Es wird gemordet! Weihnachtslesung im Café Stilbruch Gladbeck

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Ja, es wurde wieder viel und ausgiebig gemordet. Im Cafe Stilbruch in Gladbeck bei der Weihnachtslesung. Die neun vortragenden Autoren, die der Veranstalter Harry Michael Liedtke vom Verein Leuchtfeder eingeladen hatte, gaben sich große Mühe, nicht dem Weihnachts Mainstream zu entsprechen. Und das machten sie mit Bravour.
Harry Michael Liedtke begann, im Gegensatz zu seinen sonst recht blutrünstigen Geschichten, mit einer humorvollen Erzählung über einen Krieg im Wohnzimmer zwischen Ihm und Ihr, einem Geschlechterkampf, in dem der Mann mit Pfiffigkeit und Schalk seine Liebste eines Besseren belehrte. Böse Emanzen würden behaupten, es sei etwas frauenfeindlich, aber der Humor war einfach köstlich und traf, liebe Emanzen, den Nagel auf den Kopf.
Als nächstes trug Carsten Cupka aus Oberhausen seine Geschichten
aus seinen Romanen: „Single“ und „Und dann kam sie“ vor. Mit kurzer prägnanter Sprache, die meist im Präsens gehalten war und eigens für die Lesung konzipierten Zwischenkommentaren in Form eines Dialogs und er wehrt sich dagegen, dass die so genannte Fäkalsprache, die allerorts oft gesprochen wird, in Literatur eher verpönt ist.
Ein großer Unterschied hierzu war der Vortrag von Alexander Pentek aus Gelsenkirchen, der mittlerweile seinen fünften Krimi herausgebracht hat und gleichzeitig als Verleger fungiert. Sehr sprachgewandt fließend mutet seine Ausdrucksweise an. „ Das Ruhrgebiet besteht nicht nur aus Dialekt“ meinte er. „ Es besteht aus allen Schichten und man würde das Ruhrgebiert reduzieren. Ich wusste nicht, als ich meinen ersten Krimi schrieb, wie viele Gewalttaten, auch in gehobenen Kreisen, hier verübt werden, schlimmer als in meinen Krimis.“
Danach kam eine von den zwei Ladys des Abends, Maria Mariposa aus Köln. Sie schreibt erst seit zwei Jahren und es war ihre erste Lesung in Cafe Stilbruch. Aber ihre Texte hatten es in sich. Mit einer für eine Frau ungewohnten Offenheit schilderte sie sexuelle Vorstellungen einer Frau, Begierden und Laster, aber auch Ängste und Panik, so dass diese Frau den Weihnachtsmann letztendlich erdolcht. Eine sehr erotische und blutige Weihnachtsgeschichte.
Maria Mariposa schloss mit einem selbstgereimten frivolen Lied und es war gut, dass keine Kinder anwesend waren.
Lars Albrecht aus Gladbeck war der weitere Autor und seine Geschichte sprach aus einer sozialkritischen Sicht in sprachlicher Spitzfindigkeit über die Unmöglichkeit, Bafög, Nebenarbeit, Studium und eventuell Sozialhilfe unter einen Hut zu bekommen.
Nach der kurz eingelegten Pause ergriff Gabriele Pluskota aus Mühlheim das Mikrophon und erzählte in ihrer Geschichte von einer Frau und Freundin, Geliebte und Ehefrau, Eifersucht und dann von einem Mord des treulosen Mannes. Sie trug anschließend zwei Weihnachtsgedichte vor.
Danach erheiterte Bernd Badura aus Oberhausen das Publikum mit seinem schon bekannten „Weihnachtsork“ aus seinem Buch „Worte des großen Meisters“ Sein Vortrag grenzte an einen Poetry Slam, er flüsterte, rief, schrie und brüllte in einer ausgesprochenen Lebendigkeit, satirisch und humorvoll.
Die Märkert Brüder waren aus Bochum angereist. Peter Märkert, Sozialarbeiter und Autor zweier Bücher, las aus seinem Roman „Jeder Einzelne“, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Mit seiner sensitiven leisen Stimme erzeugte er Spannung und vermittelte dem Publikum auch seine eigene Betroffenheit.
Klaus Märkert trug eine satirische Geschichte vor, nahm den Song „Last Christmas“ von „Wham“ zum Anlass für äußerst komische Situationen, die sich ins Groteske steigerten. Sein Stil ist lässig,
mit Vergleichen und Anspielungen auf die Gesellschaft und das alltägliche Leben.
Mein alltägliches Leben war an diesem Abend wie weggeblasen,
nur leider nach drei Stunden nicht mehr so ganz aufnahmefähig.
Oder lag es an der Kamera, dass diese nur noch unscharfe Bilder produzierte? In jedem Fall, als sich alle diese neun Künstler noch einmal auf der Bühne präsentierten, waren die ersten zwei Fotos verwackelt, und dann war die Batterie des Apparates leer.
Das lachende Finale ist also nicht mehr festgehalten.
That´s Life!

Autor:

Ingrid Dressel aus Bochum

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