Ein preußischer Perser: Dr. Cyrus Afchani hat seine Geschichte aufgeschrieben

Dr. Cyrus Afchani will mnit seinem Buch Immigranten Mut machen: Jeder kann es in Deutschland schaffen. | Foto: Barbara Zabka
  • Dr. Cyrus Afchani will mnit seinem Buch Immigranten Mut machen: Jeder kann es in Deutschland schaffen.
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Eine "zielstrebiger Visionär" hat seine unglaubliche Lebensgeschichte aufgeschrieben. Dr. Cyrus Afchani (87) will mit seiner atemberaubenden Biografie junge Menschen ermutigen, unsere Bildungschancen zu nutzen.

Afchani ist der festen Überzeugung, dass jeder sein Schicksal selbst in die Hand nehmen kann. Und - dass Träume wahr werden können. Seine Biografie trägt den Titel "Ein preußischer Perser wird Arzt".

"Arzt zu werden - das war nicht mein Traum", erzählt Cyrus Afchani im Gespräch. "Arzt zu werden - war mein Ziel. Für das ich lange und schwer gearbeitet habe." Er hat es geschafft und sein Beruf als Arzt bedeutete für ihn mehr, als nur der tägliche Broterwerb. "Eigentlich war es meine Berufung", meint er rückblickend im Gespräch. Geschrieben hat er seine Memoiren für die Heranwachsenden. Und da hat er besonders an die vielen Flüchtlingskinder gedacht.

Seit 22 Jahren ist Afchani jetzt im Ruhestand. Aber er ist umtriebig wie eh und je. Mit seiner Frau Edith (75) wohnt er in Annen und genießt den herrlichen Blick übers Ardeytal. Man schrieb das Jahr 1956, als der 28-jährige Cyrus aus seiner persischen Heimat nach Deutschland reiste, um Medizin zu studieren. Nicht als Flüchtling - sondern als entschlossener Student kam er nach Mainz. Mit Fleiß, ohne finanzielle Unterstützung, mit unbändigem Willen und großer Ausdauer wurde er keine 13 Jahre später Facharzt für Innere Medizin.
Über diesen, seinen Lebensweg schreibt er sehr bewegend in dem vorliegenden Buch. Seine Geschichte liest sich so lebendig, als wäre alles gerade heute passiert. Er beschreibt seine Kindheit als das älteste - aber "mickrigste" Kind von sechs Geschwistern. Er berichtet von der schwierigen Zeit beim Militär, seiner ersten Liebe, mit der er als Bahaiì nicht zusammenkommen durfte, seiner Leidenschaft für persische Musik und dem Spiel auf der Geige. Und natürlich auch von den acht harten Jahren in der Erdölraffinerie in Abadan. Damals lernte er, sechzehn Stunden am Tag zu arbeiten und sparte für sein Studium. Schließlich schildert der Arzt und Autor den Neustart in Deutschland, wo er nicht nur seine eigene Praxis eröffnete, sondern auch sein privates Glück fand.

Cyrus Afchani ist ein guter Erzähler. "Was man erlebt hat, das vergißt man nicht", betont er im Gespräch. Sein Tagebuch war immer sein intimster Begleiter. "Diesen kleinen Büchern habe ich Zeit meines Lebens meine innersten Geheimnisse anvertraut", erzählt er andächtig. Fein säuberlich in persisch geschrieben - diese Erinnerungen sind wirklich privat.

Seinen unbändigen Ehrgeiz hat der Visioniär von seinem Vater geerbt. Vor ihm hat er noch heute große Hochachtung. "Vater hat einmal ein französisch-persisches Wörterbuch handschriftlich verfasst", erzählt der "preußische" Perser. "Bücher waren damals unerschwinglich teuer." Das Orginal befindet sich heute im Gutenberg-Museum.

In seine Heimat ist Afchani nicht mehr zurückgekehrt. "Unter den Ayatollahs war das keine Alternative mehr", sagt er - etwas wehmütig. Manchmal hat er Sehnsucht - nach der Musik und der Kultur. Und lächelt seine Edith an. Und Edith lächelt zurück.

Das Buch "Ein `preußischer` Perser wird Arzt" ist als Hardcover mit Schutzumschlag in der Edition Fischer erschienen. Es hat 164 Seiten, kostet 12,95 Euro und ist im Buchhandel erhältlich. Text und Foto: Barbara Zabka

Autor:

Thomas Meißner aus Witten

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