100 Jahre Einzelhandelsverband: "Karstadt ist Bottrop und Bottrop ist Karstadt"

Als Theodor Althoff im Jahr 1892 die zweite Filiale seines gerade gegründeten Konzerns Althoff in Bottrop eröffnete, konnte er nicht ahnen, dass das Warenhaus noch weit über 100 Jahre danach eine der wichtigsten Adressen der Stadt sein würde.

von Judith Schmitz

In den noch kleinen und bescheidenen Räumen an der Hochstraße 27 verkauften rund 20 Angestellte die Waren. Die Geschäfte liefen gut - schon Mitte der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts reichten die Räumlichkeiten nicht mehr aus. Ein Neubau wurde geplant. Im Herzen der Stadt entstand das neue Warenhaus mit einer Verkaufsfläche von rund 5.000 Quadratmetern.
„Das Karstadthaus ist ja älter als der Einzelhandelsverband“, schmunzelt der Bottroper Karstadt-Geschäftsführer Jürgen Gerbert. „Karstadt gehört zu Bottrop und Bottrop gehört zu Karstadt.“
Heute verfügt Karstadt über eine Fläche von rund 10.000 Quadratmetern, 112 Mitarbeiter sind an der Hansastraße tätig.
Es war im Frühjahr 1943, als ein Bombenangriff das Gebäude schwer beschädigte. Erst 1949 konnte mit der Enttrümmerung des Grundstücks begonnen werden, zwei Jahre später wurde das Althoff-Haus wieder eröffnet. Eine echte Sensation war die neue Lebensmittelabteilung, die - erstmals in einem deutschen Warenhaus - im Selbstbedienungs-System funktionierte.
Im Jahr 1963 mussten sich die Bottroper an einen neuen Namen ihres Kaufhauses gewöhnen. Alle unter „Althoff“ firmierenden Warenhäuser wurden in Karstadt umbenannt.
„Wir haben die Entwicklung in Bottrop hautnah miterlebt“, sagt Jürgen Gerbert im Rückblick. „Wir reden hier wirklich von einem Traditionshaus.“ Dies ist wohl eine Erklärung für die enge Verbundenheit der Bottroper mit ihrem Warenhaus. Besonders zu spüren war diese in den Zitter-Monaten, als die Insolvenz drohte. „Unheimlich viele Stammkunden haben uns ihre Unterstützung signalisiert“, erinnert sich der Bottroper Karstadt-Chef.
Nachdem sich die dunklen Wolken am Horizont verzogen haben blicken alle Verantwortlichen nach vorne. Mit der Wiederbelebung des Hansa Zentrums ist auch für Karstadt ein wichtiger Schritt gemacht, die Attraktivität der Bottroper Innenstadt zu erhalten. „Wir freuen uns aufs Hansa Zentrum“, versichert Jürgen Gerbert. Mit der Ansiedlung von Kaufland auf dem Berliner Platz, dem Umbau des ZOB und der jetzt anstehenden Sanierung des Hansa Zentrums sei die Erneuerung der City sehr gut gelungen, die Achse durch die Innenstadt würde nun wieder geschlossen. „Von Lebensmittel über Elektronik bis hin zu Kleidung - der Verbraucher kann sich in der Bottroper Innenstadt mit allem eindecken“, lobt Jürgen Gerbert. In Zeiten, in denen wieder mehr Menschen vom Land zurück in die Städte ziehen, sei dies genau die richtige Entwicklung. „Einkaufszentren sind austauschbar“, sagt der Karstadt-Geschäftsführer. „Bottrop hingegen hat eine gewisse Urbanität, hier können sie flanieren. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal für die Stadt.“
In den nächsten Monaten wird auch im Bottroper Karstadthaus einiges neu gestaltet werden. Noch liegen die Pläne des Investors Nicolas Berggruen nicht vor, Bewegung in der Warenauswahl und ihrer Präsentation wird es aber vermutlich geben. „Ein Warenhaus lebt ja auch vom Handeln“, so Gerbert.