„Ich bin nicht Dornröschen!“ - Frauen-Ensemble bürstet Märchen im Theater Unten gegen den Strich

Die Skelettanzüge bringen die Merkmale des weiblichen Körpers fast zum Verschwinden. | Foto: Kirch
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  • Die Skelettanzüge bringen die Merkmale des weiblichen Körpers fast zum Verschwinden.
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„Bei unserer Arbeit haben wir festgestellt“, blickt Ruth Hengel, gemeinsam mit Elena Holzheimer künstlerische Leiterin des Projekts „Intergenerationeller Club: Ich bin nicht Dornröschen!“, zurück, „dass es zur Frage, inwieweit die Emanzipation der Frau verwirklicht ist, eine große Bandbreite an Meinungen gibt, die nicht auf einen Nenner zu bringen sind.“ - Dass das zum Ausdruck kommt, ist gerade die große Stärke des Stücks, das derzeit im Theater Unten zu sehen ist.

Die Teilnehmerinnen, die über die Webseite oder die Broschüre des Jungen Schauspielhauses auf das Projekt gestoßen sind, sind zunächst in Form von Fragebögen zu ihrer Haltung befragt worden. Sie sind zwischen 15 und 74 Jahren alt und haben unterschiedliche kulturelle Hintergründe. „Generell lässt sich sagen, dass die älteren Mitwirkenden eher der Meinung sind, es hapere bei der Gleichberechtigung immer noch gewaltig“, resümiert Hengel.
Dass ausgerechnet das Märchen über jene Prinzessin, die erst von einem Mann aus dem hundertjährigen Schlaf erweckt wird, Basis des Stücks ist, ist erst im Laufe der gemeinsamen Arbeit entschieden worden. Hengel erklärt: „Das Märchen ist die Grundlage, an der wir uns entlanghangeln.“ - Ein Ergebnis der Auseinandersetzung mit dem Stoff: So weit ist das zugrundeliegende Rollenbild vom Leben derjenigen Frauen, die die repressiven sechziger Jahre noch erlebt haben, gar nicht entfernt.

Umwerfende Interviews

Ergänzt wird das Bühnengeschehen, in dem das Märchen gegen den Strich gebürstet wird, durch Video-Interviews mit den Teilnehmerinnen zu den zentralen Fragen weiblichen Selbstverständnisses: Sexualität, Macht, Geld, Umgang mit Körpernormen. Der Witz der Frauen ist umwerfend; zugleich entstehen Momente tiefer Ernsthaftigkeit.
Bewegungs- und Erzählelemente bilden ein organisches Ganzes. Auch die Kostüme sind sehr originell. „Die Skelett-Anzüge“, verrät Hengel, „waren schon ganz am Anfang unserer Arbeit da – noch bevor genau feststand, was wir machen. Sie erzeugen eine körperliche Neutralität, die den Bauch einer Schwangeren fast verschwinden lässt.“ - Schließlich, so legt „Ich bin nicht Dornröschen!“ nahe, sind Geschlechterrollen nichts anderes als das Ergebnis einer täglichen Performance. - Absolut sehenswert.

Termine
- „Ich bin nicht Dornröschen!“ ist am Dienstag, 3. Juli, um 18 Uhr wieder im Theater Unten des Schauspielhauses, Königsallee 15, zu sehen.
- Eine weitere Vorstellung folgt am Mittwoch, 4. Juli, um 18 Uhr.
- Zum letzten Mal geht das Stück am Donnerstag, 5. Juli, um 18 Uhr über die Bühne.
- Die Theaterkasse ist unter Tel.: 33 33 55 55 zu erreichen.

Die Skelettanzüge bringen die Merkmale des weiblichen Körpers fast zum Verschwinden. | Foto: Kirch
Die beteiligten Frauen agieren mit viel Spielfreude. | Foto: Kirch
Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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