlungen nach Aussagen von Zitzelsberger vermutlich beginnen. Obwohl noch keine Zahlen veröffentlicht wurden, geht der Gewerkschaftschef von einem deutlichen Plus aus. Die wirtschaftliche Produktivität bewegt sich im Bereich zwischen einem sowie 1,5 Prozent. Die Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank bewegt sich bei knapp unter zwei Prozent und der verteilungsneutrale Spielraum beläuft sich auf etwa drei Prozent. Klagen vieler Arbeitgeber über zu hoch angesetzte Ergebnisse seien für Zitzelsberger „nicht nachvollziehbar“. Offensichtlich sei, dass privater Konsum offensichtlich der stärkste Treiber der Konjunktur ist. Eine Lohnsteigerung wirkt sich auf diese Weise auch stets direkt oder indirekt auf die Metall- und Elektronikindustrie aus.

Sind die Forderungen der Metallbranche „aus der Relation geraten“?

Dieser Behauptung widerspricht Südwestmetall-Vorsitzender Stefan Wolf, der die aktuelle Situation in der Metallindustrie als „aus der Relation geraten“ bezeichnet. Im Vergleich zu anderen Branchen sind die Löhne in der Metallindustrie deutlich höher. Auch innerhalb der Branche sind einige Firmen über die aktuelle Entwicklung nicht erfreut. Wie Dietrich Birk als Geschäftsführer des Maschinenbauverbands VDMA bestätigt, sind die letzten beiden Tarifrunden nicht spurlos an weiten Teilen des Maschinenbaus vorübergegangen. Aus der Perspektive einiger Unternehmen bewegten sich die Lohnsteigerungen deutlich über dem Verteilungsspielraum.

24-stündige Warnstreiks ohne Urabstimmung?

Bei der bevorstehenden Tarifrunde möchte die IG Metall ein neues Mittel des Arbeitskampfes versuchen. Eines dieser Arbeitskampfmittel sollen 24-stündige Warnstreiks sein, über die noch keine Urabstimmung stattgefunden hat. Wie Zitzelsberger erklärt, wurden in der Vergangenheit insbesondere in den Unternehmen Warnstreiks durchgeführt, die schon gut aufgestellt gewesen sind. Nun soll die Aktionsfähigkeit im Rahmen der Streiks erweitert und vergrößert werden.

„Der Bogen ist überspannt“: kritische Stimmen werden laut

Im Gegenzug bezeichnet Südwestmetall-Chef Wolf das geplante Vorhaben als „falsches Signal“. Werden in der Metallbranche komplette Werke lahm gelegt, könnte insbesondere die Zulieferbranche zu Lasten der Industrie deutschlandweit in Mitleidenschaft gezogen werden. Als mögliche Folge könnten Aufträge aus dem Ausland abgezogen werden. Wie Wolf kritisiert, sollte die Gewerkschaft den „Bogen nicht überspannen“.

Die größte Tarifrunde in diesem Jahr

Die im März für die Metall- und Elektroindustrie ausstehenden Tarifverhandlungen werden im Jahr 2016 vermutlich die größte Tarifrunde Deutschlands sein. Die IG Metall sowie Arbeitgeber verhandeln über Abschlüsse von über 3,5 Millionen Arbeitgebern. Tarifverhandlungen in dieser Größenordnung werden vermutlich bis Ende 2017 nicht mehr durchgeführt. Im Jahr 2015 wurde eine Gehaltserhöhung von 3,4 Prozent vereinbart. Mit dieser Vereinbarung hatten die Tarifparteien einen Streik in der Schlüsselbranche abgewendet. Dieser Abschluss hätte nach Aussage von Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger bereits die „absolute Grenze des Möglichen“ überschritten. Zur Erreichung dieses Ziels hatte die IG Metall im Vorjahr über 850.000 Beschäftigte zu Warnstreiks aufgerufen. Diese Einigung wies für Metaller das „dickste Reallohnplus“ auf. Ursprünglich forderte die Gewerkschaft 5,5 Prozent. Im Gegenzug bot die Südwestmetall ein Plus von 2,2 Prozent an Lohn und Gehalt an.

Neuregelungen nach den Tarifverhandlungen im Jahr 2015

Zusätzlich wollte der Verband die damalige Altersteilzeitquote von etwa vier Prozent der Belegschaft halbieren. Diese Forderung wehrte die IG Metall ab und erzielte die Regelung, dass Bezieher von geringen Einkommen zukünftig ungefähr 90 Prozent des bisherigen Nettolohns während der Altersteilzeit erhalten. Des Weiteren würden Beschäftigte seitdem deutlich an guten Gewinnen der Betriebe beteiligt. Forderungen seitens der IG Metall nach einer bezuschussten Weiterbildungsteilzeit wurden insofern realisiert, als dass Unternehmen mit finanziellen Mitteln aus der Altersteilzeit Weiterbildungswillige unterstützen könnten. Arbeitgeber bewerten es als positiv, dass von der Gewerkschaft geforderte Ansprüche Beschäftigter auf Zuschüsse für Weiterbildungen aus dem Topf für Alterszeit genommen werden dürfen.

Autor:

Frank Obendorfer aus Unna

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